Deutsch mit Hilfe des Schwyzers Wilhelm Tell lernen – oder mit Schiller

Die Einrichtung gehört schon nach zwei Jahre zu den festen Einrichtungen der Eichendorff-Schule: Sprach- oder Sommercamps für Kinder/Jugendliche mit Flucht- und Migrations-Hintergrund, vielleicht gerade mal drei oder vier Jahre in Deutschland. Eine Einrichtung in den Sommerferien der Schule über drei Wochen, die dieser Tage Staatssekretär Dr. Lösel aus dem Hessischen Kultusministerium nach Kelkheim lockte. Und er erlebte Schüler, die in diesen wenigen Jahren schon eine Menge Deutsch gelernt haben, immer noch nicht genug sicherlich, um sofort in den „strudelnden Strom des Arbeitslebens“ geworfen zu werden, genug aber, um in den drei Wochen Sprachcamp viel, sehr viel zu lernen. Und noch etwas: Deutsche Sommerferien sind lang und nicht jede Familie, die aus einem unsicheren Land, sei es Syrien, sei es Afghanistan, nach Deutschland geflüchtet ist, wird eine Ferienreise unternehmen können. Diese Eichendorff-Schüler verbringen die Ferientage zu Hause, in ihren Familien, in denen nicht Deutsch, sondern die Heimatsprache für die Kommunikation am Esstisch genutzt wird.

Drei Wochen Sprachcamp in der EDS, die sich schon in den vergangenen zwei Jahren bewährten, überbrücken hier vieles. Die deutsche Sprache wird verbessert und mit Hilfe gespielter Szenen, entlehnt aus deutschen Dichtungen, wird den Mädchen und Jungen auch deutsche Kultur näher gebracht.

Im Sprachcamp war Wilhelm Tell das Thema. Und die, mit improvisierten Speeren und Flitzebogen, Armbrust für den Tell ausgerüsteten Darsteller – man mag über die Auswahl des Stückes für Landesfremde denken wie man will – waren begeistert dabei. Hier sollte das Wort Freiheit groß geschrieben, sollte den Mädchen und Jungen die Bedeutung dieses Wortes nahe gebracht werden. Eben auf spielerische Art, indem von der ganzen Aktion auch ein Film gedreht wurde. Das ging so weit, dass die Schüler einen Tag später auf dem Marktplatz Besucher ansprachen, um mit ihnen den Begriff Freiheit zu diskutieren.

So ergab sich denn auch der Umgang mit moderner Technik bis hin zu einigen Themen aus dem MINT-Bereich,

Das alles, und Schulleiter Stefan Haid wies auch den Besucher aus Wiesbaden ausdrücklich darauf hin – kostet Geld. Die Lehrer müssen in diesen Ferientagen bezahlt werden, auch wenn sie auf freie Tage verzichten, aber es sind vor allem auch junge Schüler der EDS, auch ehemalige, die hier einspringen und mit gerade mal zehn Euro in der Stunde entlohnt werden.

Hier sind wieder helfend eingesprungen die Kelkheimer Rotarier, deren neuer Präsident Tobias Schmitt (für ein Jahr) bei der Vorstellung des Gelernten zugegen war wie auch der Leiter der Filiale der Taunus Sparkasse in Kelkheim, Eric Hemmerling. Hier hilft die Stiftung der Taunus Sparkasse „Kinder lachen“. Stefan Haid: „Ohne deren Hilfe wäre das gar nicht möglich.“

Wie erfolgreich an der Schule das Lernen der deutschen Sprache für Schüler mit Migrationshintergrund voran getrieben wird, mag noch einmal ins Gedächtnis zurückgerufen werden, dass fast zwanzig Schüler die erst maximal drei Jahre in Deutschland sind, den Haupt oder Realschulabschluss machten. Einige von ihnen gehen sogar weiter auf die Oberstufe.

Mit Nachdruck unterstrich Haid auch die gute Zusammenarbeit mit der Stadt Kelkheim. So nahmen an dieser Konferenz nicht ohne Grund Stadtrat Stefan Thalheimer (selbst studierter Lehrer) für Bürgermeister Albrecht Kündiger und Petra Bliedtner, die Leiterin des Jugendamtes, teil.

Weitere Artikelbilder



X