Gemeinsam kochen, gemeinsam wachsen: Ein Kochevent, das Herzen verbindet

Gemeinsam kochen, gemeinsam schlemmen: Das war das Motto der Teilnehmer des 1. Kochevents im Familienzentrum des Vereins „Miteinander Leben in Kelkheim“. Weitere werden folgen.Fotos: Judith Ulbricht

Kelkheim (ju) – Im Familienzentrum des Vereins „Miteinander Leben in Kelkheim“ wehten an einem besonderen Freitag die verlockenden Düfte von Safran, Koriander und frischem Brot durch die Luft. Es war nicht nur ein Kochevent, sondern eine Begegnung, die den Zauber von Integration auf die Teller brachte. Afghanische Frauen und deutsche Gäste kamen zusammen, um gemeinsam afghanische Gerichte zu kochen, Traditionen zu teilen und ein Fest des Miteinanders zu feiern.

Küche als Brücke zwischen Kulturen

Die Küche ist ein Ort, der verbindet. Hier werden nicht nur Zutaten vermischt, sondern auch Geschichten erzählt, Erinnerungen geteilt und Kulturen lebendig gemacht. Genau das geschah an diesem Tag. Unter der liebevollen Anleitung afghanischer Frauen lernten die Teilnehmer, traditionelle Speisen wie Qabili Palau, ein würziges Reisgericht mit Rosinen und Karotten, und Bolani, dünne Teigtaschen mit Kartoffelfüllung, zuzubereiten.

Doch es ging um mehr als Rezepte – es ging darum, einander zuzuhören und voneinander zu lernen. Eine afghanische Teilnehmerin, die vor wenigen Jahren mit ihrer Familie nach Deutschland geflüchtet war, erzählte, wie ihre Mutter sie das Rezept für Mantu, gedämpfte Teigtaschen, lehrte. Mit Tränen in den Augen sagte sie: „Kochen ist für mich ein Stück Heimat. Und heute fühle ich mich, als könnte ich diese Heimat mit euch teilen.“

Integration, die durch die Sinne geht

Integration ist ein oft abstraktes Wort, das hier eine ganz greifbare, wohlschmeckende Form annahm. Deutsche Teilnehmerinnen und Teilnehmer schnitten Gemüse, kneteten Teig und lernten, wie man die richtige Menge an Gewürzen abmisst – immer unter den herzlichen Anweisungen ihrer afghanischen Kochpartnerinnen. Sprachbarrieren schmolzen dahin, übersetzt durch Lachen, Gesten und das gemeinsame Tun.

Ein Teilnehmerin, die mit sichtlichem Spaß am Schnippeln ist, fasste es so zusammen: „Manchmal braucht es keine Worte, um sich zu verstehen. Wenn wir zusammen kochen, teilen wir etwas, das tiefer geht als Sprache. Wir bauen Brücken aus Vertrauen und Respekt.“

Für die Teilnehmer gab es viel zu lernen, denn es ist gar nicht so einfach, die kleinen Teigquadrate, auf denen die verschiedenen Füllungen verteilt wurden, zu falten. Sana zeigt geduldig, wie es gemacht wird. Sie und ihre Schwester Farah flüchteten vor zwei Jahren aus Afghanistan vor dem Terrorregime der Taliban, weil es für sie dort keine Zukunft mehr gab. Den beiden macht es sichtlich Spaß, den Teilnehmern ihre Kochkultur näher zu bringen; staunend stehen sie neben Sana, als diese den Teig hauchdünn ausrollt, in einer Geschwindigkeit und Geschicklichkeit, die schwindelig macht.

Festessen: Symbol der Gemeinschaft

Als die Gerichte schließlich fertig waren, versammelten sich alle an einer langen, bunt gedeckten Tafel. Jeder brachte eine kleine Anekdote mit, die zu seinem Gericht gehörte, und der Raum füllte sich mit Gesprächen, die von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft handelten. Es war ein Festessen, das den Geist des Vereins „Miteinander Leben in Kelkheim“ verkörperte – Offenheit, Gemeinschaft und gegenseitige Wertschätzung.

Die Schlange am Büffet war lang, die Auswahl riesig. Neugierig wurden die unbekannten Speisen probiert, während man sich über kulturelle Traditionen austauschte. Eine deutsche Teilnehmerin gestand, dass sie vorher skeptisch gegenüber der fremden Küche gewesen sei. „Heute habe ich nicht nur neue Geschmäcker entdeckt, sondern auch neue Freundschaften geschlossen. Integration fühlt sich plötzlich ganz leicht an.“

Ein Event, das Spuren hinterlässt

Am Ende des Tages trugen alle Teilnehmer nicht nur Rezepte, sondern auch eine tiefere Erkenntnis mit nach Hause: Integration geschieht dort, wo Menschen sich offen begegnen und bereit sind, voneinander zu lernen. In der Küche des Familienzentrums wurde deutlich, wie viel reicher unsere Gesellschaft wird, wenn wir die Vielfalt feiern, statt sie zu fürchten.

Die afghanischen Frauen, die zunächst etwas schüchtern gewesen waren, verließen das Zentrum mit strahlenden Gesichtern. Eine von ihnen sagte: „Heute habe ich mich gesehen gefühlt – als Mensch, nicht nur als Fremde. Ich habe das Gefühl, dass ich hier ankommen kann.“

Für den Verein „Miteinander Leben in Kelkheim“ war das Kochevent ein großer Erfolg – und ein Beweis dafür, dass Integration durch kleine Gesten und große Begegnungen möglich wird. Es bleibt die Hoffnung, dass solche Veranstaltungen immer wieder stattfinden, um die verbindende Kraft des gemeinsamen Tuns in den Mittelpunkt zu stellen. Denn wie an diesem Tag deutlich wurde: Ein guter Anfang ist gemacht, wenn Menschen zusammenkommen – und gemeinsam etwas Gutes auf den Tisch bringen.

Nächstes Kochevent

Der Verein“ Miteinander leben in Kelkheim“ veranstaltet am Freitag, 24. Januar, seinen nächsten gemeinsamen Kochabend um 18 Uhr im Familienzentrum, Frankenallee 22 über Optik Ufer.

Nachdem beim ersten Kochabend afghanisch gekocht wurde, steht dieses Mal die ukrainische Küche im Mittelpunkt.

Die Ukrainerin Inna lebt seit dem Ausbruch des Ukrainekrieges im Februar 2022 mit ihrer Familie in Kelkheim. Sie und weitere ukrainische Ehrenamtliche werden bei der Zubereitung typischer ukrainischer Gerichte anleiten und mitkochen. Im Anschluss wird dann gemeinsam geschlemmt. Dabei besteht die Gelegenheit, viel über die ukrainische Kultur zu erfahren und sich besser kennenzulernen.

Wer Interesse und Spaß hat, mitzumachen, meldet sich bitte formlos bis zum 15. Januar unter vorsitz[at]miteinander-leben-in-kelkheim[dot]de beim Verein an. Die Teilnehmerzahl ist auf 20 Personen begrenzt, wobei die Reihenfolge der Anmeldungen ausschlaggebend ist. Wer zu den 20 Teilnehmern gehört, erhält eine Zusage per E-Mail. Absagen werden nicht verschickt, dafür wird es eine Warteliste für Nachrücker geben. Wer aus unerwarteten Gründen nicht teilnehmen kann, möge bitte rechtzeitig absagen, sodass andere Gäste von der Warteliste nachrücken können. Die Teilnahme ist kostenlos, Spenden sind willkommen.

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