Königstein (el) – Jeder hat schon mal eine solch unangenehme Situation erlebt: Man ist von einer Wespe gestochen worden, der Arm schwillt an, man ist verunsichert, es ist Wochenende – wen soll man anrufen? Gut zu wissen, dass sich die Königsteiner Bevölkerung seit 27 Jahren in solchen Fällen an den ärztlichen Notdienst wenden und ihn an den Wochenenden und an den Feiertagen aufsuchen kann. Ihren Anfang nahm diese Dienstleistung in den Räumen der Praxis Dr. Spranger in der Königsteiner Fußgängerzone. Als sich dann die Möglichkeit ergab, bezog man neue Räume am Hilfeleistungszentrum Am Kaltenborn 3 in unmittelbarer Nachbarschaft von Polizei und Feuerwehr.
So weit, so gut. Allerdings haben in letzter Zeit die strukturellen Änderungen im Gesundheitssystem und im Speziellen hier die neue Regelung, was die Niederlassung von Ärzten auf dem Land angeht, für Verunsicherung gesorgt. Da immer weniger Mediziner auf dem Land praktizieren wollen, musste eine neue Struktur geschaffen werden und das hat sich auch auf den Fortbestand von so manchem Notdienst ausgewirkt. Mancher hat sich schon gefragt, ob ein solcher Dienst in Zukunft überhaupt noch angeboten wird und ob die Versorgung der Bevölkerung mit ärztlichen Leistungen sichergestellt ist. Der Bedarf für einen ärztlichen Notdienst ist auf jeden Fall da. Das können Dr. Werner Klesczewski und Dr. Michael Rochel – beide sind Obleute für diesen Dienst – nur bestätigen. Zusammen haben sie nun direkt mit der Kassenärztlichen Vereinigung in Frankfurt verhandelt, bei der der Versorgungsauftrag für diesen Dienst liegt. Fakt ist, dass die Ambulanzen der Krankenhäuser überlastet sind. Ein weiterer Punkt, der für das Angebot der Notdienste spricht: Nicht jeder Unfall oder jede Krankheit ist ein Notfall und kann auch hervorragend ortsnah versorgt werden, ohne dass die Kosten ins Uferlose steigen. „Oft ist es nicht sinnvoll, zur Erstversorgung gleich ins Krankenhaus zu fahren“, weiß der Allgemeinmediziner Dr. Werner Klesczewski aus Erfahrung. Er und der Königsteiner Kinderarzt Dr. Michael Rochel haben daher gute Nachrichten für die Königsteiner: Der ärztliche Notdienst am Königsteiner Kreisel bzw. Am Kaltenborn bleibt auf jeden Fall erhalten. „Der ärztliche Notdienst hat in der Königsteiner Bevölkerung eine sehr gute Akzeptanz“, weiß Dr. Michael Rochel.
Im hessischen Vergleich handelt es sich um eine kleinere, aber dennoch ebenso wichtige Notdienstzentrale, in der im Schnitt zirka 30 Patienten am Tag versorgt werden. „Sinn dieser Einrichtung ist es, die niedergelassenen Ärzte zu entlasten“, sagt Dr. Michael Rochel, der zusammen mit Dr. Klesczewski verhindert hat, dass die Königsteiner und Glashüttener in Zukunft bis nach Bad Homburg oder Hofheim fahren müssen, um an den Wochenenden und Feiertagen ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen zu können.
Dabei ist der ärztliche Notdienst in Zukunft in zwei Bereiche unterteilt: Der Hausbesuchs-Dienst wird als Wochentags-Dienst zentral vereinbart und kann über die 116/117 telefonisch angerufen werden, so dass dann ein Callcenter den Patienten lotst. An den Wochenenden wird der Dienst ausschließlich vor Ort angeboten am Kaltenborn 3. Auch rekrutieren sich die diensthabenden Ärzte aus den Reihen der Mediziner, die in dem abzudeckenden Gebiet niedergelassen sind. Und dieses erstreckt sich nun auch von Königstein und Kronberg bis nach Eschborn und Bad Soden. „Wir vertreten dann zirka 220 Ärzte“, erklärt Dr. Rochel, dem es daran gelegen war, dass die „bevölkerungsnahe Notdienstzentrale“ erhalten bleibt. Rochel und Klesczewski haben ein Ehrenamt angenommen, das neben ihrer eigentlichen Arbeit einiges an Zeit von ihnen abverlangt. Denn sie sind als Koordinatoren unter anderem dafür zuständig, dass die Dienstpläne erstellt werden. Es gilt, ein Budget von 130.000 Euro im Jahr zu verwalten, die es kostet, das Ganze zu betreiben.
Eine entscheidende Rolle habe bei den Verhandlungen mit der Kassenärztlichen Vereinigung auch die moralische Unterstützung durch die Stadt Königstein gespielt. „Diese Unterstützung war für uns in Frankfurt sehr wichtig“, betont Dr. Rochel.
Ab dem 4. Januar ist die Notdienstzentrale Am Kaltenborn 3 samstags, sonntags sowie feiertags von 19 Uhr abends bis 7 Uhr morgens geöffnet und unter den Telefonnummern 116/117 erreichbar.
Dr. Michael Rochel und Dr. Werner Klesczewski haben im Interesse der Königsteiner mit der Kassenärztlichen Vereinigung verhandelt und erreicht, dass die Notdienstzentrale Am Kaltenborn erhalten bleibt.
Foto: Schemuth