Abitur am TGK: 48 Mal die eins vor dem Komma

Frischgebackene Abiturienten, stolze Eltern.

Königstein – „Von 144 Schülerinnen und Schülern, die sich in diesem Jahr zum Abitur gemeldet hatten, haben 144 Schülerinnen und Schüler das Abitur bestanden.“ Die Freude darüber war Dirk Wingenfeld, kommissarischer Schulleiter des Taunusgymnasiums, anzusehen, als er zu Beginn seiner Rede im Rahmen der Akademischen Feier im Königsteiner Haus der Begegnung die Zahlen und Fakten zu den diesjährigen Abiturprüfungen verkündete. Mit 2,34 liegt in diesem Jahr der Abiturdurchschnitt am Taunusgymnasium über der hessischen Durchschnittsnote von 2,43 des letzten Jahres.

48 Mal wurde in diesem Jahrgang eine Eins

vor dem Komma erreicht, davon dreimal die bestmögliche Note 1,0. Ein freudiger Tag also, wie der Schulleiter konstatierte. „Freude schöner Götterfunken, Tochter aus Elysium“ – Betrachtungen zu Friedrich Schillers in der Vertonung Ludwig van Beethovens berühmt

gewordener „Ode an die Freude“ stellte Wingenfeld aus diesem freudigen Anlass ins Zentrum seiner Ansprache. Vielleicht hätte die Rede einen etwas anderen Zungenschlag bekommen, wenn zu diesem Zeitpunkt schon das Ergebnis des Referendums zum sogenannten „Brexit“ bekannt gewesen wäre – die vereinenden Aspekte der „Ode“, die ja in der Beethoven-Vertonung auch als Hymne des Vereinten Europa Verwendung findet, scheinen ja zurzeit – zumindest aus Sicht einer englischen Majorität – eher in den Hintergrund zu treten.

Das Taunusgymnasium freilich wird vom Schlusschor der Beethovenschen „Neunten“ durch das Jubiläumsjahr begleitet – sie erklang bereits beim Festkonzert zum 100-jährigen Bestehen des Taunusgymnasiums im vergangenen April, das nächste Mal wird sie mit dem Jubiläums-Projektchor und dem Großen Orchester des Taunusgymnasiums am 16. September beim offiziellen Festakt zu hören sein. Eine Reihe überaus ansprechender Redebeiträge durchzog die Akademische Feier. Zum einen war dies die Lehrerrede des von der Schülerschaft gewünschten Redner-Duos Christine Antony und Patrick Epple, diesmal allerdings ausdrücklich nicht als Konkurrenz zweier scheinbar unvereinbarer Gegensätze inszeniert, etwa nach dem Motto: Mathematik gegen Literaturwissenschaft, Logik gegen Emotion, Sportbegeisterung gegen Kulturbeflissenheit. Nein, darauf ließ sich das Duo nicht ein, wenn auch unverkennbare Charakteristika einer ihren Fächern Deutsch und katholische Religion verbundenen Philologin und jene eines passionierten Mathematikers und Physikers – dessen eigentlicher Lebensmittelpunkt freilich eher der Fußball zu sein scheint – in humorvollem rhetorischem Wechselspiel mehr als deutlich wurden.

Dieser Auftritt fand zum anderen ein nicht minder unterhaltsames, wortgewandt-witziges Pendant in der von Svenja Appuhn und Sven Lücke gestalteten Rede der Schüler. In der Rede der Eltern stellte Dr. Charlotte Eckhardt-Letzelter gleichermaßen Bemühungen und Verdienste von Schülern, Lehrern und Eltern heraus, Bernd Dönicke vom Bund der Ehemaligen und Förderern des Taunusgymnasiums (BEFT) unterstrich in seinem Grußwort die Bedeutung des Fördervereins für staatliche Schulen im Allgemeinen und das Taunusgymnasium im Besonderen. Vor der Übergabe der Abiturzeugnisse wurden eine Reihe von Schülerinnen und Schülern für besondere Leistungen oder auch besonderes soziales Engagement geehrt.

Mit dem Dieter-Behrend-Preis, benannt nach Dieter Behrend, einem vor drei Jahren unerwartet verstorbenen und als leidenschaftlicher Diskutant bekannter Lehrer am Taunusgymnasium, wurde Svenja Appuhn ausgezeichnet, als Landesschulsprecherin und Stellvertretende Schulsprecherin des Taunusgymnasiums sehr umtriebig, aber auch „privat“ in enormem Maße sozial engagiert. Ausgezeichnet wurde sie auch für ihr „Eins-Nuller“-Abitur, ebenso wie Tim Bommersheim und Sophie Gottlieb. Gleichfalls für soziales Engagement geehrt wurde Mohin Jan Fariod: Nie sei er sich zu schade gewesen, mit seinen hervorragenden pianistischen Möglichkeiten zum Gelingen von Veranstaltungen beizutragen, betonte Studienleiter Winfried Romahn. Eine Reihe von Auszeichnungen für hervorragende fachliche Leistungen wurde im mathematisch-naturwissenschaftlichen Bereich verliehen. Im Fachgebiet Mathematik wurden die Abiturienten Moritz Göbel, Edgar Krill, Tim Bommersheim und Selina Englmann geehrt.

Auf dem Feld der Chemie gingen Auszeichnungen (wiederum) an Selina Englmann, an Jule Peters, Benjamin Schulte-Mattler und Patrick Maibach.

Für exzellente Leistungen im Bereich Physik erhielten Nils Kulawiak, Philipp Basse und Nicholas Book den Buchpreis und eine Mitgliedschaft in der Deutschen Physikalischen Gesellschaft (DPG) für ein Jahr, weitere Mitgliedschaften gingen an Valentin Smits und Marcel Leichtle. Die musikalische Gestaltung der Feier hätte kaum niveauvoller und vielseitiger sein können: Zur Eröffnung der Feier erklang Frédéric Chopins virtuose As-Dur-Polonaise op. 53 mit Mohin Jan Fariod am Klavier. Musiklehrer Michael Neubeck sprang für seine erkrankte Kollegin Tina Behet ein und leitete den Jubiläums-Projektchor mit dem Titel „A Great New Day“ von Linda Steen Spevacek; den Klavierpart übernahm – gleichsam fachfremd, nichtsdestoweniger sehr überzeugend – Mathematik- und Physiklehrerin Susanne Eden. Es folgte der ausdrucksstarke 2. Satz aus der Sonate für Oboe und Klavier op. 166 von Camille Saint-Saëns mit Daniel Bettenbühl und Svetlana Grodzenski (als Gast). Nora Klein schließlich war die Gesangssolistin in Louiguys „La vie en rose“, in der Begleitband spielten Jani Laakso (Trompete), Naemi Hartauer (Cello), Daniel Bettenbühl (Oboe) und Mohin Jan Fariod (Klavier). Begeisterter, wohlverdienter Applaus belohnte die Musiker und – nicht zuletzt natürlich – die übrigen Abiturienten, die nach dem Überreichen der Abiturzeugnisse und einem Sektempfang im Foyer getrost nach Hause tragen konnten, was sie nun schwarz auf weiß besitzen.

Zahlreiche Auszeichnungen für hervorragende Leistungen und soziales Engagement wurden während der Akademischen Feier des Taunusgymnasiums verliehen.

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