Kelkheim (ju) – Die Transuse Horror Band, eine feste Größe in Kelkheims Kulturgeschichte, ist weit mehr als nur eine Band – sie ist ein Ereignis. Gegründet 1974 während einer Kinderfaschingssitzung im Pfarrzentrum Sankt Franziskus (Ja, genau da!), entwickelte sich aus dieser spontanen Idee eine Institution, die Generationen von Kelkheimern begeistert hat. Die Band ist bekannt für ihre Mischung aus satirischem Humor, musikalischer Originalität und einer tiefen Verbundenheit mit ihrer Heimatstadt.
Bei einer der eher seltenen Proben im Hause Henninger ließen die fünf Mitglieder Jordan Vankov, Reinhard Mager, Michael Henninger und die beiden Brüder Matthias und Stefan Thalheimer jetzt die letzten 50 Jahre Revue passieren. Der Vater der Thalheimers war „Schuld“ an der Entstehung der Band und auch verantwortlich für den Namen. „Er hat uns bei der Faschingsveranstaltung auf die Bühne ’genötigt’ mit den Worten ’los du Transuse’ mach halt mal“, erinnert sich Stefan Thalheimer, der in der Band die Stimme und die Gitarre ist. So entstand die Transuse Horror Band – Transuse für völlig verpeilt, Horror für die musikalische Qualität und Band, weil sie trotzdem zusammenhalten – und das nun schon seit 50 Jahren.
Eine Band mit Kultstatus
Mit Liedern wie „Kelkheim im Regen“ oder „Der Müllmann“ hat die Transuse Horror Band Hymnen geschaffen, die das Lebensgefühl der Region mit einem Augenzwinkern einfangen. Ihre Texte sind humorvoll, manchmal kritisch, und stets mit einem liebevollen Blick auf die Eigenheiten des lokalen Alltags. Doch nicht nur die Themen, auch ihre Auftritte haben Kultcharakter. 1978 spielten Stefan und Matthias Thalheimer, Klemens Böhm und Reinhard Mager zum ersten Mal im Jazzclub auf, bei der Veranstaltung „Kommt ihr Leute singt und spielt“. „Eine Woche nach den Rodgau Monotones wohlgemerkt“, kann sich Matthias Thalheimer als Anmerkung nicht verkneifen. Man spielte also damals schon in der ganz großen Liga, schob er mit einem Augenzwinkern nach. Das Publikum war begeistert. Deshalb trat die „Transuse“ fortan in kurzen Abständen alleine auf. Michael Henninger kam dazu und verbesserte das musikalische Niveau nicht unerheblich. Die 80er Jahre änderten alles. Die Bandmitglieder engagierten sich in der Friedensbewegung und hatten einen entscheidenden Anteil an der Gründung der ukw. Die politischen Aktivitäten schränkten die musikalischen ein, sodass anschließend die Transuse Horror Band nur noch alle fünf Jahre auftrat (1985, 1990, 1995 …). Klemens Böhm verlor die Lust, hörte auf zu spielen und wurde durch Jordan Vankov ersetzt. Die 5-Jahre-Regel war eine bewusste Entscheidung, die wie ein Ritual gepflegt wird und die jeden ihrer Gigs zu einem lange erwarteten Highlight macht.
Meister des Lokalkolorits
Die Transuse Horror Band steht für Kelkheim wie kaum eine andere Gruppe. Mit einem Faible für das Schräge und Unerwartete präsentieren sie Eigenkompositionen, die sowohl mitreißend als auch nachdenklich sein können. Dabei spielen sie sich selbst mit einem charmanten Augenzwinkern in den Mittelpunkt – ganz nach dem Motto: „Wir nehmen das Leben nicht zu ernst, aber immer mit ganz viel Herz.“
Besonders in ihren Konzerten spiegelt sich diese Lebendigkeit wider. Hier treffen eingängige Melodien auf humorvolle Bühneninszenierungen, die das Publikum von den Sitzen reißen. Kein Wunder, dass die Band als fester Bestandteil des kulturellen Lebens in Kelkheim gilt. Im Jahr 2016 wurde dieser Beitrag mit dem Kulturförderpreis der Stadt gewürdigt – ein Meilenstein für eine Gruppe, die ihre Wurzeln nie vergessen hat.
Diese Musik funktioniert
Die Texte der Transuse Horror Band sind ein wunderbares Beispiel dafür, wie Musik über Generationen hinweg Menschen ansprechen kann. Obwohl viele ihrer Songs tief im Lokalkolorit von Kelkheim verwurzelt sind, behandeln sie Themen, die auch junge Menschen heute noch bewegen. Mit einem klugen Mix aus Humor, Gesellschaftskritik und Alltagsbeobachtungen treffen die Texte einen universellen Nerv, der unabhängig vom Alter funktioniert.
Von Generation zu Generation
Viele Fans der Transuse Horror Band berichten, dass sie die Musik zuerst durch ihre Eltern oder Großeltern kennengelernt haben. Die eingängigen Melodien und charmanten Texte haben es geschafft, von einer Generation zur nächsten weitergegeben zu werden. So entstehen nicht nur gemeinsame Erinnerungen, sondern auch eine Verbindung zwischen den Generationen, die durch die Musik und die Werte, die sie vermittelt, gestärkt wird.
Der Humor als Brücke
Der augenzwinkernde Humor in den Texten wirkt wie eine Brücke zwischen Alt und Jung. Selbst Themen, die historisch oder lokal verankert sind, erscheinen dadurch modern und leicht zugänglich. Junge Leute schätzen besonders den kreativen Umgang mit Sprache und die unkonventionelle Art, wie die Band ihre Botschaften vermittelt. „Die Themen von damals sind auch heute noch aktuell – Politik, Umwelt, Frieden – alles Schlagwörter, die in den 80er die gleiche Bedeutung und Wichtigkeit hatten wie jetzt im 21. Jahrhundert“, bringt Stefan Thalheimer es auf den Punkt.
Ein unvergessliches Jubiläum
2024 markiert das 50-jährige Bestehen der Band – ein Anlass, den die Transuse Horror Band mit einem besonderen Konzert am Freitag, 20. Dezember, im Jazzclub Kelkheim feiert. Der Abend wird eine Reise durch fünf Jahrzehnte Musik, Humor und unzählige Erinnerungen sein – mit alten Hits („CDU“, „Hasehern“ oder „She was a Reinmachefrau“), neuen Überraschungen und einer unvergleichlichen Bühnenenergie. Sie werden den Beweis antreten, dass sie auch nach einem halben Jahrhundert nichts von ihrem Charme verloren haben, „aber eventuell werden wir das ein oder andere Lied zweimal anstimmen müssen“, kichert Thalheimer in Hinblick auf ihre musikalische Qualität. Schließlich haben sich alle fünf ihre Instrumente selbst beigebracht.
Symbolträchtige Band
Die Transuse Horror Band ist ein Symbol für die Kraft lokaler Kultur, die Menschen verbindet, Geschichten erzählt und den Alltag ein bisschen bunter macht. Ihre Mischung aus Musik, Witz und Heimatliebe ist einzigartig – und in einer schnelllebigen Welt ein wertvoller Anker in der Gemeinschaft.