Die Stadt Kelkheim „verdiente“ zum ersten Mal an den „Sünden“ der Autofahrer

Kelkheim (kez) – Bei vielen Autofahrern hat sich die unumstößliche Meinung festgesetzt, dass die Blitzer in den Städten, in der Fachsprache „Geschwindigkeitsmesseinrichtungen“, nur dazu da sind, um den Automobilisten das Geld aus der Tasche zu ziehen und um die Gemeindekassen zu füllen. Inwieweit das wahr ist, sei dahingestellt.

In Kelkheim jedenfalls war das bis vor einem Jahr nicht der Fall. Wie immer wieder von uns berichtet, musste die Stadt für diese Einrichtungen kräftig zulegen und verdiente nichts am „Autofahrer“. Zur Überraschung von Ordnungsamtsleiter Thorsten Kleipa gab es jetzt im Jahr 2023 aus der Ahndung aller Verstöße Einnahmen in Höhe von rund 590.000 Euro. Dem gegenüber stehen die Aufwendungen der Stadt für die Unterhaltung der Blitzlichtanlagen, für das fahrbare Blitzgerät, die Ordnungspolizei und die Bearbeitung der geblitzten „Verstöße“. Bleiben der Stadtkasse rund 210.000 Euro Überschuss.

Wie kam die wundersame Vermehrung der Einnahmen aus den Knöllchen zustande? Thorsten Kleipa konnte Antwort geben. Einen großen Teil trugen die neuen Blitzer in der Kelkheimer Straße in Fischbach bei, die auf Drängen und Forderungen der Anwohner installiert worden waren und von Autofahren nur schlecht „ausgemacht“ werden können. Geräte und Umgebung scheinen irgendwie wenig kontrastreich zu sein.

Hier wurden bergab in Richtung Kreuzung an 348 Betriebstagen 6.537 Geschwindigkeitsüberschreitungen um mehr als acht Kilometer (km/h) festgestellt, davon 312 mit mehr als 18 km/h.

Bergauf in Richtung Stadtmitte wurden an 291 Betriebstagen 107 Autofahrer mit mehr als 18 km/h geblitzt. Insgesamt blitzte dieses Gerät 3.578 Mal.

Wegen der Bauarbeiten an der Robert-Koch-Straße in Ruppertshain wurde der Blitzer an der Grundschule erst einmal abgebaut, um zum Gagernring zu wandern. Die beiden Starenkästen an der Fischbacher Straße sind außer Betrieb, da nach der Sanierung der Fahrbahn im Jahr 2012 dort aus Kostengründen keine neuen Messschleifen eingebaut wurden, und für eine Wiederherstellung keine befürwortende Stellungnahme der Polizeiakademie vorliegt. Im Gagernring wurden an 295 Betriebstagen 1.240.322 Fahrzeuge erfasst, von denen 1.251 mit mehr als acht km/h zu schnell waren, davon 64 mit mehr als 18 km/h. Der Blitzer ist gut sichtbar und bergauf fährt man eben nicht unbedingt mit Nachbrenner. In der Langstraße in Fischbach gab es 746 Verstöße, davon 73 mit mehr als 8 km/h, einer war mit mehr als 18 km/h viel zu schnell.

An der B519 Abfahrt Hauptfriedhof/Stadtmitte (beide Fahrtrichtungen) gab es an 282 Betriebstagen 1.955 Geschwindigkeitsüberschreitungen um mehr als 8 km/h. Davon gab es 304 Bußgeldverfahren aufgrund Überschreitungen um mehr als 18 km/h.

Das mobile Messgerät war in 96 Stunden an 27 Mess-Stellen unterwegs und erfasste 22.100 Fahrzeuge. Geschwindigkeitsüberschreitungen um mehr als 8 km/h: 1.104, davon Bußgeldverfahren aufgrund Überschreitungen um mehr als 18 km/h: 126.

Auch die Ordnungspolizei legte die Hände nicht in den Schoß. Sie hat 3.588 gebührenpflichtige Verwarnungen ausgesprochen. Und 32 Bußgeldverfahren wegen gravierender Verkehrsverstöße im Punktebereich wurden eingeleitet.

Über die Tätigkeit der Ordnungspolizei hin-aus wurden nach Parkverstößen aufgrund konkreter Anzeigen weitere 88 gebührenpflichtige Verwarnungen ausgesprochen.

Ferner kamen von der zentralen Bußgeldstelle des Landes Hessen beim Regierungspräsidium in Kassel aufgrund der dorthin abgegebenen Bußgeldverfahren nach Geschwindigkeitsüberschreitungen um mehr als 18 km/h und Handyverstößen Kostenanteile der tatsächlich eingenommenen Bußgelder in Höhe von 30.144 Euro.

Bürgermeister Albrecht Kündiger: „Damit lagen die Einnahmen der Verkehrsüberwachung erstmals über den direkten Ausgaben. Ursache sind die vielen Missachtungen der zulässigen Höchstgeschwindigkeit in der Kelkheimer Straße und deren Sanktionierung durch Inbetriebnahme der Überwachungsanlagen.“ Mal schauen, wie es im Jahr 2024 aussieht.



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