Das Wetter von Oliver Mollière: der Juni 2023 extrem sonnig, extrem warm und viel zu wenig Regen

Sonne, Sonne, Sonne..Foto: Judith Ulbricht

Kelkheim (kez) – „Wer sich heutzutage ein wenig mit dem Thema Wetter oder Klima beschäftigt, der stellt schnell fest, dass wir uns in einem krassen Wandel befinden, der jenseits jeder statistischen Toleranz ist. Man weiß gar nicht, wo man anfangen soll, wenn man über Rekorde oder Besonderheiten berichten will“, stellt Oliver Molliére in seinem Bericht über den Juni 2023 fest.

Und weiter: „Ich hatte ja schon im Mai-Wetter berichtet, dass zwischen dem 13. und 31. Mai insgesamt weniger als ein Quadratmeter an Regen fiel. Diese Trockenphase setzte sich bis zum 8. Juni fort, wo immerhin mal sieben Liter an Niederschlag zu verzeichnen waren.“ Grob überschlagen hat es also fast einen Monat lang keinen nennenswerten Niederschlag gegeben. Der größte Teil der 37 Liter des Gesamt-Juniregens, übrigens nur etwa die Hälfte des „Juni-Solls“, sei am 22. Juni innerhalb von 80 – Minuten zwar, genau gesagt – zwischen 17.15 und 18.25 Uhr gefallen, als in Fischbach zwei heftigste Schauer alleine 25 Liter des inzwischen kostbaren Wassers vom Himmel peitschten.

Eine Lokale Geschichte

Das war allerdings eine relativ lokale Geschichte, denn schon wenige Kilometer weiter hatte man davon fast gar nichts mitbekommen. Zuvor war die Luft extrem schwül und aufgeheizt, mit 30,7°Celsius am einzigen heißen Tages des Monats. Jedoch bedeuten die 18 gemessenen Sommertage einen neuen Juni-Rekord an meiner seit 2006 messenden Station. Auch die durchschnittlich 20,5 ° Celsius für den gesamten Monat stellen hier einen neuen Rekord für Juni auf.

Es war um + 4,6,°C wärmer als im Mittel von 1961-1990 und um + 3,3°C wärmer als zwischen 1991-2020. Am frühen Morgen des 2. Juni wurde mit 7,8°C die kühlste Temperatur gemessen und zugleich das einzige Mal die 10°Celsius-Marke unterschritten.

Ein Quantensprung

Um zu verdeutlichen, was hier für ein Quantensprung bei der Juni-Durchschnittstemperatur in den letzten acht Jahren seit 2017 stattgefunden hat, muss man sich nur die seit 1949 existierende Messreihe vom Frankfurter Flughafen genauer anschauen. In den 75 Jahren der Reihe wurde bisher „nur“ achtmal die 20°-Marke geknackt. Siebenmal davon in den letzten acht Jahren: Und zwar: 2017 (20,3°); 2018 (20,5°); 2019 (21,4°); 2021 (20,9°); 2022 (20,7°); 2023 (21,8°). Dazu noch 2003 (21,9°) und 1976 (20,8°).

Fehlte die Coronapause?

Der Juni 2023 landete also ganz knapp auf Platz 2. Von den letzten sieben Jahren fehlte hier nur 2020 (Coronapause?). In allen anderen der verbleibenden 67 Jahre war es im Juni durchschnittlich maximal 19,5 °C warm. Der wärmste Juni der 80er-Jahre zum Beispiel war der von 1986 mit 18,4°C, der wärmste der 90er 1998 mit 18,8 °C. Welch ein krasser Unterschied zu den Temperaturen der letzten 8 Jahre.

Nicht nur CO2 der Sündenbock

Sowohl medial als auch politisch werde für diesen Erwärmungstrend fast ausschließlich CO2 als Sündenbock erkoren. Aber es spielten hier auch andere Faktoren eine Rolle, wie zum Beispiel die enorme Anzahl der Flugbewegungen und die damit verbundene Wolkenbildung des großflächig ausgeschiedenen Kerosins, das eine Auskühlung der Temperaturen von oben her erschwert.

Außerdem trägt die immer weiter voranschreitende Versiegelung von zur Kühlung beitragenden Landschaftsflächen zur Erwärmung bei, gerade in den Ballungsgebieten (Wärmeinseleffekte). „Von vielen dieser Versiegelungen profitieren in der Regel nur sehr Wenige, aber fast Allen wird geschadet. Das Thema sollte man sehr ernst nehmen, da es auch bei anderen Aspekten, wie Niederschlagsabfluss oder Überschwemmungen bei Starkregen, eine große Rolle spielt“.

Sonnenscheindauer: markante Abweichungen

Den nächsten Hinweis, dass es bei uns seit relativ kurzer Zeit zu gravierenden Änderungen im klimatischen Kontext kommt, kann man auch an der Sonnenscheindauer ablesen. Hier sind markante Abweichungen zur Norm seit fünf Jahren erkennbar. Als Basisstation nehmen wir wieder den Frankfurter Flughafen, wo die Sonnenscheindauer seit 1951 aufgezeichnet wird. Es gab hier überhaupt erst fünf Juni-Monate mit über 300 Sonnenstunden: Der gerade zu Ende gegangene Juni 2023, war mit 327 Sonnenstunden der sonnenreichste überhaupt, gefolgt von 2019 (322 Stunden) und dem Juni letzten Jahres (314 Stunden).

Acht Tage mehr „Sonnenpower“

Über 300 Sonnenstunden gab es sonst nur noch 2003 (305) und 1964 (301). Um noch einmal zu verdeutlichen, wie extrem diese Ausreißer von 2023, 2022 und 2019 sind: Das Sonnscheinmittel lag zwischen 1951 und 2018 bei 216 Stunden, drei der letzten fünf Jahre hatten also teils mehr als 100 Stunden mehr davon zu bieten. In anderen Worten: Bei 12 Stunden Sonne am Tag waren das im Monat volle acht Tage mehr an Sonnenpower als im langjährigen Mittel zuvor. Zumindest die Solarindustrie wird‘s freuen, sollte sich dieser Trend fortschreiben.

Die Beziehung und der Zusammenhang zwischen hoher Sonnenscheindauer und hohen Temperaturen liegen natürlich sehr nahe. Unsere Sommermonate werden also nicht nur sehr viel wärmer (dies in absolut neuen Dimensionen seit 2017), sondern auch sehr viel sonniger (dies allerdings erst seit 2019) und damit auch deutlich trockener.

Mal schauen, wie sich das weiter entwickelt. Bezüglich einer Zunahme des Sonnenscheins war bis einschließlich 2018 eigentlich überhaupt keine Tendenz zu erkennen.

Die Kipp-Punkte

Aber es kann scheinbar ja auch zuweilen alles ganz schnell gehen beim Thema Klimaveränderung. Stichwort Kipppunkte. Das wissen wir auch schon aus vergangenen Jahrhunderten und Jahrtausenden.



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