Steckbrief: die Schlafmaus mit der Zorro-Maske

Sogar als Plüschtier gibt es den Gartenschläfer schon.Foto: Judith Ulbricht

Kelkheim (ju) – Das Gesamtgebiet der Verbreitung des Gartenschläfers hat sich vermutlich in den letzten 30 Jahren um mehr als 50 Prozent verkleinert. Der Gartenschläfer ist wohl das am stärksten im Bestand zurückgegangene Nagetier Europas. Ursprünglich reichten die Vorkommen des Gartenschläfers von der Atlantikküste Portugals und Frankreichs bis zum südlichen Ural in Russland sowie Finnland bis Südspanien und Sizilien. Aufzeichnungen belegen, dass in Mittel-, Süd- und Osteuropa bereits seit einigen Jahrzehnten erhebliche Bestandsrückgänge, Arealverkleinerungen und auch regionales Aussterben verzeichnet werden mussten. Eine aktuelle europaweite Analyse (Bertolino 2017) kommt zu folgendem Schluss: Ursprünglich war der Gartenschläfer in 26 Ländern Europas verbreitet. In vier Ländern davon kann die Art aktuell nicht mehr nachgewiesen werden. Ausgestorben oder vermutlich ausgestorben ist er in weiteren vier Ländern. Drei Länder beherbergen nur noch einzelne kleine Populationen. In zehn Ländern ist der Gartenschläfer selten oder geht zurück. Damit gibt es nur noch in fünf der ursprünglich 26 Länder stabile Bestände des kleinen Bilchs. Doch um wen handelt es sich eigentlich beim Gartenschläfer?

Der Gartenschläfer ist leicht zu verwechseln mit seinen Verwandten aus der Familie der Bilche (Schlafmäuse): dem Siebenschläfer (dem großen Bruder) und der Haselmaus (der kleinen Schwester). Der kleine Nager besticht durch seine auffällige schwarze Kopfzeichnung, die wie eine „Zorro-Maske“ aussieht. Sein Fell ist rotbraun-grau, die Flanken und die Unterseite sind weiß. Außerdem besitzt der Gartenschläfer einen behaarten Schwanz mit langhaariger Quaste. Der kleine Kerl hat eine Körperlänge von 12 bis 17 cm, der Schwanz misst stolze 10-14 cm. Das Leichtgewicht wiegt zwischen 60 und 90 Gramm, nur für den Winterschlaf frisst sich der Gartenschläfer eine „Plauze“ an und bringt dann bis zu 130 Gramm auf die Waage. Die meiste Zeit des Jahres verschlafen die Gartenschläfer in einem selbstgebauten kugeligen Schlafnest. Da sie nachtaktiv sind, halten sich die kleinen Nager tagsüber in verborgenen Schlafplätzen auf. Dabei nutzen sie gern Baumhöhlen, geschützte Erdlöcher oder Felsspalten aber auch verlassene Vogelnester und Nistkästen. Nach einer Tragzeit von 21 bis 23 Tagen bringen die Weibchen in der Zeit von Mai bis Juli 4 bis 6 Junge zur Welt. Nach den ausgiebigen Forschungen konnte festgestellt werden, dass es durch die klimatischen Bedingungen durchaus vorkommen kann, dass die Weibchen sogar zwei Würfe im Jahr haben. Mit etwa 40 Tagen sind die Jungen selbstständig. Gartenschläfer sind Allesfresser: vor allem Insekten, Spinnen, Würmer, Schnecken und Eier aber auch Früchte, Samen und Knospen.

Wer die Forschung und die Schutzmaßnahmen rund um den kleinen Nager unterstützen möchte, kann dies mit einer Spende tun: BUND e.V., IBAN DE46 5005 0201 0000 3698 53, BIC HELADEF1822, Stichwort: Gartenschläfer

Viele weiterführende Informationen gibt es unter www.gartenschlaefer.de., dort findet sich auch eine Bauanleitung zum Nistkastenbau. Die Austellung kann zu den Öffnungszeiten des Rathauses noch bis zum 14. April besucht werden.



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