Münster (kez) – Mit einer realistischen Einschätzung der Ausgangslage und ohne große Erwartungen gingen die Münsterer Mädels in das Rückspiel gegen die HSG Blomberg-Lippe. Nach der deutlichen 41:30 Hinspielniederlage bei den favorisierten Westfalen war es das Ziel der Mannschaft zu beweisen, dass man zurecht das Viertelfinale erreicht hatte. Man wollte den Fans ein gutes Spiel bieten, sich für die Unterstützung während der gesamten Saison bedanken und Trainerin Ilka Fickinger einen würdigen Abschied bescheren.
Der Start in die Partie verlief jedoch denkbar ungünstig: Bereits nach drei Minuten lag die Mannschaft mit 0:3 zurück – ein Gesamtrückstand von insgesamt 14 Toren. Doch im weiteren Verlauf fand das Team besser ins Spiel. Besonders das Zusammenspiel zwischen Mia Herr und Kreisläuferin Salsabil Tere funktionierte hervorragend – selbst gegen die körperlich robuste 6:0-Abwehr der Gäste. Auch im Tempospiel konnte Münster Blomberg immer wieder unter Druck setzen.
In der Defensive agierte das Team deutlich cleverer als im Hinspiel und bekam die individuellen Stärken der Gegnerinnen besser in den Griff. Ein emotional wichtiger Treffer von „Sally“ Tere kurz vor der Halbzeitpause brachte den Hausherrinnen eine 18:14-Führung. In der Kabine legte das Trainerteam den Fokus auf die positiven Aspekte – ein mögliches Weiterkommen war zu diesem Zeitpunkt immer noch kein Thema.
Ein entscheidender Unterschied zum Hinspiel: In der ersten Halbzeit wurde kein einziges Tempogegenstoßtor zugelassen – ein Aspekt, der im Hinspiel noch spielentscheidend war. Auch in der zweiten Halbzeit blieb dies so. Mitte der zweiten Hälfte schrumpfte der Gesamtrückstand auf vier Tore, wodurch Blomberg zunehmend nervöser agierte und sich einfache Fehler im Angriffsspiel der Gäste häuften.
Angeführt von einer überragenden Lena Press, einer starken Mia Herr und einer glänzend aufgelegten Finja Fröhlich im Tor, drehte das Team weiter auf. Fröhlich parierte insgesamt drei Siebenmeter, darunter den entscheidenden kurz vor Schluss. 55 Sekunden vor Ende der Partie, beim Stand von 35:25 (Gesamtrückstand -1) erhielt Blomberg einen Siebenmeter und Münster eine Zeitstrafe – doch Fröhlich hielt erneut.
Nach dem letzten Team-Timeout gelang Mia Herr der entscheidende Treffer zum 36:25 und egalisierte so das Hinspielergebnis. Die Zuschauerinnen und Zuschauer darunter auch Bürgermeister Albrecht Kündiger, die spätestens ab Mitte der zweiten Halbzeit die Aufholjagd spürten, unterstützten das Team lautstark. Da niemand mit diesem Szenario gerechnet hatte, blieb die erste Reaktion nach Abpfiff jedoch zurückhaltend, es stand die Frage im Raum, gibt es ein 7Meter Werfen oder zählen die mehr erzielten Auswärtstore. Findige Zuschauer hatten aber bereits während des Spiels in den Regularien nachgelesen und so konnte Hallensprecher Jens Möller die für Münster erlösende Nachricht übermitteln – Dank der mehr erzielten Auswärtstore zieht das Team ins Final4 ein.
Die Freude war riesig. Viele Spielerinnen waren zu Tränen gerührt und die Halle feierte das Team für diesen bemerkenswerten Erfolg ausgelassen: Der Einzug ins Final4 bedeutet, zu den vier besten Mannschaften Deutschlands zu gehören – mit einem Kader, der überwiegend aus dem jüngeren Jahrgang besteht!
Perfekt auf den Gegener eingestellt
Ein überwältigter Co-Trainer Jan Althaus fand als erster seine Worte wieder: „Die Mädels haben einen großen Schritt in ihrer Entwicklung gemacht. Wir haben lange das Hinspiel analysiert und all unsere Schwächen abgestellt. Wir haben nur ein Tempogegenstoßtor bekommen, den starken Innenblock mit guten Sperren und Kreisanspiel auseinandergenommen und in der Abwehr mit hohem Pressing viele eins gegen eins Situationen unterbunden, die wir im Hinspiel alle verloren haben. Hinzukommt eine überragende Torhüter Leistung.“
„Diese Mädels sind ‘Mentalitäts Monster‘ so eine freudestrahlende Trainerin Ilka Fickinger, nachdem sie sich aus der Jubeltraube ihrer Spielerinnen befreien konnte. „Jetzt geht unsere gemeinsame Reise noch zwei Wochen weiter.“
Diese Reise führt das Team am 31. Mai und 1. Juni zum Final4 Turnier nach Erlangen, bei dem man im Halbfinale auf die Mannschaft des TSC Berlin trifft. Das zweite Halbfinale bestreiten die Mannschaften von Gastgeber HC Erlangen und dem TV Hannover-Badenstedt.
Alle Münsterer Fans sind herzlich eingeladen, das Team vor Ort zu unterstützen – dieses Ereignis wird unvergesslich.
Spielverlauf: 0:3, 3:3, 5:7, 9:9, 12:12, 14:13, 18:14 – 20:15, 25:17, 28:20, 32:23, 34:24, 36:25
Am Wunder von Münster haben mitgewirkt: Finja Fröhlich, Anna Kettner und Sarah Ivancic im Tor. Im Feld: Jette Rotert (4), Caja Fuchs (1), Luna Mattig (2), Lena Preß (10/1), Marlene Botta (2), Mia Herr (8/5), Sally Tere (6), Jule Neumann Moreno (1), Julia Neumann (2), Mia Mauch und Carolin Helbig.