Kölner Domorganist Winfried Bönig verwandelt St. Dionysius in einen Ort großer Klangwelten

Gelungener Auftritt im Rahmen der Meisterkonzerte in Kelkheim-Münster: Winfried Bönig an der Orgel. Darüber freut sich der künstlerische Leiter Stephan Paxmann (li.).Foto: Thomas Zellhofer

Kelkheim (kez) – In der vergangenen Woche erstrahlte die St. Dionysius Kirche in Kelkheim-Münster in einem besonderen Licht: Unter den Händen des großartigen Domorganisten Winfried Bönig, dem musikalischen Botschafter des Kölner Doms, erlebte das Publikum ein Konzert, das in seiner Vielfalt und Virtuosität beeindruckte. Die Veranstaltung, Teil der fortlaufenden Meisterkonzert-Reihe, verwandelte die beschauliche Kirche St. Dionysius in einen Ort erhabener, großer Klangwelten.

Bereits zu Beginn des Abends erinnerte Initiator und künstlerischer Leiter der Meisterkonzerte Stephan Paxmann in seinen einleitenden Worten an frühere Höhepunkte: „Was macht man, wenn man schon den Organisten des Königs von England und den des Papstes hier in Kelkheim-Münster zu Gast hatte? Man holt sich den Organisten der dritthöchsten Kirche der Welt in die St. Dionysius Kirche. Ich freue mich, Winfried Bönig herzlich willkommen zu heißen.“ Professor Bönig nahm diese Einladung herzlich an und erwiderte mit Blick auf einen Satz seines ersten Orgellehrers: „Es gibt keine großen und kleinen Orgeln, es gibt nur gute und schlechte Orgeln. Und da ist es für mich schon eine Besonderheit, auf so einer sehr guten Orgel hier in Kelkheim zu spielen.“

Das Programm des Abends spannte einen beeindruckenden Bogen von klassischer Tradition bis zu modernen Interpretationen. Neben drei Kantatenbearbeitungen von Johann Sebastian Bach, die mit Schwung und Verve die Tonalität des Abends skizzierten, bildete die Darbietung von Mozarts Phantasie in f-moll KV 608 das besondere Highlight – ein Werk, das im Sterbejahr des Komponisten 1791 entstand. Die Komposition, ursprünglich für eine Orgelwalze mit hellen Pfeifenklängen gedacht, verursachte bei Mozart allerdings großen Missmut, sodass er eigentlich gar keine Lust hatte, dieses Auftragsstück zu komponieren. Und dennoch schaffte es Mozart nicht, „schlechte, missmutige Musik“ zu schreiben. Im Gegenteil! Die Phantasie enthüllte mit Bravour ihre melancholische Schönheit und unterstrich Bönigs einfühlsame und gleichsam kraftvolle Interpretation.

Weiterhin überzeugte eine Transkription von Samuel Barbers Adagio, bei der sich ein sich wiederholendes Grundthema langsam zu einem emotional aufgeladenen Crescendo entwickelte, nur um in einem überraschenden Pianissimo zu enden. Auch wenn Barber selbst wenig Gefallen an diesem Werk fand und in den USA, dem Herkunftsland von Samuel Barber, dieses Stück als das „traurigste Stück Musik, das je geschrieben wurde“ gilt, gelang es Bönig, die Zuhörer mit der feinen Balance zwischen Spannung und Ruhe in seinen Bann zu ziehen.

Den Bogen spannten zudem drei Stücke des französischen Komponisten und Titularorganisten von Notre Dame de Paris, Louis Vierne, darunter die festliche „Hymne au Soleil“ (Hymne an die Sonne), die flinke und wirbelnde „Naiades“ und das eindrucksvolle „Les Cloches de Hinckley“. Letzteres entstand aus einer schlaflosen Nacht von Vierne im Ort Hinckley in England und verarbeitete das Glockengeläut der Kirche, welches der Grund für die Schlaflosigkeit war. Vierne, von Geburt an blind, vermittelte in seinen Werken ein einzigartiges Spiel von Licht und Schatten, das sich eindrucksvoll in der Klangfarbe der Orgel widerspiegelte.

Der krönende Abschluss des Konzerts bildete die Zugabe: Der Bolero von James Lefebury-Wely, einem Pariser Organisten der La Madeleine Kirche, offenbarte noch einmal die Wandlungsfähigkeit und facettenreiche Ausdruckskraft des Orgelspiels. Das Publikum belohnte diese Darbietung mit stürmendem Applaus und bezeugte damit den hohen Wiedererkennungswert der Meisterkonzert-Reihe.

Christof Wolf, Kulturreferent der Stadt Kelkheim, fasste die Eindrücke des Abends treffend zusammen: „Der Abend hat gezeigt, welch hochkarätige Musiker Stephan Paxmann für Kelkheim gewinnen kann – und das regelmäßig! Seine Meisterkonzert-Reihe ist erstklassig.“



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