Kelkheim (ju) – Im Schatten alter Bäume, zwischen dem Forsthaus Gundelhardt und dem Gimbacher Hof, sprudelt eine Quelle, die mehr ist als nur Wasser: Der Johannesborn ist ein Ort der Geschichte, der Spiritualität und der stillen Verbundenheit mit der Vergangenheit. In diesem Jahr feierte die wiederhergestellte Quellstätte ihr zehnjähriges Jubiläum – ein Meilenstein, der ohne das unermüdliche Engagement von Helmut Krause und seinen Mitstreitern kaum denkbar gewesen wäre.
Eine Quelle mit jahrhundertelanger Bedeutung
Der Johannesborn, die Quelle des Gimbach, wurde erstmals 1523 in einer Fischbacher Grenzbeschreibung erwähnt. Aus dieser Sickerquelle wurde über Jahrhunderte hinweg Wasser für Taufen in die nahegelegene Kapelle am Hof Gimbach geholt – eine Kapelle, die Johannes dem Täufer geweiht war und bis zu ihrem Abriss im 19. Jahrhundert ein bedeutender Wallfahrtsort war. Die Quellwiese ist nachweislich seit spätestens 1728 Eigentum der Kirchengemeinde St. Dionysius in Münster. Die Johanneskapelle, erstmals 1287 urkundlich erwähnt, war über Jahrhunderte ein bedeutender Wallfahrtsort. Pilger ließen sich hier taufen, beteten vor einem Dreifaltigkeitsbild und schöpften Kraft aus der Quelle, die Johannes dem Täufer gewidmet war. Der Gimbacher Hof selbst war bis ins 19. Jahrhundert ein Zentrum religiösen Lebens, geprägt von einer Eremitenbruderschaft und spiritueller Einkehr. Nach dem Abriss der Kapelle geriet der Ort zunehmend in Vergessenheit – bis Helmut Krause kam.
Wiederherstellung mit Herz und Hingabe
Was heute als idyllischer Platz am alten Pilgerweg erscheint, war vor zehn Jahren eine verwachsene, schwer zugängliche Quellwiese. Im Jahr 2015 wurde die historische Wiesenquelle durch eine Initiative von Helmut Krause, Mitgliedern der Kelkheimer Pfarrei St. Franziskus und Freunden neu gefasst. Das Quellwasser fließt seitdem durch eine rund 100 Meter lange Rohrleitung zum neu geschaffenen Johannesborn – einem Ort, der durch die Vision und das Engagement von Helmut Krause Wirklichkeit wurde. Er erkannte den Wert dieses Ortes und widmete sich mit bewundernswerter Ausdauer seiner Wiederherstellung. Unterstützt von Margret Schiela vom Gimbacher Hof, begann er mit den Arbeiten. Mit technischer Raffinesse und großem persönlichen Einsatz legte Krause die schwer zugängliche Quellwiese frei, sicherte sie gegen Verschüttung und gestaltete den Quellbereich mit Splitt, Holzpfählen und einem Sandsteintrog, gestiftet von Martina Liebisch-Jünger. Ein kunstvoll geschnitztes Brunnenschild von Norbert Klarmann, ein Natursteinunterbau und zwei Eichenstämme als regionale Relikte vervollständigten das Ensemble. Inzwischen schmückt ein kupferner Bogen mit Hahn den Trog.
Gemeinschaft und Hingabe
Helmut Krause war nicht nur Initiator, sondern auch Herz und Motor des Projekts. Er koordinierte Helfer, organisierte Material, sicherte technische Umsetzung und sammelte Spenden – die ersten 250 Euro kamen von der Gemeinde St. Dionysius, viele weitere folgten. Seine Fähigkeit, Menschen zu begeistern und zu verbinden, machte aus einer Idee ein gemeinschaftliches Werk. Die Einweihung am 24. Juni 2015, dem Namenstag des Heiligen Johannes, war nicht nur ein symbolischer Akt, sondern ein bewegender Moment gelebter Tradition.
Jubiläumsfeier mit vielen Wegbegleitern
Zur Feier des zehnjährigen Bestehens begrüßte Helmut Krause die Gäste persönlich – darunter Bürgermeister Albrecht Kündiger, der bereits bei der Einweihung 2015 dabei war und mit seinem Bauhof-Team unter Leitung von Peter Niehhaus die Zuwege rund um den Born wieder begehbar gemacht hatte. Auch die christlichen Kirchengemeinden waren vertreten, was die ökumenische Bedeutung des Ortes unterstreicht.
Musikalisch begleitet wurde die Feier von den Kelkheimer Blasorchestern aus Münster und Hornau unter Leitung von Hans-Georg Sachs.
Nach einem Vortrag der Heimat-Historikerin Christa Wittekind ging es gemeinsam auf dem alten Pilgerweg zum Johannesborn. Dort erläuterte Helmut Krause anhand einer Bilderchronologie die Veränderungen der letzten zehn Jahre. Für das leibliche Wohl sorgte Margret Schiela in gewohnt herzlicher Weise.
Ein Ort, der verbindet – ein Mensch, der bewegt
Helmut Krause bezeichnete seinen Beitrag bescheiden als „kleinen Beitrag“ – doch sein Wirken ist alles andere als klein. Mit Weitblick, Beharrlichkeit und einem tiefen Sinn für Heimat hat er einen Ort geschaffen, der Geschichte, Natur und Glauben miteinander verbindet. Sein Dank galt allen Helferinnen und Helfern – und ganz besonders seiner Frau Petra, die ihn über all die Jahre mit Rat, Tat und großem Verständnis begleitet hat.
Der Johannesborn ist heute nicht nur eine Quelle im geographischen Sinn, sondern auch eine Quelle der Inspiration, der Erinnerung und der Gemeinschaft. Er zeigt, was möglich ist, wenn Menschen sich mit Herz und Hingabe für ihre Heimat einsetzen – und ist ein lebendiges Denkmal für das Engagement von Helmut Krause und seinen Mitstreitern.
Johannes der Täufer ist eine zentrale Figur des Christentums. Als Bußprediger und Prophet kündigte er das Kommen Jesu Christi an und taufte ihn im Jordan. Sein Leben war geprägt von asketischer Lebensweise, kompromissloser Wahrheitssuche und dem Ruf zur Umkehr. Er gilt als Wegbereiter des Messias und wird in der Bibel als „Stimme eines Rufers in der Wüste“ beschrieben. Sein Gedenktag, der 24. Juni, fällt bewusst auf die Zeit der Sommersonnenwende – ein Symbol für Licht und Erneuerung. Ein berühmter Spruch, der ihm zugeschrieben wird, lautet: „Er muss wachsen, ich aber muss abnehmen.“ (Johannes 3,30). Diese Worte stehen sinnbildlich für Demut und die Bereitschaft, sich selbst zurückzunehmen, damit etwas Größeres entstehen kann – ein Gedanke, der auch in der Gestaltung des Johannesborns spürbar wird.
Johanniskraut – Heilkraft am Wegesrand
Entlang der historischen Wallfahrtsstrecke zum Johannesborn wuchs über viele Jahre hinweg das leuchtend gelbe Johanniskraut – eine Pflanze, die nicht nur durch ihre Schönheit auffällt, sondern auch durch ihre symbolische und heilende Kraft. Das Johanniskraut (Hypericum perforatum) blüht rund um den Johannistag und wurde traditionell als Schutz- und Heilpflanze verehrt. Es galt als Abwehr gegen böse Geister, wurde bei Johannisfeuern verbrannt und als „Teufelsflucht“ bezeichnet. In der Volksmedizin wird es bis heute bei nervöser Unruhe, Schlafstörungen und leichten Depressionen eingesetzt.
Gemeinsam mit dem Spitzwegerich, der ebenfalls entlang der Pilgerwege wuchs, leistete das Johanniskraut den Wallfahrern gute Dienste: Beide Pflanzen wurden bei kleinen Verletzungen, Insektenstichen oder zur Stärkung verwendet – ein natürlicher Begleiter auf dem Weg zur Quelle.
Frisches Wasser – ein kostbares Gut
Die Johannesquelle war über Jahrhunderte eine der wenigen Stellen in der Region, an denen frisches Trinkwasser verfügbar war. Für Pilger war sie nicht nur spiritueller Ort, sondern auch lebenswichtige Raststätte. Die Verbindung von Wasser, Heilpflanzen und religiöser Symbolik macht den Johannesborn bis heute zu einem einzigartigen Ort der Kraft und Erinnerung.