Gedanken zum Thema Apfelwein

Die Apfelbäume sind abgeerntet und das Obst wartet nur darauf, zu leckerem Stöffche verarbeitet zu werden. Foto: Heinz Kunz

Unser Leser Heinz Kunz war auf den Streuobstwiesen unterwegs und hat Wissenswertes und Erinnerungen rund um‘s Thema Apfelwein zusammengetragen:
„Ich zitiere mal Stoltze, „es is e wahrer Göttertroppe so Reweblut vom Aeppelbääm“.

Ja, Oktober = Kelterzeit. Unser Äppelwoi oder auch Ebbelwei gesprochen, gehört zu den liebenswerten Seiten Kelkheims. Jetzt ist wieder die Erntezeit für unser „Stöffche“. Früher hat man sei Stöffche selbst gekeltert, ob beim Schäfer Jakob in Hornau oder beim Lehnert in Münster. Jede Gastwirtschaft hatte seine Kelter, seine Äcker mit Äpfel, sein eigenes Stöffche. Und jeder war stolz auf sein eigenes Stöffche, mit seinen eigenen Merkmalen, wie Sorte Kelterapfel, harmonische Mischung von Aroma und Säure.

Die schöne runde Äppelcher mit ihre runde Bäckelcher, die wern geernt, die wern gepflückt, dann wird de Saft eraus gedrückt. Des gibt en prima Äppelwei, un wern trinkt, der bleibt gesund dabei.

Aber bevor unser Stöffche zum Stöffche wird, ist er ein gutes süßes Getränk, der Süße. Direkt aus der Kelter durften wir sogar als Kinder den unvergorenen, frisch von der Kelter rinnenden Saft trinken. Der „Rauscher“ entwickelt sich nach cirka 14 Tagen. Es ist der werdende vollgärende Äpfelwein mit noch etwas unvergorener Restsüße. Unsere Eltern benutzten und schätzten den Rauscher als Hebst-Reinigungskur, wenn man seiner Gesundheit etwas Gutes tun wollte. Ja, wer kennt nicht auch in Kelkheim das Frankfurter Lied „Die Fraa Rauscher aus de Klappergaß“.

Ja, Oktober = Kelterzeit. Die Äpfel wurden vorher in einem großen Bottich gewaschen, dann wurden die Äpfel zur Rätzmühle befördert, zur Maische gemahlen, in die engmaschigen Tücher eingepackt und zwischen den Holzrosten in der Pressmaschine ausgepresst. Reine Handarbeit damals – heute vollautomatisch. Um Weihnachten herum ist dann der neue Äpfelwein ausgegoren, dann wurde nach Tradition der „Neue Helle“ angezapft. Er steht goldig im gerippten Glas und spritzt wie Champagner in die Nase. Jetzt wird er mit Kosenamen bedacht wie „Stöffche“ oder „Babbelwasser“ – weil er so munter macht. Gerne zitiere ich hier die beliebte Volksschauspielerin Liesel Christ: „Willste Dich gesund erhalte, trink ´nen Eppelwoi, en kalte, tut der´s in de Glieder reiße, trink en Eppelwoi, en heiße. Eppelwoi in alle Lage, schafft der stets en gute Mage.“



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