Es weihnachtet in Fischbach – Weihnachtsmarkt muss erst wieder „in die Gänge kommen“

Schneemann und Weihnachtsmann begrüßen die Gäste des Fischbacher Weihnachtsmarktes. Rund um die Dreifaltigkeitskirche im Herzen von Fischbach reihte sich Bude an Bude mit Leckereien und Kunsthandwerk. Fotos: Peter Hillebrecht

Fischbach
(ju) – Ralf Fischer, Vorsitzender der Fischbacher Kerbevereins, ist motiviert. Motiviert, endlich wieder einen Fischbacher Weihnachtsmarkt organisieren zu können. Nach zwei Jahren Abstinenz kann in Fischbach endlich wieder in die gute alte Tradition der Kelkheimer Weihnachtsmärkte gestartet werden. Am 1. Adventswochenende (26./27.11.) ist es so weit. Die Vorbereitungen laufen schon seit Wochen und Monaten. Händler müssen angefragt werden, die auf dem Markt verkaufen wollen, ein Kinderkarussell muss organisiert werden. Vergangenes Wochenende wurden die Weihnachtsbäume, die dem Markt ein winterliches Bild geben, aus dem Forst geholt und aufgestellt. Überall wird gewerkelt und dekoriert. Langsam kommt Weihnachtsstimmung auf.

Große Sorgen

Das war bei Ralf Fischer nicht immer so. Und auch jetzt macht er sich Sorgen um den Ist-Zustand und die Zukunft des Fischbacher Weihnachtsmarktes. Schaut man sich die Bilder des letzten Marktes 2019 an, sieht man Menschenmengen, die sich durch die engen Gassen drängen. „10.000 bis 12.000 Besucher konnten wir vor Corona an den zwei Tagen zählen“, erinnert sich Ralf Fischer. Über 70 Stände lockten die Besucher in Kelkheims Stadtteil. Wenn er ehrlich ist, fängt er jetzt nach Corona wieder bei Null an, „eigentlich so wie vor knapp 30 Jahren“. Der 27. Fischbacher Weihnachtsmarkt hat mit allem zu kämpfen: Die Energiekrise macht auch hier nicht Halt, viele fliegende Händler haben die Pandemie nicht überlebt, ebenso wie viele Schausteller. Doch manchmal muss man auch Glück haben: Der Betreiber des Kinderkarussells, der sonst immer auf dem Markt war, hat aufgegeben. Einen anderen zu finden eigentlich schier unmöglich. Doch Fortuna hat ein Einsehen. Der Schausteller, der jetzt die Kinder auf dem Fischbacher Weihnachtsmarkt beglückt, erhielt eine Absage und sagt Ralf Fischer zu. Wenigstens etwas!

Ganz anders sieht es bei den Ständen aus. Bis heute gab es gerade mal 37 Anmeldungen, davon der Großteil Essensstände. „Bis zur Pandemie machten immer dreiviertel Sachstände unseren Markt aus, das ist jedoch komplett weggebrochen“, weiß Fischer, der die Anmeldungen entgegengenommen hat. Verstehen kann er es schon, dass gerade Kunsthandwerker und DIY-Verkäufer zurückhaltend sind. „Man plant ja so einen Weihnachtsmarktverkauf nicht erst vier Wochen vorher, sondern macht sich schon am Jahresanfang Gedanken, was man herstellen möchte. Wenn die Zeiten aber unsicher sind und keiner weiß, ob Märkte stattfinden könne, kaufst du auch nicht im großen Umfang ein, um dann eventuell auf deinen Kosten sitzen zu bleiben, weil du nicht verkaufen kannst“, weiß Fischer. Schade ist es trotzdem, dass sich nicht mal durch die verstärkten Aufrufe im Internet weitere Händler gefunden haben.

Vereine fehlen

Und noch etwas ärgert den Fischbacher: Die Vereine, die sich sonst aktiv am Weihnachtsmarkt beteiligt haben, sind in diesem Jahr nicht präsent. „Von 26 Vereinen hier in Fischbach haben sich gerade mal 5 angemeldet und sind mit einem Stand dabei“, moniert Fischer kopfschüttelnd. Auch von den Schulen, die er explizit angeschrieben hat und die in vorherigen Jahren immer dabei waren, kam nicht mal eine Rückmeldung. Das treibt ihm Sorgenfalten auf die Stirn. Denn wenn nicht einmal die Vereine so eine Aktion wie den Weihnachtsmarkt unterstützen, wie soll es dann weitergehen? Den Menschen fehlt es an Zeit und manchen vielleicht auch am Willen, sich für die Gemeinschaft einzubringen. „Machen wir uns nichts vor. Wir sind jetzt zweieinhalb Wochen mit dem Aufbau des Marktes beschäftigt und uns fehlen Helfer. Viele müssen arbeiten, aber wenn sich vielleicht jeder mal einen Tag frei nehmen würde, um zu helfen, wäre allen geholfen“, so die Überlegungen Fischers. Hinzu kommen Absagen, nach denen alles wieder umgeworfen und neu geplant werden muss, denn schließlich soll der Markt trotz aller Widrigkeiten so einladend wie möglich sein.

Aufgeben und alles an den Nagel hängen ist für Ralf Fischer keine Option. „Wenn wir den Weihnachtsmarkt jetzt noch mal hätten ausfallen lassen, dann wäre auch der letzte professionelle Händler weg und der Fischbacher Weihnachtsmarkt gestorben“. So macht er weiter – in der Hoffnung, dass der diesjährige Markt viele Menschen nach Fischbach zieht und dass erkannt wird, welch Kleinod die Stadt und die Fischbacher da haben. Ein Kleinod, das gehegt und gepflegt werden sollte, damit es wieder zu dem wird, was es mal war: Der Kelkheimer Weihnachtsmarkt mit dem gewissen Etwas, dem Flair und der besonderen Atmosphäre rund um die Kirche mit Weihnachtsbaum und Glühweinduft.

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