Hessenpark: Traditionelle Wassertaufe der Buchdrucker und Schriftsetzer

Drucker und Setzer sind Baptisten: Mit einer ziemlich feuchten Taufe werden den Erwachsenen die Sünden der Lehrzeit vergeben, der Körper danach auch innerlich befeuchtet. Im Hessenpark wird auch diese Tradition konserviert. Foto: Archiv Hessenpark

Hochtaunus (red) – Auch in diesem Jahr unterziehen sich die Kornuten, so nennt man die angehenden Druckergesellen, wieder dem traditionsreichen Brauch des „Gautschens“ auf dem Marktplatz des Freilichtmuseums Hessenpark. 15 Männer und Frauen aus vielen Ausbildungsbetrieben der näheren Umgebung erleben am Sonntag, 16. Juli, die traditionelle Wassertaufe. Ab 14.30 Uhr schreiten Gautschmeister Hans Kempgen, Schwammhalter Hans Spengler sowie die Packer Hans-Peter Pauli und Erich Heppner zur Tat, um das feuchte Ritual durchzuführen.

Das „Gautschen“ bezeichnet eigentlich das Entwässern und Pressen von Fasern in der Papiererzeugung. In der Druckbranche nennt man so aber auch den feierlichen Taufakt, mit dem die Drucker und Setzer als echte Schwarzkünstler und -künstlerinnen in die Gilde Gutenbergs aufgenommen werden. Wasserreich ist dieser Brauch allemal, denn mit der Taufe sollen die „Sünden“ der Lehrzeit abgewaschen werden.

Während dem zukünftigen Gesellen eine Strafpredigt gehalten wird, bei der die Vergehen aus der Ausbildungszeit verlesen werden, drücken ihn die Helfer auf einen Stuhl, auf dem ein großer, nasser Schwamm liegt. Dem Schwammsitzen folgt die eigentliche „Taufe“: Von zwei Packern wird der Kornut in einen Bottich mit Wasser gesteckt und ordentlich getunkt. Wasser von unten, Wasser von oben und schließlich folgt kühles Nass von innen. Abgeschlossen wird die Taufe nämlich mit einem ehrenvollen Trunk und der Übergabe des Gautschbriefes an die Gegautschten.



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