Kelkheim (nd) – In der vergangenen Woche wurde in der Weilbacher Straße 10 ein großes Richtfest gefeiert. Wo einst ein Hotel betrieben wurde, steht nun ein nagelneuer Rohbau. Der Weg, bis das Gebäude gebaut werden konnte, entpuppte sich für die Stadt Kelkheim allerdings steiniger als erwartet. Umso schöner war es jetzt für alle Beteiligten, dass inzwischen der Dachstuhl fertig ist.
Hürden bis zum Neubau
Schon viele Jahre wurde das einstige Hotel Müller nicht mehr als solches genutzt. Das Gebäude selbst war nicht unbedingt als „Schönheit“ in Kelkheim bekannt. Nachdem es einige Jahre als Flüchtlingsunterkunft genutzt wurde, sollte über die Städtebauliche Entwicklungs- und Verwaltungsgesellschaft (StEG) an dieser Stelle jetzt neuer bezahlbarer Wohnraum entstehen. Zunächst wurde auf Wunsch des Aufsichtsrates geprüft, ob der Erhalt des alten Gebäudes sinnvoll sei. Schnell wurde klar, dass dem nicht so war. „Der Schallschutz und die Statik waren bei dem alten Gebäude einfach nicht gegeben“, erklärte Karolina Lelek, Geschäftsführerin der StEG. Im September 2020 wurde Architekt Vladimir Marksl mit der Planung beauftragt. Allerdings stellte sich heraus, dass der alte Hotelbau Schadstoffe enthielt, deren professionelle Entsorgung viel Zeit in Anspruch nahm. Im vergangenen Jahr konnte das alte Hotel schließlich endgültig abgerissen werden. „Seitdem der Startschuss gefallen ist, ging es dann schnell mit dem Bau“, so Bürgermeister Albrecht Kündiger.
Kostenpunkt eingehalten
Anfang nächsten Jahres soll das neue Gebäude dann fertig sein. Es wurde nach modernsten Standards errichtet und soll auf insgesamt 648 m² Gesamtfläche Platz für zehn Wohnungen bieten. Zwei Wärmepumpen und eine Photovoltaikanlage werden die Bewohner versorgen – nicht mal ein Schornstein wird benötigt. Die Kosten liegen bisher etwas unter den geplanten Baukosten. Da es sich um sozialen Wohnungsbau handelt, gibt es auch vom Land Hessen einen Zuschuss. „Allerdings sind auch die Hürden oft größer und die Vorschriften strenger, als wenn ein Privatmann baut“, erklärte Kündiger. Er lobte das Engagement der Mitarbeiter der StEG und der Handwerker. Für den Bau waren Kelkheimer Firmen beauftragt worden. Der Rohbau wurde von der MGH-Bau GmbH von Daniel Homolja erbaut. Den Dachstuhl errichtete Philippe Prokasky und die Erwin Prokasky GbR. Das Dach wird die DSH Dachdeckermeister Siegfried Horn GmbH decken.
Auch die Nachbarschaft lobte Kündiger, denn mit dieser hätte es bisher keine Probleme gegeben.
Während die Gäste an diesem heißen Tag unter den aufgestellten Pavillons Schutz suchten, stieg Zimmermann und diplomierter Ingenieur für Holzbau und -ausbau Philippe Prokasky zum Dachstuhl auf. Vor dem bunt geschmückten Richtbaum sagte er den traditionellen Richtspruch auf. Die Zimmerei Prokasky ist eine von vier verbliebenen Zimmereien im Main-Taunus-Kreis. Der Familienbetrieb existiert seit mehr als siebzig Jahren und wird in vierter Generation geführt. Genauso alt ist auch der Richtspruch, den Philippe Prokasky vortrug. „Dabei hat‘s gar nicht so lange gedauert, nachdem wir gegraben, gezimmert, gemauert – da schlugen wir den Dachstuhl auf. Und heute flattert das Bäumchen darauf!“, lautete ein Teil daraus. Prokasky hob mit Birnenbrand vom Rettershof das Glas auf den Neubau, während ihm die Gäste von unten zuprosteten.
Für die Besucher und die Handwerker gab es neben kühlen Getränken noch leckere Rindswurst, Wiener und sommerliche Salate.
„Wir hoffen, dass wir ein Zuhause für circa zwanzig Personen geschaffen haben“, schloss Karolina Lelek.