Die Kliniken des Main-Taunus-Kreises haben im Krankenhaus Hofheim eine Interdisziplinäre Schmerzklinik eingerichtet. Hier werden auf der neuen Station mit Doppelzimmern und zwölf Betten Patienten mit chronischen Schmerzen nach einem multiprofessionellen Behandlungskonzept therapiert. Dazu die weiteren Erläuterungen aus den Main-Taunus-Kliniken.
Die Abteilung im Erdgeschoss des Krankenhauses steht unter der Leitung des Schmerzmediziners und Anästhesisten Professor Michael Booke. Neben Patienten mit chronischen Schmerzen des Bewegungsapparates finden ebenfalls Patienten mit einer neurologisch geprägten Schmerzerkrankung wie der Polyneuropathie oder einer Fibromyalgie, aber auch einer
Reflexdystrophie (Morbus Sudeck) Hilfe in Hofheim. Auch für die Behandlung von Tumor- oder Phantomschmerzen ist die Abteilung ein Ansprechpartner.
Die stationäre Aufnahme in der Schmerzklinik setzt voraus, dass der Patient länger als drei Monate unter Schmerzen leidet. Alle ambulanten Therapieoptionen und gängigen Schmerzmedikationen sollten vorher genutzt und ohne befriedigenden Erfolg verlaufen sein.
Nach dem Konzept der multimodalen Schmerztherapie arbeiten in der Schmerzklinik bei der Behandlung des Patienten Schmerzmediziner, Orthopäden, Psychologen, Pain Nurse sowie Physio- und Ergotherapeuten zusammen. Das Spektrum der medikamentösen Schmerztherapie reicht von der oralen Medikamentengabe über die Injektion von Schmerzmitteln bis zur Nervenblockade. „Wir können dem Patienten nicht versprechen, dass wir den Schmerz vollständig ausschalten. Unser Ziel ist es, ihn zu reduzieren, zu kontrollieren und den Patienten im Umgang mit dem Schmerz zu schulen. Er soll lernen, den Schmerz zu beherrschen, damit dieser nicht mehr sein Leben beherrscht“, betont Chefarzt Professor Booke.Je nach Befundlage erhält der Schmerzpatient auch chiropraktische oder osteopathische Anwendungen. Psychotherapie, Akupunktur und Reflextherapie werden ebenfalls je nach Indikation eingesetzt. In Kleingruppen finden Entspannungs- und Gerätetraining, Nordic Walking sowie Kunst- und Musiktherapie statt. Jeder Patient erhält zu Behandlungsbeginn einen persönlichen Therapieplan. Die intensive Therapie erfordert einen stationären Aufenthalt von zwei bis drei Wochen. „Unsere Patienten werden gefordert. Die Anzahl der Therapiestunden ist hoch“, hebt Booke hervor. „Wir bringen in der Gruppe möglichst Menschen gleichen Alters mit ähnlichen Leiden zusammen und fördern so den Erfahrungsaustausch untereinander, was sich sehr positiv auf das Krankheitsbild auswirkt.“ Bereits seit Juli 2017 werden im Rahmen des Wirbelsäulenzentrums im Krankenhaus Hofheim Patienten mit chronischen Rückenschmerzen stationär behandelt. Für sie waren bisher vier Betten auf einer internistischen Station vorhanden. Der Orthopäde und Schmerztherapeut Dr. Dieter Nischwitz behandelte im Rahmen der konservativen Orthopädie in den zurückliegenden beiden Jahren rund 150 Patienten mit chronischen Rückenschmerzen. In der neuen Abteilung wird er weiterhin orthopädischer Ansprechpartner für Wirbelsäulenpatienten sein.
Die neue Station, auf der ganztätig ein Schmerztherapeut anwesend ist, verfügt neben den sechs Patientenzimmern über drei Behandlungsräume, einen Trainingsraum, einen Aufenthaltsraum und einen eigenen Speiseraum für die Schmerzpatienten.
Über chronischen Schmerz: Ein chronisches Schmerzsyndrom liegt vor, wenn der Schmerz seineeigentliche Funktion als Warn- und Leithinweis verloren hat, länger als drei Monate andauert und damit einen eigenständigen Krankheitswert erlangt hat.
Chronischer Schmerz ist oftmals durch moderne Diagnostik wie CT oder MRT nicht zu ergründen. Auch lässt er sich nicht objektiv messen. Es zählt das individuelle Schmerzempfinden des jeweiligen Patienten. Dauerhafter Schmerz wirkt sich nicht nur auf die körperliche, sondern in starkem Maße auch auf die psychische Verfassung aus.