Kelkheim (ju) – Kennen Sie in Kelkheim die Stadt in der Stadt? Nein? Dann sollten Sie mal Ihre Kinder fragen. Denn die wissen alles über die Stadt Sonnental – ein Paradies für Kinder, gestaltet nach ihren Regeln, ihren Vorstellungen.
Die Kinderstadt Sonnental in Kelkheim ist ein einzigartiges Ferienprojekt, das bis jetzt alle zwei Jahre während der ersten beiden Wochen der hessischen Sommerferien stattfindet. Dieses besondere Angebot richtet sich an Kelkheimer Kinder, die nach den Ferien in die zweite Klasse wechseln und zu Beginn der Ferien noch keine 13 Jahre alt sind.
Wie funktioniert eine Stadt?
In Sonnental erleben die Kinder hautnah, wie das Leben in einer Stadt funktioniert. Sie schlüpfen in verschiedene Rollen und Berufe, verwalten ihre eigene Währung – die „Blüten” – und gestalten das Stadtleben aktiv mit. Von der Schreinerei über das Kaufhaus bis hin zur eigenen Zeitung, dem „Sonnentaler Wochenblatt”, gibt es zahlreiche Einrichtungen, die von den jungen Bürgerinnen und Bürgern betrieben werden. Und es ist wie im echten Leben – auch in Sonnental müssen Steuern gezahlt werden, Glücksspiel wird nicht so gern gesehen, manchmal ist Falschgeld im Umlauf und um Steuern zu sparen wird geheiratet.
Bürgermeisterwahl
Ein besonderes Highlight ist die Wahl des Bürgermeisters oder der Bürgermeisterin, bei der die Kinder demokratische Prozesse kennenlernen und Verantwortung übernehmen. Und wie im echten Leben betreiben die Kandidaten Wahlkampf, gestalten Plakate, sprechen die Bürger nach ihren Wünschen an und versprechen manchmal Dinge, die sie nicht halten können. Im vergangenen Jahr setzte sich Frieda gegen 11 Mitbewerber durch und führte die Geschicke der Kinderstadt. Sie warb mit kostenlosem Essen, totaler Steuerentlastung und mehr Stundenlohn (Diese Idee wurde dann von der Bank unterbunden.).
Pedition – Sonnental jedes Jahr
Mit ein paar Gleichgesinnten setzte sie einen demokratischen Prozess in Gang, der am vergangenen Dienstag seinen Höhepunkt fand – Frieda und ihre Unterstützer sammelten in einer Pedition Unterschriften für die Durchführung der Stadt Sonnental in jedem Jahr und überreichten diese dem amtierenden Bürgermeister der „großen“ Stadt, Albrecht Kündiger. Der ahnte schon im Vorfeld, was auf ihn zukommt. Trotzdem löcherte er seine „Kollegin“ und deren Unterstützer mit Fragen zur Stadt, deren Abläufe und dem alltäglichen „Wahnsinn” in einer Stadt mit 384 Einwohnern. Denn auch dort hat man mit alltäglichen Dingen zu kämpfen, zumal es im vergangenen Jahr einen Joker gab, der die Abläufe boykottierte, Schabernack trieb und so manchen Unfug anrichtete. Beispiel gefällig? Eines Tages fand die Fußballgruppe am Morgen statt ihrer Fußbälle nur noch Luftballons vor. Wie soll man denn damit trainieren? Der Joker hatte sich einen Scherz erlaubt. Unterstützung bekam er dabei vom Ass, dessen Identität bis heute nicht geklärt werden konnte. Dafür wurde man des Jokers habhaft und er wurde seiner gerechten Strafe zugeführt: Wassereis für Alle!
Stadtleben
In Sonnental beginnt der Tag mit einer Arbeitsvermittlung, die den Kindern hilft, Berufe in den verschiedenen Einrichtungen zu finden. Ob in der Schreinerei, im Kaufhaus, im Rathaus, bei der Polizei oder in der Bäckerei – jedes Kind hat die Möglichkeit, sich auszuprobieren und Berufe zu wechseln. Hierbei wird nicht nur fleißig gearbeitet, sondern auch verdient: Die eigene Stadtwährung wird am Ende eines Arbeitstags ausgezahlt.
Mit diesen „Blüten“ können die Kinder anschließend einkaufen gehen, beispielsweise im Kaufhaus, das von anderen Kindern betrieben wird, oder Dienstleistungen in Anspruch nehmen, wie etwa einen Besuch im Friseursalon. Sie lernen dabei den Umgang mit Geld und die Bedeutung von Arbeit und Konsum in einer Gemeinschaft.
Auch das Freizeitangebot kommt in Sonnental nicht zu kurz. Zwischen den Arbeitsphasen und politischen Aktivitäten haben die Kinder Zeit, sich zu entspannen oder kreativ zu werden. Es gibt Mal- und Bastelworkshops, Sportturniere und sogar kulturelle Highlights wie Theateraufführungen oder Konzerte – organisiert und aufgeführt von den Kindern selbst.
Eine eigene Zeitung, das „Sonnentaler Wochenblatt”, berichtet täglich über die Geschehnisse in der Stadt. Die Kinder, die dort als Reporter oder Fotografen tätig sind, lernen, wie Medien funktionieren und wie wichtig es ist, gut informiert zu sein. Gerade dieser Bereich erfreut sich großer Beliebtheit, wie Florian und Haley bestätigen. „Man kann andere informieren und Pressearbeit ist so gar nicht langweilig, weil immer was passiert”, berichtet Florian.
Besonders spannend ist auch der Austausch zwischen den verschiedenen „Berufsgruppen”. Zum Beispiel könnten die Handwerker mit den Kaufleuten verhandeln, die Journalisten recherchieren Geschichten, und die Politiker diskutieren mit den Bürgern über neue Vorschriften.
Aus Teilnehmern werden Betreuer
Die Stadt Sonnental fördert nicht nur das Verständnis für gesellschaftliche Abläufe, sondern auch Kreativität, Teamarbeit und Selbstständigkeit. Viele ehemalige Teilnehmer kehren später als Betreuer zurück, um ihre positiven Erfahrungen weiterzugeben und die nächste Generation zu unterstützen, wie Sybille Schmitt, Hauptverantwortliche für die Durchführung der Stadt Sonnental, verrät. „Während andere Städte Mühe haben, Betreuer für ihre Ferienspiele zu finden, haben wir einen großen Pool von langjährigen Mitarbeitern und Betreuern und Hospitanten, die ab 16 Jahre schon mal reinschnuppern können, um dann mit 18 voll einzusteigen”, so Schmitt. Im vergangenen Jahr kümmerten sich 68 Betreuer im Hintergrund, dass Sonnental wieder einmal ein voller Erfolg war.
Pedition erfolgreich
Und was ist jetzt mit der Pedition? Die war natürlich erfolgreich, was auch ein Stück weit Sybille Schmitt zu verdanken ist. Denn sie ist schließlich die, die alles durchdenkt, organisiert, die Fäden in der Hand hält. Und sie hat ihr Okay gegeben, dass die Kinderstadt Sonnental auch in diesem Jahr stattfinden kann.Die nächste Ausgabe ist also für die ersten beiden Wochen der hessischen Sommerferien 2025 geplant. Anmeldungen werden voraussichtlich ab dem 8. Februar angenommen. Interessierte Eltern und Kinder sollten die Veröffentlichungen im Amtsblatt und auf der Website der Stadt Kelkheim im Auge behalten, um rechtzeitig alle wichtigen Informationen zu erhalten.
Ein Fazit der Kinderstadt
Die Kinderstadt Sonnental ist weit mehr als nur ein Ferienprogramm – sie ist ein Ort, an dem Kinder spielerisch die Welt der Erwachsenen entdecken. Durch das eigenständige Erleben und Mitgestalten entwickeln sie ein besseres Verständnis für Verantwortung, Zusammenhalt und demokratische Werte. Gleichzeitig bleibt genügend Raum für Spaß, Kreativität und neue Freundschaften.
Wenn Sonnental seine Tore öffnet, erleben die Kinder nicht nur spannende Ferien, sondern auch ein Abenteuer, das sie nachhaltig prägt.