Leserbrief Sorge um den Wald

Tiefe Furchen ziehen sich derzeit über viele Waldwege.Foto: E. Temeschinko

Ich bin die letzten Wochen sehr oft im Wald unterwegs, rund um den Staufen oder zwischen Fischbach und Hornau. Es ist erschreckend, was insgesamt mit den Waldwegen passiert und dass zwischen Fischbach und Hornau noch ein zusätzlicher Holzeinschlag stattfindet, als gäbe es kein morgen.

Die Waldwege werden immer breiter, immer befestigter und an deren Ränder werden Ablaufrinnen gegraben, sodass Wasser, welches im Erdreich versickern würde, auch noch schnellstens abgeführt wird.

Zusätzlich zu diesen „Autobahnen“ durch den Wald, werden Rückegassen in den Wald gefahren, die dort den Humusboden auf Jahrzehnte, wenn nicht Jahrhunderte, zerstören und der Biodiversität komplett entgegenwirken.

In einem nachhaltig bewirtschafteten Wald werden Rückegassen in einem Abstand von mindestens 40 m angelegt (Lübecker Waldprojekt) oder sogar versucht, sie auf 80 m auszuweiten.

Die Maschinen, mit denen hier hantiert wird, wiegen mehrere Tonnen und zerstören nicht nur Waldwege, sondern vor allem wertvollen Humusboden und deren Biodiversität. Aktuell befinden wir uns im Jahr des „Waldbodens“!

In ganz Deutschland gibt es immer mehr nachhaltig bewirtschaftete Wälder, die als Beispiel dienen könnten (Lübeck, Göttingen, usw.). Es fragt sich, warum nicht über den hessischen Tellerrand geschaut wird, um zu lernen, wie es besser gemacht werden könnte.

Der Holzeinschlag wird jedes Jahr mehr und hat sich die letzten 20 Jahre verdoppelt auf mittlerweile über 80 Millionen Kubikmeter.

Davon wurden 2020 13 Millionen Kubikmeter exportiert, ein Plus gegenüber dem Vorjahr um 43 % – auch das wird immer mehr!

Das alles macht einen sehr betroffen und man fürchtet um ein sehr wichtiges Instrument zur Senkung unseres CO2-Ausstoßes, unseren Wald. Der Erholungszweck ist hier noch nicht einmal angesprochen.

Noch etwas am Rande: Seit dem 15. März ist Leinenzwang im Wald, es sollen die Bodenbrüter im Wald vor den Hunden geschützt werden.

Die tonnenschweren Maschinen fahren diese Woche noch meterbreite Schneisen in den Wald, metzeln alles nieder und zerren die großen Baumstämme zu den Hauptwegen. Dieses schadet den Bodenbrütern ganz bestimmt.

Da steht man fassungslos und kopfschüttelnd im Wald !

Es wäre schön, wenn die Verantwortlichen nicht ausschließlich im Sinne von wirtschaftlichen Interessen aktiv würden! Denn es handelt sich um unser aller Lebensraum!

Ernst Temeschinko, Kelkheim



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