Naturbetrachtungen aus Kelkheim und Umgebung – Das Ende einer Blindschleiche

Schöner Fund: eine Blindschleiche im heimischen Garten.Foto: Klaus Schurian

Kelkheim – Im Frühjahr (April) sah ich eine Blindschleiche auf unserem Kompost. Das war eigentlich nichts Ungewöhnliches, aber es ist schon lange her, dass ich dort eine gesehen hatte. Früher waren auf dem Kompost auch immer Ringelnattern, über die schon berichtet worden war (KeZ, 2. August 2000). Aber die sind seit Jahren verschwunden. Da freut man sich schon, wenn man eine Blindschleiche, Reptil des Jahres 2017, beobachtet. Sie sieht zwar einer Schlange ähnlich; die Tiere gehören aber gar nicht zu den Schlangen, sondern zu den Echsen.

Im Gegensatz zu Schlangen können bei den Blindschleichen die relativ kleinen Augen durch bewegliche Lider verschlossen werden, und ihre Pupillen sind rund.

Blindschleichen haben eine unverwechselbare Farbe, die jedoch je nach Fundort stark variieren kann. In meinem Garten waren alle erwachsenen Exemplare kupferfarben mit einer hellen Linie auf dem Rücken. Es kommen aber auch dunklere bis fast schwarze oder deutlich hellere Exemplare vor. Der Bauch setzt sich dann deutlich ab, denn er ist fast schwarz.

Die Tiere sind in Bezug auf ihren Lebensraum nicht wählerisch und können daher fast überall angetroffen werden. Unser Komposthaufen hat ihnen ganz offenbar besonders gefallen, denn hier sahen wir sie des Öfteren.

Die Blindschleiche legt keine Eier, denn sie ist lebendgebärend. Die Paarung der Schleichen ist von April bis Juni. Im Sommer, von Juli bis August bringt das Weibchen etwa 10 Jungtiere zur Welt.

Die Winzlinge wiegen anfangs nur etwa 1 Gramm, dann müssen sie den Winter überstehen. Doch wo bleiben sie im Winter? Dazu müssen sie ein frostsicheres Versteck finden. Das können Komposthaufen, aber auch selbst angelegte Löcher im Boden sein. Ist ein solches Versteck groß genug, können sich mehrere Blindschleichen einfinden. Es wurden schon Überwinterungsquartiere mit 100 Blindschleichen gefunden (Quelle Wikipedia). An geeigneten Orten kann man die Blindschleiche bereits im März oder April des nächsten Jahres auf der Jagd nach etwas Fressbarem finden. Die Tiere sind nützlich, denn sie vertilgen neben den lästigen Nacktschnecken auch Blattläuse, Spinnen, Heuschrecken und Vieles andere.

Nachdem wir den Kompost umgesetzt hatten, tauchte „unsere“ Blindschleiche unverhofft wieder auf. Sie hatte sich einen Topf mit lockerer Erde ausgesucht, wo sie sich auch gleich wieder versteckten wollte.

Im Sommer wird die Wiese hinter unserem Haus gemäht und das Heu später abtransportiert. Da sah ich sie wieder, die Blindschleiche. Doch es war nur der mittlere Teil des Körpers, Kopf und Rumpf fehlten. Tags darauf war nichts mehr zu sehen, ein Aasfresser hatte offenbar den Braten gerochen und ganze Arbeit geleistet. Bleibt zu hoffen, dass sich das Tier vor seinem abrupten Ende noch vermehren konnte.

Klaus Schurian

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