Königstein – 1977 hat die Deutsche Bundesbahn beschlossen, sich für immer das „Rauchen abzugewöhnen“, wie es damals in einem Werbeslogan der Bahn hieß. Alle noch fahrbereiten Dampfloks sollten verschrottet werden. Das ließ Eisenbahnfans republikweit nicht ruhen. Man durfte und wollte nicht hinnehmen, dass eine epochale Entwicklung, die wesentlich mit dazu beigetragen hat, Deutschland zur Industrienation Nummer 1 zu machen, nicht in irgendeiner Form der heutigen Generation erhalten bleiben sollte. So kauften Eisenbahn-Besessene Ende der 70er-Jahre alles zusammen, was noch an erhaltungswürdigen Relikten aus der vergangenen Ära verfügbar war. Auch in Frankfurt am Main tat sich eine Handvoll Eisenbahnbegeisterter zusammen. Diese gründeten im Jahre 1978 den Verein Historische Eisenbahn, der sich auf die Fahne geschrieben hat, das Kulturgut Dampfeisenbahn der Nachwelt zu erhalten.
Schon bald rollten mit Unterstützung der Stadt Frankfurt am Main die ersten Nostalgiepersonenzüge auf den Gleisen der städtischen Hafenbahn. Heute ist die Strecke im Stadtplan sogar mit „Museumsdampfbahn“ besonders gekennzeichnet und auf Teilen des Streckennetzes ausschließlich Zügen der Historischen Eisenbahn vorbehalten. Am Eisernen Steg wurde vor einigen Jahren ein richtiger Bahnhof (Haltepunkt mit erhöhtem Bahnsteig) errichtet. Inzwischen sind noch drei weitere „Stationen“ dazugekommen, die Haltepunkte „Nizza“ im Westen und „Weseler Werft“ und „Oosten“ im Osten.
Aber die Frankfurter Eisenbahnfans wollten beweisen, dass man auch zu größeren Leistungen fähig ist. Bereits 1981 fuhren an Pfingsten die ersten Sonderzüge des Vereins von Höchst nach Königstein. Später erlaubte die DB dann auch wieder mit Dampflok bespannte Sonderzüge auf ihrem gesamten Streckennetz, allerdings mit restriktiven Auflagen. Heute sind die Dampfsonderzüge der HE ab Frankfurt (M) mit einer der beiden schweren Dampflokomotiven fester Bestandteil der Aktivitäten des Vereins.
Seit 1981 stehen die Sonderfahrten an Pfingsten in ununterbrochener Folge unter dem Motto „Mit Volldampf in den Taunus“ und so wird es auch wieder am Pfingstsonntag, 8., und -montag, 9. Juni, am Bahnhof Königstein zum großen Bahnhofsfest lauten.
So spannen die Frankfurter Eisenbahnfreunde auch diesmal wieder ihre schweren Dampflokomotiven 01 118 und 52 4867 vor einen Personenzug mit – aus betrieblichen Gründen – allerdings nicht ganz historischen Personenwagen. Das erwartet die Besucher an Pfingsten am Bahnhof Königstein im Taunus: Dampfsonderzüge Königstein (Ts) – Frankfurt-Höchst mit Halt in Kelkheim (Mitte) und Liederbach (-Niederhofheim); nur am 9. Juni: zusätzlich Dieselzug, Lokbesichtigungen (während der Stadtzeiten der beiden Dampfloks in Königstein), Motor-Draisinen Fahrten des Feldbahnmuseums Frankfurt, Modelleisenbahn-Sonderverkauf, Informationsstände rund um die Eisenbahn, u.a. PRO BAHN Frankfurt, NTB, Interessengemeinschaft Harzer Schmalspurfreunde, Straßenbahnmuseum Frankfurt u.a. Eisenbahnsouvenirartikel, Kinderkarussell, Oldtimer-Omnibus des Straßenbahnmuseums Frankfurt, Ausstellung von musealen Feuerwehrautos, zwei große Biergärten sowie Kaffee und Kuchen etc.
Zwar kommen keine für die Strecke typischen Lokomotiven zum Einsatz; die wenigen in Deutschland noch betriebsbereiten Tenderlokomotiven sind nicht für den Verkehr auf öffentlichen Bahnstrecken zugelassen und wären auch nicht kräftig genug, die Besuchermassen auf der 16 Kilometer langen Vorgebirgsstrecke zu befördern. Die 131 Tonnen schwere Güterzuglok, die an Pfingsten unter Dampf steht, stellt für Eisenbahnfreunde aber unbestritten eine ganz besondere Attraktion dar. Die 52 4867 wurde 1943 in Babelsberg gebaut, feierte also im vergangenen Jahr ihren 70. Geburtstag. Ganz selbstverständlich dabei die Schnellzuglokomotive 01 118 mit ihren imposanten zwei Meter Durchmesser umfassenden Treibrädern, der ungekrönte Star aller deutschen Dampflokomotiven. Sie wurde 1934 bei Krupp in Essen gebaut und ist die einzige kohlebefeuerte Maschine ihrer Baureihe, die seit ihrer Indienststellung praktisch unterbrechungsfrei im Einsatz ist.
Auch die Dieselfreunde sollen nicht zu kurz kommen. Ein Kurzzug verdichtet am Pfingstsonntag den Fahrplan der Sonderzüge zwischen F-Höchst und Königstein (Ts) zu einem Stundentakt. Zum Einsatz kommt die Lok 218 105.
Ein ganz wichtiger Hinweis zum Schluss: die Parkmöglichkeiten rund um den Bahnhof und in Königstein sind sehr begrenzt. Es wird daher dringend empfohlen, mit einem der Sonderzüge, den Triebwagen der HLB (Fahrplan der RB 12 Königstein – Frankfurt) oder mit den RMV-Bussen nach Königstein zu fahren. Folgende Linien fahren den Bahnhof Königstein direkt an: Bus 57, Bus 223, AST 80, AST 84 (AST = Anrufsammeltaxi; nur auf Vorbestellung) und Bus 803 (Haltestelle Bischof-Kaller-Straße). RMV-Fahrkarten und -Fahrscheine haben in den Sonderzügen leider keine Gültigkeit! Die Fahrkarten für die Dampfsonderzüge und die Dieselzüge sind ausschließlich bei den Vorverkaufsstellen auf dem Bahnsteig vor Abfahrt der Züge oder in den Zügen notfalls bei den Schaffnern erhältlich. Ein Vorverkauf (mit Reservierung) ist nur für Gruppen ab 20 Personen vorgesehen. Die Fahrpreise und die Abfahrtzeiten entnehmen Sie bitte dem beigefügten Sonderfahrplan. Die Veranstalter erwarten wieder – wie in den vergangenen Jahren – zwischen 8.000 und 10.000 Besucher in Königstein bzw. entlang der 16 Kilometer langen Bahntrecke.