Königstein (gs) – Wenn es ein Motto im Leben von Ilse Born gäbe, so wäre es bestimmt mit den Worten „nur nicht unterkriegen lassen“ gut beschrieben. Anlässlich ihres 95. Geburtstags am 3. August wird es eine kleine Familienfeier in der Villa Borgnis in Königstein geben, berichtet ihre Tochter Angelika Kannengießer. Unter den Gästen werden Mitglieder der Familie und auch eine gute Freundin von Ilse Born sein, was in ihrem hohen Alter ein seltenes Gut ist.
Geboren wurde Ilse Born am 3. August 1921 in Heidekrug in Ostpreußen. Ihre Schulzeit verbrachte sie in Halle/Saale und hier lernte sie auch bereits in ihrer Jugendzeit ihren späteren ersten Ehemann Karl-Heinz Rauch kennen. Die Jugendliebe überdauerte viele Jahre, bis die beiden im Jahr 1943, ihr Mann war auf Fronturlaub, heirateten. Im Juni 1944 wurde Tochter Angelika in Johannisburg/Ostpreußen, wohin Ilse Born damals vor den Bombenangriffen zu Verwandten floh, geboren. Im gleichen Jahr fiel ihr erster Mann an der Front und Ilse Born war mit nur 23 Jahren zum ersten Mal Witwe. Aber schon in diesen jungen Jahren zeigte sich, dass sie eine Kämpferin ist.
Sie ließ sich durch dieses unendlich traurige Ereignis nicht unterkriegen und zog mit ihrer kleinen Tochter nach Merseburg, in die Nähe ihrer Eltern, wo sie ihr Leben selbst in die Hand nahm und für sich und ihre Tochter durch Näharbeiten und (den alltäglichen) Tauschhandel den Lebensunterhalt sicherte. Von ihrem Vater hat Ilse Born das Talent zur Malerei geerbt und sie hatte das große Glück, dieses Talent durch eine künstlerische Ausbildung bei Professor Holzmüller weiterentwickeln zu können. Ihr ganzes Leben lang beschäftigte sie sich mit der Malerei und setzte sich mit vielen verschiedenen Techniken, darunter Öl- und Pastellmalerei, auseinander.
In ihrem Zimmer im Haus St. Raphael zeugen einige wunderschöne Stillleben und Landschaftsbilder von diesem außergewöhnlichen Talent. Aber auch im Nähen verlieh sie ihrer Kreativität Ausdruck. Aus den einfachsten Materialien – nach dem Krieg gab es bedauerlicherweise keine teuren Stoffe, nähte sie Bekleidung für sich und ihre Tochter. Gerne gestaltete sie auch Faschingskostüme, die immer sehr originell und farbenfroh waren und ihre ungebrochene Lebensfreude widerspiegelten. Auf einer Faschingsfeier mit ihrer Schwester war es auch, als Ilse Born 1949 ihren zweiten Mann Fritz Hundt kennenlernte und später heiratete. Im Jahr 1952 wurde Tochter Bettina in Merseburg geboren. Auf Umwegen verließ Ilse Born zunächst mit ihrem Mann Ostdeutschland um bei Verwandten in Hildesheim in einem Hotel zu arbeiten und zu wohnen. Während ihr Mann auf Handelsreisen unterwegs war, entfaltete Ilse Born ihr kreatives Talent ganz neu und organisierte Feierlichkeiten im Hotel. Sie war sowohl für die Organisation als auch die Dekoration der Feiern zuständig. Ein wirklicher Höhepunkt dieser Zeit waren Filmaufnahmen im Hotel, anlässlich derer sie Curd Jürgens und Winnie Markus, Filmstars der damaligen Zeit, persönlich begegnete. Nachdem ihre beiden Töchter im Alter von zwölf und fünf Jahren mit den Großeltern ebenfalls nach Westdeutschland gekommen waren, zog die Familie über Mannheim nach Essen, wo ihr Mann aktiver Rudersportler war. Wie das Schicksal es wollte, verlor Ilse Born auch ihren zweiten Mann relativ jung und war im Alter von 49 Jahren abermals Witwe. Aber Ilse Born haderte nicht mit ihrem Schicksal. Pragmatisch, sparsam und kreativ wie sie war, nähte sie weiterhin Bekleidung und Kostüme und nahm u.a. an Modewettbewerben der Zeitschrift „Burda“ teil.
Ilse Born ist im Sternbild des Löwen geboren und diesem Sternbild wird oft Kämpfergeist nachgesagt, was auf Ilse Born sicher zutrifft. Im Ruderclub ihres verstorbenen Mannes traf sie ihren dritten Ehemann Dr. Kurt Born, Direktor der Mannesmann AG. Diese neue Liebe in ihrem Leben beschreibt Ilse Born als eine schöne und glückliche Zeit. Die beiden heirateten im Jahr 1972 und sind in den folgenden Jahren gemeinsam oft auf Reisen gegangen. Als ihr Mann an den Spätfolgen einer schweren Operation 81-jährig stirbt, zieht Ilse Born im Alter von 78 Jahren zu ihrer Tochter und deren Familie nach Königstein. Hier lebte sie 13 Jahre glücklich im Haus ihrer Tochter und freute sich über den Familienanschluss. Ganz besondere Freude machen ihr ihre sechs Urenkel. Auch in Königstein widmete sich Ilse Born aktiv weiter der Malerei und nahm viele Male an Kunstausstellungen der Frankfurter Sparkasse teil, wo sie immer als eine der hundert Besten ihre Bilder ausstellen durfte. Seit 2012 lebt Ilse Born im Haus St. Raphael, dessen Bau sie vom Haus der Tochter mitverfolgen konnte. Hier fühlt sie sich wohl und geborgen und durch die räumliche Nähe zu ihrer Tochter ist es möglich, dass diese sie beinahe täglich besucht und umsorgt.
Nun feiert Ilse Born ihren 95. Geburtstag. Wer sie kennt, der weiß, dass ihre Augen voller Leben sind und dass sie zwar mit den Einschränkungen ihrer Krankheit leben muss, aber dass sie nie den Mut und die Freude am Leben verlieren wird. Schließlich möchte Ilse Born noch ihren 100. Geburtstag feiern. Wir wünschen ihr von Herzen, dass sie dieses Ziel erreicht.