Hunde-Wellness oder feuchte Katastrophe? Ein Vierbeiner erzählt von der Waschanlage seines Vert(g)rauens

„Kann bitte jemand den Tierschutz informieren?“Fotos: Judith Ulbricht

Münster (ju) – Hallo, mein Name ist Juna. Ich bin eine Mischlingshündin, und ich habe etwas durchgemacht, das euch Zweibeiner vielleicht als „Pflegeerlebnis“ verkaufen würden – ich nenne es schlichtweg das feuchte Grauen.

Alles begann harmlos. Ein Spaziergang im Wald mit meinem Kumpel Teddy, eine herrliche Schlammpfütze, sein persönlicher Wellness-Moment, mein Untergang. Er sprang, rollte sich, sog den erdigen Duft auf. Und hatte dann keine bessere Idee, als mit mir in den Ringkampf zu gehen. Bis mein Mensch auf einmal mit diesem „Oh nein“-Gesicht dastand. Ihr kennt das – Augenbrauen hoch, Lippen schmal, und dann dieser gefürchtete Satz: „Juna, wie siehst du denn aus?!“

Der Weg in die nasse Hölle

Bevor ich wusste, wie mir geschah, saß ich im Auto und es ging – das ahnte ich bereits – zum Feind. Nein, nicht zum Tierarzt. Noch schlimmer. In die Hundewaschanlage nach Münster. Dort, wo andere ihr Auto nach der Wäsche auf Hochglanz polieren, hatte irgendein Schlaumeier eine Hundewaschstraße hingebaut – Wir sprechen uns noch, Kerlchen!

Schon beim Betreten der Halle schlug mir ein Duft entgegen, den ich nur als „medizinisch bedrohlich“ beschreiben kann. Alles roch so … nach nassem Hund. Es war der Geruch von Lavendel, Aloe Vera, Angstschweiß, pudelnassen Vierbeinern und Unterwerfung. Zum Glück waren keine anderen Hunde da – wie hätten sie mich angeschaut, so tropfend mit verzweifeltem Blick. Mein Mensch sah mich mitleidig an. „Man muss Dinge auch mal ausprobieren“, kam über die Lippen dieses Wesens, dem ich meine ganze Liebe schenke. Und dieser Mensch weiß, dass ich Wasser von oben hasse!

Phase 1: Der Verrat

Mein Mensch führte mich auf eine Art Waschplattform. Ich dachte, vielleicht darf ich hier wenigstens meine Würde behalten. Falsch gedacht. Kaum stand ich auf diesem rutschigen Podest, ging es los: Mein Fell wurde mit warmem Wasser bespritzt. Warm! Immerhin. Aber dennoch: Nass ist nass, Leute!

Ich versuchte zu fliehen – doch keine Chance. Mein Mensch hielt mich mit einer sanften, aber gnadenlosen Hand fest. Ich versuchte es mit dem Dackelblick – vergebens. Und dann kam es:

Phase 2: Das Schaum-Massaker

Plötzlich war ich überzogen mit schaumiger, duftender Schande. Lavendel? Kokos? Was soll das? Ich bin ein Hund! Ich will nach Abenteuer riechen, nach Wald, nach Freiheit! Aber nein, meine Nase wurde von dieser blumigen Seifenwolke betäubt, während menschliche Hände mich massierten.

Ja, massierten. Und verdammt nochmal, es fühlte sich gut an. Ich schloss kurz die Augen. Doch dann riss ich mich zusammen: Bleib stark, Juna! Das ist eine Falle!

Phase 3: Der Hochdruck-Föhn des Grauens

Nach einer gefühlten Ewigkeit des Rubbelns, Einseifens und „Braves Mädchen, Juna!“-Zuredens kam der Endgegner: der Föhn.

Nun, stellt euch vor, ihr steckt den Kopf aus dem Autofenster bei 120 km/h, aber das Auto steht still. Luft überall, mein Fell flatterte wie das eines übergewichtigen Löwen im Sturm. Ich sah aus wie eine explodierte Wischmopp-Kreation. Und, der Föhn war nicht wirklich warm …

Phase 4: Das Stockholm-Syndrom

Nach gefühlten drei Tagen war es vorbei. Ich sprang von der Plattform und wurde – das muss ich zugeben – mit Leckerlis bestochen. Mein Fell fühlte sich flauschig an, meine Haut atmete, und ja, es war … angenehm.

Ich blickte zu meinem Menschen. Er strahlte. „Sieh mal, wie schön du bist, Juna. Und wie weich!“

Mist. Ich fühlte mich gut. Sehr gut. Ich wollte es nicht zugeben, aber … vielleicht war die Hundewaschanlage doch nicht der Vorhof zur Hölle. Vielleicht war sie eher wie ein komischer Wellness-Tempel, aus dem man am Ende frisch duftend und mit einem kleinen Ego-Boost herauskam.

Also ja. Ich, Juna, wurde gewaschen. Und vielleicht, ganz vielleicht, würde ich es wieder tun. Aber nur, wenn danach extra viele Leckerlis drin sind. Und wenn niemand lacht, wenn mein Fell im Föhnsturm flattert.

Eine Anmerkung hat mein Mensch noch zu machen: „Bitte liebe Zweibeiner, verlasst die Hundewaschanlage so wie ihr sie vorgefunden habt – und nehmt verdammt nochmal die Hundehaare aus dem Waschbecken!“

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