Professor Horst Schmidt-Böcking feierte seinen 85.

Prost Prof. Dr. Horst Schmidt BöckingFoto: Hillebrecht

Kelkheim (kez) – Der Briefkasten dürfte zu klein gewesen, sein E-Mailfach der Glückwünsche kaum Herr geworden sein – am 13. Februar feierte Professor Horst Schmidt-Böcking, einer der bekanntesten deutschen Physiker und langjähriges Mitglied der Stadtverordnetenversammlung, seinen 85. Geburtstag. Schmidt-Böcking ist ein Wissenschaftler, der mit Ehrungen schier überhäuft wurde, sodass die Aufzählung im Grunde genommen kein Ende nimmt. Trotzdem: Seine Erfindung des „Coltrims-Reaktionsmikroskopes“ ermöglichte eine bisher unerreichte Beobachtung der Elektronendynamik in Atomen und Molekülen. Dieser Preis ist zusammen mit dem Schawlow-Preis der renommierteste Preis der APS auf dem Gebiet der Atom- und Molekülphysik AMO und der Quantenoptik. Prof. Dr. Horst Schmidt-Böcking ist der 20. Preisträger der AMO und erster Nichtamerikaner, der mit diesem Preis ausgezeichnet wurde. Im Hintergrund wurde sogar gemunkelt, dass er wohl auch für den Nobel-Preis vorgeschlagen war.

So wurde er 2009 Träger des Bundesverdienstkreuzes Erster Klasse, 2010 erhielt er die Stern-Gerlach-Medaille der Deutschen Physikalischen Gesellschaft und 2018 die Ehrendoktorwürde der Universität Kassel. Seit seiner Emeritierung widmet er sich intensiv der Physikgeschichte der Frankfurter Universität und veröffentlichte acht Bücher über das Wirken des Nobelpreisträgers Otto Stern. Bis heute ist er ein international gefragter Experte in der Physik.

Doch der Wissenschaftler und gebürtige Westerwälder fand auch noch Zeit, sich den unterschiedlichsten Problemen in seiner Stadt Kelkheim zu widmen. Mehr als zwanzig Jahre lang war er Stadtverordneter für die SPD in Kelkheim, erhielt für seine Arbeit 2016 die Heinrich-Freiherr-von-Gagern-Plakette in Silber und wurde 2022 Ehrenstadtverordneter, um seine 21-jährige aktive Zeit in den städtischen Gremien zu würdigen. 2023 erhielt er seine höchste Auszeichnung der Deutschen Physikalischen Gesellschaft, die Ehrenmitgliedschaft.

Dann gibt es die Eichendorffschule in Kelkheim. Manche Jahrgänge von Schülern werden sich noch an seine Versuche erinnern, die er mit ihnen durchführte, um auf den Feinstaub in den Straßen aufmerksam zu machen.

Doch damit nicht genug. Sein Engagement erstreckte sich auch auf die Bürgerstiftung Kelkheim, in der er als zweiter Vorsitzender tätig war und nun dem Kuratorium angehört.

Auf ihn gehen die „MINT-Spitzen“ zurück, ein Schülerwettbewerb zur Förderung herausragender Leistungen in Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. Die Bürgerstiftung übernimmt die Kosten für die „Forschungsmaterialien“, unterstützt diesen Wettbewerb für außergewöhnliche Leistungen innerhalb des Unterrichts. Im Juni 2013 fand die erste Verleihung an die Preisträger statt. Nach wie vor noch eine Veranstaltung der Bürgerstiftung im Plenarsaal des Rathauses, die immer wieder auch die Eltern der Preisträger anzieht.

Haben wir etwas vergessen? Natürlich. Da ist doch noch die Posaune, die zu seinem leidenschaftlichen Hobby gehört. „Ich werde so lange spielen, bis mir die Puste ausgeht“, sagte er einmal. Die hat er noch. Bei den Gottesdiensten der Trägergemeinden St. Johannes Fischbach und der Paulusgemeinde in Kelkheim ist er immer noch dabei wie auch bei anderen Veranstaltungen am Ehrenmal für die Opfer der Luftbrücke Berlin oder auch zur Fronleichnamsprozession in Fischbach. Hans-Dieter Milkowski, der Leiter des Bläserkreises: „Er soll doch die siebzig Jahre Mitgliedschaft bei uns noch vollmachen“.



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