Königstein – Das frühere Rathaus und einstige „Hotel Colloseus“ später „Zur Stadt Amsterdam“ in der Hauptstraße 15 wurde Ende des 17. Jahrhunderts im Zuge der Stadterweiterung erbaut. Zunächst war es nur der Westteil, der als Brauerei diente, erst in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts folgte der Ostteil des Gebäudes. Bis zum Königsteiner Beschuss von 1792, der das Gebäude teilweise zerstörte, diente es als Gasthaus. 1832 wurde der Westteil über einem noch vorhandenen Hoch-Keller mit einem Zugang von der Straße neu errichtet und der Ostteil aufgestockt. Hier befand sich bis 2002 noch ein Bogenguss-Gewölbe-Keller (erbaut 1660 bis 1682/85), wie er nach 1700 nicht mehr üblich war. 1837 wird das Haus als ältestes „Hotel“ auf nassauischem Gebiet erwähnt. In diesen Räumen residierten der Luxemburger Herzog Adolph und seine Gemahlin Adelheid anlässlich ihrer Hochzeitsreise.
Nach dem Zweiten Weltkrieg beseitigte man sämtliche Gesimse, die die beiden Bauteile bis dahin trotz der ungleichen Fenster- und Toröffnungen harmonisch verbanden. An der Rückseite befand sich aus der Bauzeit 1832 ein Flügelbau, der an seiner Westseite ein Höfchen ausbildete.
Seit 1909 diente das Gebäude bis 2002 als Rathaus und wurde anschließend mit seinem Gewölbekeller aus dem 17. Jahrhundert abgerissen und durch einen Neubau ersetzt. Offiziell stand das Gebäude nicht unter Denkmalschutz, wurde aber von vielen Königsteinern als erhaltenswert angesehen.
Obwohl es einen Investor gegeben haben soll, der dieses barocke Haus wieder als Hotel einrichten wollte, riss die Stadt das Haus ab und zerstörte den Keller. Vermutlich hielt man es nicht für gegeben, sich gegen den Abriss dieser soliden historischen Bausubstanz zu entscheiden, weil man dem Bau die barocke Herkunft äußerlich nicht mehr ansah. Stilistisch sah das mehrfach überbaute und veränderte Gebäude ganz anders aus als die Fachwerkhäuschen der Altstadt. Aber auch bauliche Veränderungen gehören zur Historie und wollen entdeckt sein! Der nun entstandene Neubau sollte, wenigstens näherungsweise und beim flüchtigen Vorbeigehen, ein historisches Fachwerkgebäude nachempfinden. Es wirkt von Weitem recht kleinteilig, es hat Klappläden und die Anmutung passt sich vordergründig in die Altstadt ein. Dass die vorne an die Fassade gehängten Balkone bei einem Fachwerkhaus so nicht funktionieren würden, merkt der Laie nicht. Ebenso die riesige Vollverglasung des Giebels, der gemeinsam mit den Balkonen ein Zwerchhaus vortäuscht, ist im Fachwerk baulich nicht machbar. Zumindest wurde die alte Aufteilung in zwei unterschiedlich hohe Gebäude erhalten. Die Fenster sind dafür deutlich größer geworden und haben auch eine Sprossenteilung, diese richtet sich aber nicht nach typischen historischen Fenstereinteilungen. Es ist ein gesichtsloser Neubau, der architektonisch bedeutungslos, auf Grundlage der Zerstörung eines historisch und geschichtlich interessanten Altbaus Königsteins errichtet wurde.