Gemeinsam für die Ukraine: „Wir können nicht still sein“

Motsi Mabuse (2. von re.) und Evgenij Voznyuk (3. von re.) freuen sich über die großzügige Spende von Bernd Geis (re.). Foto: Judith Ulbricht

Kelkheim (ju) – Wenn der Wirt des Alten Rathauses Münster, Bernd Geis, etwas anpackt, dann weiß man, dass es erstens gut wird und zweitens für einen guten Zweck bestimmt ist. So wie das Grünkohlessen in seinem Lokal. Lecker essen und spenden, das war die Devise dieses Abends. Das Alte Rathaus ausgebucht. „Ich hätte noch mehr machen können, aber der Platz reichte nicht“, schmunzelt Geis beim Vororttermin. 600 Euro sind so zusammengekommen und werden an Motsi Mabuse und ihren Mann Evgenij Voznyuk übergeben. Die beiden sind gemeinsam mit Tetyana Fischer von der Initiative „Gemeinsam für die Ukraine“ die Gesichter der beispiellosen Hilfsaktionen, die von Kelkheim aus starteten und immer noch starten. Das Geld wird in den nächsten Transport fließen, der Medikamente und medizinisches Zubehör in die Kriegsregion rund um Dnipro bringt. „Denn es herrscht immer noch Krieg dort“, mahnt Motsi, die bei dem Thema sehr emotional wird. „Tag für Tag sammeln sich Soldaten, Mütter müssen sich verabschieden, es ist schrecklich.“ Das Ehepaar lebt täglich mit den Geschichten aus der Ukraine, Evgenijs Heimat. „Sind wir wirklich nicht weitergekommen, dass wir uns im 21. Jahrhundert mit imperialistischen Allmachtsphantasien rumschlagen müssen?“, fragt sich die Tänzerin. Die beiden wissen, dass viele geflüchtete Frauen wieder zurück in ihr Land wollen. Ein Jahr ohne Männer, ohne Väter, wer kann das ertragen? Um so glücklicher sind sie über Menschen wie Bernd Geis, die nicht müde werden, zu helfen. Und die auch nach einem Jahr Krieg immer noch alles daran setzen, mit ein bisschen Einsatz Gutes zu tun und die Arbeit von Hilfsorganisationen zu unterstützen. „Ich möchte andere dazu anregen, sich einzusetzen, mit weiteren Aktionen, sei es auch ein noch so kleines Stück dazu beizutragen, Menschen in Not zu zeigen: Ihr seid nicht allein“, fasst es der Wirt in prägnante Worte. Auch für ihn ist klar, dass die russischen Truppen die Ukraine verlassen müssen, erst dann kann man über Dinge reden und verhandeln.

Wenn es um die Unterstützung geht, weiß auch Motsi, dass sich inzwischen Einiges geändert hat. In Kelkheim ist sie koordinierter und besser organisiert geworden, nicht allein durch die Arbeit von „Gemeinsam für die Ukraine“. In ihrem Umfeld hat die Tänzerin mitbekommen, dass auch weiterhin viele Prominente spenden, aber das alles nicht mehr an die große Glocke hängen. Wozu auch? Wichtig sei, dass den Menschen klar wird, dass dieser Krieg nicht nur Europa betrifft. „Wir waren in meiner Heimat Südafrika, auch dort ist der Krieg mit seinen Auswirkungen schon längst angekommen. Alle spüren es“, berichtet sie. Und dann richtet sie einen dringenden Appell an die Menschen dort draußen: „Wir können nicht still sein. Das Mindeste, was wir leisten können, ist, dieses Land, aber auch Europa, besser zu machen für die nächste Generation. Die vielen guten Menschen sind zu leise. Lasst uns gemeinsam laut werden.“



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