Kelkheim (ju) – Als Bürgermeister Albrecht Kündiger Anfang September 2022 die Ruppertshainer auf dem Sportplatz des SV Ruppertshain über die Baumaßnahme „Robert-Koch-Straße“ informierte, ahnte er noch nicht, was da alles auf ihn zukommen würde. Am 19. September ’22 erfolgte der erste Spatenstich und damit begann das Dilemma. Der erste Bauabschnitte wurde noch halbwegs im angestrebten Zeitrahmen fertiggestellt, der zweite brachte den von der ausführenden Baufirma Matthäi angedachten Zeitplan nicht nur ins Wanken, sondern zum zusammenbrechen. Ursprünglich sollte in diesem September die Baumaßnahme abgeschlossen sein, doch davon ist man weit entfernt.
Jetzt kommt es dicke
Schon jetzt lassen die Durchfahrtsverbotsschilder an den Ortseingängen erkennen, was noch auf die Ruppertshainer zukommt. Darauf ist zu lesen: Ab 19.09. ist die Ortsdurchfahrt verboten – weil sie schlicht und ergreifend dann nicht mehr möglich ist. Konnten Ortskundige bisher noch über Schleichwege durch den Ort kommen, hat sich das jetzt erledigt. Mit Beginn des dritten Bauabschnittes ist ein Durchkommen nicht mehr möglich.
Bürgermeister Albrecht Kündiger, der schon im September ’22 versprochen hatte, die Ruppscher Bevölkerung immer auf dem neuesten Stand zu halten und zu informieren, war an diesem Dienstag gekommen, um ebendies zu tun. Mit einer gehörigen Portion Sarkasmus erklärte er das weitere Vorgehen und machte unmissverständlich klar, dass es von seiner Seite keine Zeitangaben mehr geben werde. „Ich musste bis jetzt jedes Mal die Angaben der Baufirma revidieren und mich hier vor ihnen erklären, das hat jetzt ein Ende“, erklärte er sichtlich konsterniert.
Geduld und Langmut
Wichtig war ihm, sich bei den Bürgern zu bedanken, die bis jetzt die Baustelle mit „Geduld und Langmut“ ertragen hätten. Allerdings würden die Herausforderungen, die jetzt auf sie zukommen würden, gewaltig werden. Mit dem Ende des 2. Bauabschnitts ist die Robert-Koch-Straße jetzt bis zur Einmündung Am Steinbruch fertiggestellt. Einige Nachbesserungen und Arbeiten an den Gehwegen würden noch folgen, doch ab spätestens 2. September sei dieser Teil der Straße wieder befahrbar. Nahtlos daran schließt sich der 3. Bauabschnitt, der sich vom Alten Rathaus bis hoch zur Einmündung Im Wolfes ziehen wird. „Es ist ein Etappenziel erreicht, doch Sie müssen sich auf ein weiteres Jahr Baustelle einstellen“, unterbreitete der Rathauschef den rund 120 anwesenden Ruppertshainern. Diese Info ließ ein Raunen durch die Menge gehen.
Angeblich gebe es das Versprechen der Baufirma, dass jetzt so zügig wie möglich gearbeitet werde. Von zwei statt einer Baukolonne sei die Rede, ob man sich darauf verlassen könne, würde sich in den nächsten Monaten zeigen. Denn wie Aussagen von Anwohnern bestätigten, kam es in der Vergangenheit schon häufiger vor, dass die Baustelle für mehrere Tage verwaist da lag und nichts passierte. Für Gelächter sorgte auch die Mülltonnenregelung nach der die Bewohner ihre Tonne vor die Tür stellen und die Arbeiter diese zu einer Sammelstelle hin- und wieder zurückbringen würden. Auch dies schien in der Vergangenheit wohl semioptimal verlaufen zu sein.
Kündiger erhofft sich vom Wechsel des Bauleiters eine Verbesserung der Situation auf der Baustelle. „Die Firma hat sich mir gegenüber verpflichtet, den Bürgern so weit es geht entgegen zu kommen, auch in Bezug auf die Zuwegung zu den eigenen Grundstücken.“ Dass dies nicht immer möglich sei, schob er aber noch hinterher.
Kritischer Schulweg
Sorgen bereiten einigen Ruppschern die Wege zur Grundschule, gerade auch für die Erstklässler, die in diesem Jahr unter besonders erschwerten Bedingungen ihren Schulweg lernen müssen – keine vorhandenen Fußwege, vermehrter Verkehr in den oberen Straßen wie Im Herlenstück und Am Rosenwald durch die Umleitung, noch keine Ampelanlage an der Schule. Hier erklärte der Bürgermeister, dass die Gehwege bis zum Schulbeginn fertiggestellt werden, die Ampelanlage folge so schnell wie möglich, in dem Zeitraum werde es einen provisorischen Zebrastreifen geben und eventuell könne es an der Schule Schülerlotsen geben, die beim Weg über die Straße helfen. Der Schulbusverkehr aus Eppenhain sei geregelt, nur für die Situation der nichtvorhandenen Gehwege oberhalb der Robert-Koch-Straße und der damit einhergehenden Gefahr für die Grundschüler hatte er keine sofortige Lösung parat.
Auf die Frage, ob man der Firma Matthäi, die es trotz Einladung vorzog, nicht zu erscheinen, „irgendwie beikommen könne“, erklärte Kündiger, dass er begrenzte Möglichkeiten hätte, schon allein aufgrund der allseits bekannten Problematik mit Arbeitskräften. „Ich kann nicht einfach sagen, ihr hört jetzt hier auf und eine andere Firma macht weiter, weil diese andere Firma nicht zu finden ist.“ So wird den Ruppertshainern nichts anderes übrig bleiben, als auch diesen weiteren Bauabschnitt zu ertragen und zu hoffen, dass die Baufirma endlich einmal ihre Versprechen hält.