Manfred Guder – „Chronist unserer Landschaft“

Der Expressionist Guder bei seinen Anfängen ...

Kelkheim (ju) – Manfred Guder steht mitten in der Alten Kirche Hornau und strahlt. Zufrieden sieht der 83-Jährige aus. Zufrieden kann er auch sein, denn rund um ihn hängt sein Lebenswerk, hängt seine Inspiration. Diese Ausstellung wird seine letzte sein und er kommt gut klar damit. „Es war extrem anstrengend“, gesteht der Landschaftsmaler. Während seine Frau Karin die Ausstellung konzipiert hatte, blieb dem Maler nur der Job des Bilderschleppers. „Bei den Bildern hier handelt es sich nur um einen Bruchteil meines Werks“, verrät er. „Das kann man ja gar nicht alles herschaffen.“ So ist seine Angetraute auch die Erste, bei der Guder sich für die tatkräftige Unterstützung bedankt. „Sie ist der Kopf, ich bin Arme und Beine“, scherzt er. Mehr als 65 Jahre hat Guder als Maler und Grafiker gearbeitet. Den Anstoß für sein künstlerisches Schaffen gab damals ein Nachbar, der ihm von der Städel-Abendschule erzählte. In der Bockenheimer Landstraße fand der Kelkheimer seine zweite Heimat. Und wenn man hört, womit er seine Karriere begann, kann man gar nicht glauben, dass Guder heute der „Chronist unserer Landschaft“ ist, wie es Jürgen Moog, Vorsitzender des Museumsvereins, so passend zusammenfasste. „Ich war ein begeisterter Expressionist. Als junger Wilder habe ich solche Bilder, wie sie heute hier hängen, verachtet“, gibt Guder schmunzelnd zu und nimmt eines seiner ersten Werke in die Hand. Darauf ein Penner mit expressionistischen Zügen – düster, traurig.

Die Natur im Mittelpunkt

Gut für Kelkheim, dass das Ehepaar Guder irgendwann seine Liebe für den Naturschutz entdeckte. Als engagierte Umwelt- und Naturschützer machten sich die beiden einen Namen, retteten die Sindlinger Wiesen vor einer Bebauung, verhinderten einen Golfplatz am Rettershof oder sprachen sich gegen den Ausbau der B8 aus. „Wir waren irgendwie immer dabei die Welt zu retten. Aber um sie zu retten, muss man sie naturalistisch malen, um die schönen, wunderbaren Seiten der Natur zu zeigen. Nur so können wir sie erhalten.“

So hielt Guder über die Jahre die Veränderungen der Landschaft in den letzten 30 Jahren rund um Kelkheim fest. Den Malblock stets dabei, streifte er durch Wiesen und Wälder. Selbst im Urlaub konnte das Ehepaar Guder nicht von seiner Leidenschaft lassen. Innerhalb von zwei Stunden zeichneten die beiden Aquarelle von wunderschönen Orten, an denen sie urlaubten. So entstanden über die Jahre 350 Ölgemälde und 150 Aquarelle. Ein Teil davon ist in der Ausstellung zu bewundern. Gemalt hat Guder immer „frei von der Seele weg“, wie er erzählt. Aus seiner Sicht hat er sich mit einer ganz bestimmten Bilderreihe ein Lebenswerk geschaffen. Guder hat inzwischen 14 Felspartien/Felsformationen, die in der Umgebung auftauchen, in Gemälden festgehalten. Einzigartig und unglaublich beeindruckend, muss der Maler doch häufig über unwegsames Gelände gekraxelt sein, um den besten Blick auf die Felsen zu erhaschen. So entstanden Bilder vom Hohlen Stein in Ruppertshain über den Dachsbau bei Eppenhain, den Walterstein bei Lorsbach und den Eschbacher Klippen hinter Usingen. Er ist und bleibt ein Maler der Region und wird auch weiter den Pinsel führen, nur eben Ausstellungen wird es nicht mehr geben. „Irgendwann muss auch mal Schluss sein.“

Ausstellung

Die Ausstellung „Landschaftsmaler der Region“ läuft noch bis zum Wochenende. Sie kann samstags und sonntags von 15 bis 18 Uhr besucht werden. Der Künstler gibt 25 Prozent Nachlass beim Kauf eines seiner Gemälde oder Aquarelle. „Ich möchte so viele Bilder wie möglich unter die Leute bringen, denn ein großer Nachlass ist immer ein Graus.“

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