Zur Begrüßung gab es eine warme Hühnersuppe

Königstein (el) – 19 neue Flüchtlinge wurden am 9. Februar in Königstein wärmstens mit einer wohltuenden Hühnersuppe empfangen. Darunter 14 Kosovo-Albaner, Eritreer und Syrer. „Wir müssen Menschen, die vor Verfolgung fliehen, ein neues Zuhause bieten“, sagt Pfarrerin Katharina Stoodt-Neuschäfer als Sprecherin des Freundeskreises Asyl, der sich in der Kurstadt vor eineinhalb Jahren mit dem Ziel gegründet hat, eine wichtige Schnittstelle zwischen der Stadt und den Flüchtlingen zu sein und Anlaufstelle in allen Sachen, die von der Stadtverwaltung nicht abgedeckt werden. Grundsätzlich gelte es, allen Neuankömmlingen eine neue Perspektive zu bieten, sagt die Pfarrerin, die allerdings auch keinen Hehl daraus macht, dass jene, die der Armut wegen aus ihren Heimatländern geflohen sind, anderen, die wiederum vor Kriegen und Verfolgung flüchten, die Plätze versperren. Hier gelte es, Herz und Verstand in Einklang zu bringen, um dieses strukturelle Problem zu lösen.

Es gibt schon jetzt Positives zu berichten über die Neuankömmlinge, unter denen sich auch zwei junge Syrer befinden, die unterwegs ein grausames Schicksal ereignet hat, denn sie haben ihre Familie verloren. Dennoch zeigen sie sich der neuen Kultur gegenüber sehr aufgeschlossen und haben bereits mit Deutschkursen angefangen, um sich hier besser einleben zu können.

Untergebracht sind die Flüchtlinge, die jetzt in der Kurstadt aufgenommen wurden, auf dem Gasselink-Gelände Am Kaltenborn. Lange hatte man in der Kurstadt überlegt, welche Unterkunft sich hierfür eignen würde und hatte anfangs auch in Erwägung gezogen, private Wohneinrichtungen zu diesem Zwecke anzumieten. Eine Idee, die aufgrund wegen des damit einhergehenden Kostenfaktors zugunsten der Gasselink-Lösung verworfen wurde. Auf letzterem Gelände soll eigentlich der neue Betriebshof angesiedelt werden, doch da hier noch längst nicht alles in trockenen Tüchern ist, konnte man jetzt das Areal mit dem Wohnhaus und seinen zwei Flügeln für die Unterbringung der Asylbewerber nutzen. Stoodt-Neuschäfer bezeichnet das Miteinander aller Stellen, die vor Ort dazu beitragen, dass sich die Neuankömmlinge hier wohlfühlen, als hervorragend. Es gebe viele freundliche Hilfsangebote von den Bürgern und auch von ortsansässigen Unternehmen, sagt sie und nennt hier beispielhaft die Kursana Villa, von der die Spende von 15 Betten ausgegangen war, die dann pünktlich vor der Ankunft der neuen Hausbewohner bezogen werden konnten.

Derzeit setzt sich der Freundeskreis Asyl aus 60 Personen zusammen – Tendenz steigend. Die Arbeit ist sehr strukturiert und alles ist in Sparten aufgeteilt, um die Hilfen besser koordinieren zu können. Bei der Sparte „Deutsch“ hat Dagmar Spill den Hut auf und sorgt unter anderem dafür, dass man auf einen Pool von Anbietern aus unterschiedlichen Sparten zugreifen kann, so dass die Asylbewerber, bevor sie die vom Gesetzgeber vorgeschriebenen Deutschkurse besuchen, schon mal zumindest mit rudimentären Deutschkenntnissen ausgestattet sind. Hier ist sowohl der Ausländerbeirat ein wichtiger Ansprechpartner als auch die von der evangelischen Kirche gesponserten Deutsch-Kurse, die über die vhs Hochtaunus in der Stoltze-Schule in Königstein angeboten werden.

Wichtiger Bestandteil der ineinander greifenden Rädchen ist auch das ausgeklügelte Patensystem vor Ort, das gewährleistet, dass Alleinstehende und Familien gleichermaßen einen „Paten“ zur Seite gestellt bekommen, der ihnen die ersten Schritte in der neuen Heimat erleichtert, indem er sie an die Hand nimmt.

Einen weiteren Baustein stellt die AG „Arbeiten“ innnerhalb des Freundeskreises dar. Hier sind Horst-Günter Falkenhahn und Helmut Großkreutz zuständig. Anna Basse kümmert sich federführend um die Sparte „Wohnungen“ – weiterhin ein Thema, denn wie zu erfahren ist, werden in der nächsten Zeit noch weitere Asylbewerber in Königstein aufgenommen und das Gasselink-Haus ist für 50 Bewohner ausgelegt. Die Aufteilung des Hauses ist günstig, man stelle sich das Ganze wie eine große WG vor mit einer gemeinsamen Küche und einem Essensraum mit Tischen und Stühlen.

Hier können auch Hausaufgaben gemacht werden, was Familien mit Kindern sehr entgegenkommt. Ungelöst ist jedoch die Hausmeisterfrage.

Wenn weitere Flüchtlinge in Königstein eintreffen, die bekanntermaßen kurzfristig aus Gießen auf die Taunusgemeinden verteilt werden, könnte auch das bereits ins Auge gefasste städtische Grundstück unterhalb des Gasselink-Geländes aktuell werden. Wie man hört, könnte auch die Halle 7 am Taunusgymnasium eine Option für die Zukunft darstellen.

Jetzt müssen sich die Menschen, die hoffen, ein neues Leben in der Ferne aufbauen zu können, erst mal aklimatisieren. Dazu gehört auch, dass sie hier zum Arzt gehen, sich untersuchen lassen, neue Ausweispapiere erhalten sowie ein Konto einrichten, auf das ihr spärliches Auskommen überwiesen wird.

Die Menschen müssen zum Teil mehrere Monate und im Extremfall ein bis zwei Jahre darauf warten, bis die Entscheidung über ihren Asylantrag gefällt ist. Nur für Asylbewerber aus Syrien wurde kürzlich ein beschleunigtes Verfahren eingeführt, das lediglich zirka zwei Monate dauert.

Damit ihnen der Einstieg ins neue Leben erleichtert wird, setzt der Freundeskreis auf das Patensystem. Während Steffi Heßberger Ansprechpartnerin für jene ist, die jetzt als neue Paten Verantwortung übernommen haben, fungiert Barbara Kausch als Koordinatorin aller Patenfragen. „Man sollte sich durch den Kopf gehen lassen, ob man Pate werden möchte“, appelliert die Pfarrerin an alle Bürger, sich dieses Ehrenamt zuzutrauen, für das sogar ein spezieller Paten-Leitfaden erstellt wurde.

Um sich besser in die Situation der Flüchtlinge hineinzudenken, ist der Einleitung auch das Zitat einer Patin beigefügt, das wie folgt lautet: „Nachdem ich gestern mal wieder ein längeres Gespräch mit meinen Schützlingen über alles Mögliche hatte, ist mir doch klar geworden, dass erwähnt werden sollte, dass immer zu berücksichtigen ist, dass ein Großteil der Flüchtlinge traumatisiert ist, auch wenn das nicht unbedingt auffällt, Natürlich kommen sie teilweise aus Kulturen, die sich sehr von unserer Lebensweise unterscheiden. Aus diesem Grund benötigt es immer wieder auch Fingerspitzengefühl bei den ständigen Versuchen, sie dazu zu bringen, sich in ein ‚deutsches Leben‘, das ihnen doch so fremd ist, einzufügen. Es ist ein ständiges Hin und Her zwischen sehr lustigen gemeinsamen Erlebnissen, freundlichen Hinweisen, Ermahnen und gleichzeitig großem Verständnis für ihre Situation.“

Aufgaben eines Paten

Ansprechpartner für alle rechtlichen und behördlichen Themen ist die Stadt Königstein und hier im Speziellen Frank Müller, Monika Mosch und Hermann-Josef Lenerz als Bereichsleiter Soziales. Als Berater ist darüber hinaus jedem der Asylbewerber wenigstens ein Pate oder eine Patin zugeordnet, der/die ihn/sie in der Eingewöhnungsphase sowie später im täglichen Leben unterstützt, beispielsweise bei Behördengängen, Arztbesuchen, Versorgung mit angepasster Kleidung, dem Spracherwerb, der Integration durch sportliche Aktivitäten etc. Seit 2013 haben die Paten des Freundeskreises schon viel Erfahrung gesammelt. Wer sich vorstellen könnte, Pate zu werden, der kann den Leitfaden für Paten mit allen weiteren wichtigen Informationen per E-Mail unter freundeskreisasyl[at]gmx[dot]de abrufen. Auch eine Homepage existiert bereits, wird aber noch ansprechender und übersichtlicher gestaltet. „Wir haben in Königstein ein sehr gutes Miteinander zwischen allen Stellen, die für die Flüchtlingsarbeit zuständig sind“, betont Stoodt-Neuschäfer und denkt dabei neben vielen Einzelpersonen auch an die Stadt, die Lions, die Rotarier, das DRK, den Ausländerbeirat, die Kirchengemeinden und die Caritas. „Jetzt wünsche ich mir, dass dieser Hilfsgedanke noch mehr in die Breite geht“, so die Pfarrerin, die sich auch vorstellen könnte, dass ganze Schulklassen eine solche Patenschaft übernehmen. Angesichts der vielfältigen Aufgaben sind nicht nur anpackende Hände willkommen, sondern auch Geldspenden, damit der Freundeskreis auch Anschaffungen tätigen kann, die zwar benötigt werden, für die aber keine Pflicht besteht. Wer sich auf diese Weise einbringen möchte, dem sei das Konto des Freundeskreises genannt: Spendenkonto Freundeskreis Asyl, DE50 5019 0000 6600 2123 28.



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