Sophie-Veronique Cauchefer-Choplin „zaubert“ auf der digitalen Orgel in Kelkheim-Münster

Sophie-Veronique Cauchefer-Choplin an der Orgel und Shootings aus dem Stummfilm „Sonnenaufgang – Lied von zwei Menschen“Foto: Thomas Zellhofer

Kelkheim (kez) – Stephan Paxmann zog wieder einmal alle Register und lud eine Organistin mit Weltruhm nach Münster ein: Sophie-Veronique Cauchefer-Choplin, Titularorganistin von St. Sulpice in Paris und Professorin am Royal College of Music in London. Sie gilt als eine der besten Improvisatorinnen ihrer Generation.

„Zauberei an der Orgel“

Bei der Einführung sprach Stephan Paxmann von „Zauberei an der Orgel“. Weitere Substantive lassen sich noch hinzufügen wie Kreativität, Spontanität, Genialität und Qualität. Davon konnten sich die Konzertbesucher im Laufe des Abends überzeugen. Es war ein Hochgenuss der besonderen Art, da die Organistin den Stummfilm „Sonnenaufgang – Lied von zwei Menschen“ aus dem Jahre 1927 musikalisch begleitete. Auf einem Klavier kann der Pianist durch Tempo und Lautstärke Improvisationen gestalten. Bei der Orgel ist dies wesentlich schwieriger, da die Register auf der Orgel vor dem Konzert „gesetzt“ werden müssen, um schnell auf die unterschiedlichen Szenen in einem Film mit verschiedenen Klängen zu reagieren. Dies bedarf der Erstellung eines „Schaltplanes“ mit diversen Registern und Klängen. Sophie-Veronique Cauchefer-Choplin improvisierte damit ohne Noten und mit Blick zur Leinwand auf beeindruckende und kreative Art zu dem 90-minütigen Stummfilm – und dies ohne Pause.

Zum Abspann des Stummfilms ging es noch einmal richtig in die Tasten und Pedale. Das Publikum sah eine gelbe „Lichtorgel“, da alle Register dieses besonderen Instruments gezogen wurden und zum Ende des Konzertes der volle Klang der großen Orgel die Zuhörer in den Abend entließ. Mit tosendem Applaus und minutenlangen „Standing Ovations“ brachte das Publikum seine Begeisterung zum Ausdruck. Sophie-Veronique Cauchefer-Choplin spendete ihren persönlichen Applaus der digitalen Orgel von St. Dionysius. Wahrhaftig ein „zauberhafter“ Abend mit einer genialen Künstlerin in Kelkheim.

Durch die Meisterkonzerte bereichern Florence und Stephan Paxmann unser Kulturleben in Kelkheim. Es ist schon bewundernswert, welch hochkarätige Künstler den Weg zu uns finden. Betrachtet man den Terminkalender von Sophie-Veronique Cauchefer-Choplin in 2024, so findet man nur drei Konzerte in diesem Jahr in Deutschland. Diese sind am 3. Juli in der Frauenkirche in Dresden auf der Kern-Orgel, welche die Silbermann-Tradition fortschreibt, und am 5. Juli auf der Hildebrandt-Orgel im Naumburger Dom. In dieser Liga der besonderen Dome und Kirchen reiht sich Kelkheim ein.

Sonnenaufgang – Lied von zwei Menschen

Dieser Stummfilm ist ein US-amerikanisches Liebesdrama aus dem Jahre 1927 mit George O’Brien und Janet Gaynor in den Hauptrollen. Für Friedrich Wilhelm Murnau, den deutschen Regisseur des Filmes, war es sein erster Film in den Vereinigten Staaten. Die Handlung basiert auf Hermann Sudermanns Erzählung „Die Reise nach Tilsit“ – die Verfilmung wurde am 23. September 1927 uraufgeführt. Bei der Oscarverleihung 1929, der ersten überhaupt, war „Sunrise“ in insgesamt vier Kategorien nominiert und mit jeweils drei Academy-Awards der erfolgreichste Film. Dieser Stummfilm ist gespickt mit allen Emotionen: Liebe, Vergebung, Brutalität bis hin zu Mordabsichten. Belustigend ist ein schwarzes Ferkel, welches Rotwein vom Fußboden leckt und danach ins Torkeln gerät. Zum Schluss fallen von einem Holzregal alle Flaschen mit alkoholischen Getränken zu Boden und zerbrechen.

Zum besseren Verständnis der Handlung wurden immer wieder Texttafeln in Englisch eingeblendet wie beispielsweise „Be my wife“, „… keep and protect her from all harm!”„Come again!“ und zum Schluss „Forgive me“. Trotz vieler negativer Emotionen und Ereignisse hat dieser Stummfilm ein Happy End. Und dass dieses Meisterkonzert „Großes Kino“ war, zeigt auch, dass der Film 2012 bei einer Umfrage des Magazins ‚Sight & Sound‘ unter Filmkritikern auf den fünften Platz der besten Filme aller Zeiten gewählt wurde.

Weitere Meisterkonzerte in St. Dionysius

Am Mittwoch, 4. September, um 19.30 Uhr mit Professor Wolfgang Seifen, Vorsitzender des Orgelbauvereins Kevelaer e.V. und zuvor Titularorganist der Kaiser-Wilhelm-Kirche in Berlin.

Am Mittwoch, 23. Oktober, um 19.30 Uhr mit Josep Sole Coll, also niemand geringerem als dem Organisten des Papstes aus St. Peter im Vatikan.



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