Ein gut investierter Gewinn – Flüchtlingskinder töpfern

Amu (li.) und Tedi mischen unter Anleitung von Martina Münker ihre Farben, mit denen sie ihre selbst getöpferten Schälchen anmalen wollen. Foto: Judith Ulbricht

Kelkheim
(ju) – „Die Töpferei“ ist an diesem dunklen Vorweihnachtstag hell erleuchtet. Um den großen Tisch sitzen neun Jungen und Mädchen in ihre Arbeit vertieft. Farben werden herumgereicht, Pinsel ausgewaschen, kleine fertige Kunstwerke vorsichtig zum Trocknen beiseite gestellt. Mittendrin Martina Münker und Rosalie Kilb. Das Mutter-Tochter-Gespann hat vor einigen Monaten „Die Töpferei“ im Herzen von Kelkheim eröffnet, bietet Töpferkurse, Events wie Kindergeburtstage oder Junggesellinnenabschiede. Mit viel Geduld und Fachwissen leiten sie die Kinder an, ihre Tonfiguren, die sie vor einem Monat mit ihren eigenen Händen gefertigt haben, fachgerecht anzumalen und ihnen den letzten Schliff zu geben. Es wird viel gelacht. Die neun Grundschulkinder, die hier so fleißig arbeiten, kommen aus Afghanistan, Eritrea, Äthiopien und dem Irak. Dass sie sich kreativ ausleben können, haben sie Mafalda Pinto-Schneider zu verdanken, die es sich nicht nehmen lässt, die Kinder an diesem Tag ebenfalls zu begleiten. Die rührige Kelkheimerin gibt alles für Kinder aus Flüchtlingsfamilien, die nicht die Möglichkeiten haben wie andere Kinder.

Eine Kelkheimerin hatte sie 2020 bei der Stiftung „Tools for Life“ als HERO nominiert. Und dass sie ein HERO ist, mag in Kelkheim wohl niemand bestreiten. Dank dieser Nominierung bekam Pinto-Schneider 500 Euro, was sie sehr gerührt und glücklich gemacht hatte. „Für mich war klar, dass ich dieses Geld für und mit den Kindern ausgebe. Wegen der Pandemie war es allerdings nicht möglich, zeitnah etwas zu unternehmen“, erzählt sie. Doch jetzt waren alle Möglichkeiten gegeben, und so konnten im November die Jungen und Mädchen in der Töpferei das erste Mal in ihrem leben Ton in den Händen halten und daraus gestalten, was ihnen in den Sinn kam. „Ich habe sie in „Die Töpferei“ eingeladen, weil ich auf der einen Seite unsere Geschäfte im Ort unterstützen möchte und auf der anderen Seite das Töpfern zum therapeutischen Konzept gehört. Die Kinder haben große Freude gehabt und viel Kreativität gezeigt. Das ist eine Aktivität, bei der diese Kinder normalerweise keine Chance haben mitzumachen, deshalb war ihnen die Begeisterung anzumerken“, resümiert die aktive Flüchtlingshelferin.

Auch Martina und Rosalie waren ganz angetan von den Kindern, ihrer Akribie, ihrer Ausdauer und den tollen Ideen, die sie umsetzten. Deswegen entschlossen sie sich, dass sie das Bemalen der Kunststücke spenden. Und so kam es, dass eben an diesem grauen Vorweihnachtstag in festlicher Stimmung die Kunstwerke ihr buntes Kleid bekamen. Amu und Tedi mussten nicht lange überlegen, welche Farben ihre getöpferten Schälchen bekommen sollen – blau und gelb stehen ganz oben auf der Wunschliste. Doch auch von einem zarten Rosaton lassen sich die Jungs nicht abschrecken. Martina gibt den beiden noch ein paar Mischtipps – so lernen sie ganz nebenbei auch noch etwas, ohne dass sie es merken. Nur ob das Geschenke für die Eltern werden, haben sie noch nicht entschieden. Am Ende eines kreativen Nachmittags sind alle zufrieden mit dem, was sie geschaffen haben und glücklich über die gelungene Abwechslung, die ihnen Mafalda Pinto-Schneider ermöglichte. Mit dem Rest des Geldes möchte sie eine Jugendgruppe in den Weihnachtsferien einladen, die sich sicherlich genauso freuen wird. „Mein großer Dank geht an die Dame, die mich nominiert hat. Sie hat damit einigen Kindern einen unvergesslichen, schönen Nachmittag geschenkt.“

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