Der Intendant des Hessischen Rundfunks stattete dem Lions Club einen Besuch ab

Florian Hager präsentierte seine Herangehensweise an eine Neuausrichtung des HR.Foto: Natalie Diehl

Kelkheim (nd) – Am vergangenen Montag trafen sich die Mitglieder des Lions Clubs Kelkheim im Saal des Gasthauses „Zum goldenen Löwen“ zu einem Vortrag des Intendanten des HR, Florian Hager, zum Thema „Neuausrichtung des Hessischen Rundfunks“.

Als Nachfolger von Manfred Krupp ist Florian Hager der achte Intendant des Senders, er arbeitete zuvor bereits für Arte und als Leiter der Mediathek von ARD und ZDF. Der Kontakt zum Lions Club entstand über dessen neuen Präsidenten, Peter Weinert, der durch seine Arbeit als Dokumentarfilmer viel mit dem HR zu tun hatte.

Notwendige Neuausrichtung des HR

Laut Hager sei diese Neuausrichtung aus vielen Gründen notwendig. Im Gegensatz zu früheren Zeiten sitzt heute nicht mehr die ganze Familie gemeinsam vor dem Fernseher und schaut das gleiche Programm – als das Fernsehen noch das einzige Medium war, gestaltete es sich leichter, ein Programm zu erstellen. Heutzutage laufen das Internet und Streaming-Dienste, gerade beim jüngeren Publikum, dem linearen Fernsehen den Rang ab. Während man früher der Hauptversorger zum Thema Abendgestaltung und Nachrichten war, so sei es schon lange nicht mehr selbstverständlich, dass die öffentlich-rechtlichen Sender die Ersten seien, die der Nutzer einschalte. Man erreiche in Hessen zwar immer noch 65 Prozent der Menschen, davon 70 Prozent allein mit den Radiosendern, die damit eine größere Reichweite als das Fernsehen haben, aber bestimmte Zielgruppen erreiche man damit nicht. Die Beziehung zwischen der Gesellschaft und dem Rundfunk habe sich geändert – statt einer Massenkultur, also einem Programm für alle, seien massenhafte Nischen entstanden, mit individuellem Medienkonsum.

Verloren gegangenes Vertrauen

Ein weiteres Problem sei, dass bis zu 13 Prozent der Bevölkerung die öffentlich-rechtlichen Sender nicht mehr als vertrauenswürdig einstufe, man sei nicht mehr das einzige Medium, welches Nachrichten anbietet. Alternativen, darunter auch unseriöse, suchten sich die Menschen im Internet.

Wege in die Zukunft

Bei der grundlegenden Neugestaltung des Hessischen Rundfunks bleibe eine Konstante – die Regionalität, denn die mache den HR aus, und eine Bindung an Programme sei nur durch Emotionalität zu erreichen. Wege in die Zukunft seien ein jüngeres, diverseres und auch digitaleres Programm. Auch die Nachrichten müssten für eine andere Mediennutzung transformiert werden, digitale Inhalte müssten jederzeit verfügbar sein, Jugendliche sollten unter anderem mit Podcast und Social-Media-Angeboten erreicht werden. Es solle keine Altersdiskriminierung stattfinden, man wolle alle Altersgruppen erreichen, allerdings fände ein Paradigmenwechsel statt – weg vom festen Sendeplatz hin zu digitalen Angeboten, denn schon jetzt beschäftigen sich 30 Prozent der Bevölkerung lieber mit digitalen Medien.

Fragestunde der Mitglieder

Im Anschluss stellte sich Florian Hager den kritischen Fragen der Mitglieder des Lions Clubs – zum Beispiel, wie man sicherstelle, dass in den Nachrichten reine Informationen fließen, denn man habe den Eindruck, viele Inhalte seien von eigenen Meinungen und Kommentaren geprägt. Laut Hager halte man sich an journalistische Standards, um sichergestellt neutral zu berichten – es entstand eine konstruktive und lebhafte Diskussion. Ein weiterer Kritikpunkt der Mitglieder waren die Massen an Quiz-Sendungen, die dem Auftrag der öffentlich-rechtlichen Sender, zumindest nach der Meinung einiger, nicht entsprechen würden.

Florian Hager nimmt sich der Neugestaltung und den Problemen des Hessischen Rundfunks an – wie erfolgreich er damit sein wird, zeigt sich in einigen Jahren.

Filmerische Weltreise

Einen weiteren Termin gilt es noch zu erwähnen: Am 10. November um 19.30 Uhr gewährt Peter Weinert in der Stadthalle Kelkheim einen Blick hinter die Kulissen – gemeinsam mit Jürgen Volz erzählt er „Abenteuerliche Geschichten einer filmerischen Weltreise“.



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