Burgfräulein Nora I: Mit Gummistiefeln zum Frühschoppen

Ein ganz persönlicher Schnappschuss von Ihrer Lieblichkeit, Nora I., aufgenommen beim Umzug am Sonntag in einem unbeobachteten Moment. Foto: privat

Königstein (kw) – Keine war näher dran am Volksfest der Königsteiner als Burgfräulein Nora I., die im Folgenden aus ganz persönlicher Sicht die Ereignisse des viertägigen „Ausnahmezustands“ in der Kurstadt zusammenfasst und kommentiert.

Wir haben ein großartiges Burgfest erlebt. Ich hätte gerne noch weiter gefeiert, so viel Spaß hat es mir und meinem Hofstaat gemacht. Ich freue mich, dass der von mir ausgerufene Burgfrieden fast vollständig beherzigt wurde. Es war ein friedliches, fröhliches und lustiges Fest.

Das Fest hatte am Freitag mit dem ökumenischen Gottesdienst in der Kirche Sankt Marien begonnen. Bei perfektem Wetter folgten die Verabschiedung von Burgfräulein Carolin I. und meine Inthronisation. Glücklicherweise musste ich den warmen „Mantel der schützenden Gewalt“ nicht am Samstag beim Empfang des Bürgermeisters auf dem heißen Vorplatz des Rathauses tragen. Weiter ging es dann zum Alten Rathaus, wo mir Bürgermeister Leonhard Helm den Stadtschlüssel anvertraute – von dem ich mir übrigens einen Zweitschlüssel habe anfertigen lassen.

Nach der Schlüsselübergabe zog ein kleiner Umzug zum Krankenhaus und dann auf die Burg zum Empfang des Burgvereins. Am Abend zogen wir, mein Hofstaat und ich, ebenso wie am Freitagabend, bis in die frühen Morgenstunden durch die Keller und über das Gelände der Burg. Dabei wurden wir hervorragend geleitet von den Königsteiner Rittern. Diese Touren waren phänomenal, ich könnte mich auch für die Zukunft an solch einen zuverlässigen Geleitschutz und an eine solch lustige und lockere Gesellschaft gewöhnen. Der Keller der Ritter, das Irish Pub im Dunklen Bogen, war für uns im Trubel des Burgfestes ein angenehmer Rückzugsort mit leckerem Käse. Ich bitte die Ritter nochmals um Entschuldigung, dass ich das dort ausgeschenkte Dunkelbier nach wie vor nicht mag.

Absoluter Höhepunkt dieses Burgfestes war natürlich der Sonntag. Das Wetter hatte ich – im Gegensatz zum Montag – im Griff: Es regnete etwas in der Frühe und dann erst wieder nach dem Ende des Kinderprogramms. Aber besser Regen am Montag während des Frühschoppens als Wolkenbrüche während des Festzugs wie im vergangenen Jahr.

Angenehmer Auftakt am Sonntagmorgen war der Empfang der Hohen Burgfrauen im Café Kreiner mit leckeren Häppchen und anregenden Gesprächen. Anschließend ging es zu meinem Festwagen, der schlicht, aber doch zugleich edel und elegant wirkte. Den Wagen des Burgfräuleins zu bauen und zu schmücken war in den vergangenen Wochen die größte Herausforderung. Mit der fachkundigen Unterstützung vieler lieber Menschen haben wir dieses wunderschöne Ergebnis erzielt.

Beim Festzug habe ich mich über das schöne Wetter und natürlich vor allem über die vielen begeisterten Zuschauerinnen und Zuschauer am Straßenrand gefreut. Es hat mich berührt, wie viele Menschen geklatscht, meinen Namen gerufen und mich haben hochleben lassen. Auch meine Fußgruppe hat hier ganze Arbeit geleistet. Zum Dank haben wir rund 20 Kilo Bonbons unter die Leute gebracht. Es war aufregend, dieses Jahr selber die Bonbons zu werfen anstatt sie wie früher aufzusammeln. Entschuldigung an alle Zuschauer, die wir aus Versehen mit Bonbons abgeworfen haben, das war keine Absicht, nur mangelnde Zielgenauigkeit.

Wie in den vergangenen Jahren war auch dieses Mal die Vielfalt der Gruppen mit ihren schönen Gewändern faszinierend. Viele Menschen haben hier sehr viel Arbeit reingesteckt, ihre Gruppen auszustatten und ihre Wagen so schön herzurichten.

Direkt vom Festzug ging es dann auf die Burg zum Kinderprogramm, an dem sehr viele Vereine mitgewirkt haben. Die Begeisterung von mehreren hundert Kindern dankte ihre Mühen. Die vergangenen Tage habe ich gemeinsam mit meinem Hofstaat genossen: Mit meinen Hofdamen Alexandra und Helen, meinem Junker Jonas und meiner Kleinen Hofdame Aurelia. Meine Hofdamen waren nicht nur eine tolle Gesellschaft, sondern auch sehr hilfreich, wenn es beispielsweise darum ging, auf der Burg die locker gewordene Krone zu befestigen (Danke, Helen!) oder nach dem Ende des Feierns die Krone wieder aus meinem Haar heraus zu lösen. Es ist kaum zu glauben, wie viele Klammern und Haarspray meine Frisuren in den letzten Tagen gehalten haben. Bis erst einmal sämtliche Haarnadeln gefunden waren, verging immer einiges an Zeit. Nicht nur nach den Burg-Besuchen, auch davor war ich auf Alex angewiesen, die mir in Kleid und Unterrock helfen musste. Was man vielleicht auch nicht unbedingt denkt, ist, dass mein Kleid mit Unterrock über 4,5 Kilo wiegt, was das ganze Burgfestwochenende zu einem Fitness-Workout gemacht hat. Nach dem Regen am Montag war das Kleid gefühlt aber doppelt so schwer! Als Regenschutz tauschte ich für Montagabend meine Schuhe gegen quietschgelbe Gummistiefel, die ausgesprochen gut ins Mittelalter gepasst hätten.

Nicht zu unterschätzen ist auch der zeitliche Aufwand vor den Terminen des Burgfräuleins. Man muss zum Frisör und wird dort ca. eine Stunde frisiert, anschließend muss man sich noch schminken und es dauert viel länger, das Burgfräuleingewand anzuziehen, als normale Kleidung.

Absolutes Neuland für mich war das Redenhalten. Vor der ersten Rede an meiner Inthronisation war ich supernervös. Und die Rede für den Frühschoppen hatte ich erst am Abend zuvor geschrieben, da mein Hofstaat und ich uns erst einmal nicht für einen Keller des Jahres entscheiden konnten.

Ich war beeindruckt, wie toll alle Keller, wie nett und gastfreundlich die Mitarbeiter waren. Die Getränke waren gut und das Essen sehr lecker. Es kann aber – leider – nur einen „Keller des Jahres“ geben und das war „Lupus Alpha“. Dessen Team hat meinen Hofstaat und mich absolut überzeugt durch Musik, Gastfreundschaft, Bewirtung und Aufmerksamkeit. Hinzu kamen die gute Stimmung im Keller und das Ambiente. Es gab noch eine kleine Neuerung in diesem Jahr: Erstmals wurde beim Burgfest der „Stand des Jahres“, bzw. der „Newcomer des Jahres“ geehrt. Das war für mich der Essensstand des indischen Restaurants Schama aus der Limburger Straße. Dessen Speisen waren eine echte Bereicherung des kulinarischen Angebots auf der Burg. Das Essen dort war auch für mich und meinen Hofstaat eine gute Grundlage vor der Kellerrunde. Ein ganz dickes Dankeschön gebührt dem Präsidium des Burgvereins, das dieses Burgfest perfekt organisiert hat. Ich möchte nicht wissen, wie viele Stunden dessen Mitglieder in den vergangenen Monaten mit der Vorbereitung verbracht und wie wenige Stunden sie in den vergangenen Tagen geschlafen haben. Birgit Becker, Ursula Althaus-Byrne, Alexander von Bethmann, Dagmar Reuter, Alexander Hees, Bernie Frick und Gaby Terhorst waren und sind ein wundervolles Team. Mein Dank gilt auch den vielen helfenden Händen im Hintergrund, egal ob Security, Polizei, Feuerwehr oder Rotes Kreuz, ohne deren Einsatz ein solches Fest nicht möglich wäre.

Jetzt freue ich mich schon auf das Burgfest 2015, aber erst einmal freue ich mich auf mein Bett, um all den Schlaf der vergangenen Tage nachzuholen.



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