Musikschule Königstein – im Auftrag der Bildung

Kinder aus der Musikalischen Grundausbildung der Musikschule Königstein.

Königstein (el) – „Musik von Anfang an, ein Leben lang!“ Damit wirbt nicht nur der Verband Deutscher Musikschulen für die hinter einem solchen Unterricht stehende Qualität, Auch die Zahlen der Musikschule Königstein sprechen eine klare Sprache und sind ein Indiz für das hohe Niveau, das hier angeboten wird. Knapp 300 Schüler werden hier in der Woche unterrichtet, insgesamt sind es an die 700 Schüler, die das Angebot wahrnehmen. Der Unterricht wird von 34 professionell ausgebildeten Lehrkräften erteilt. Als eine von drei öffentlichen Musikschulen im Hochtaunuskreis (neben Oberursel und Friedrichsdorf) ist man Kooperationspartner sowohl der allgemeinbildenden Schulen als auch des Landes- und Bundesministeriums.

Das ist die eine Seite, die andere ist, sich einmal vor Augen zu halten, was der Musikunterricht beim Einzelnen – egal ob im Kindes- oder Seniorenalter – so alles bewirkt. Und hier wird Garnet Gien, Leiterin der Musikschule Königstein, nicht müde zu betonen, wie die Persönlichkeits positiv durch den Musikunterricht beeinflusst wird. „Man lernt sich selbst und seine Umgebung zu reflektieren“, fasst die 52-Jährige das Persönlichkeits-Bildungspaket, wie sie es nennt, im Kern zusammen.

Allerdings hat das Ganze einen Haken, was die Fördergelder für die Musikschule angeht, und das in einem Land, in dem Bildung vermeintlich hoch angesiedelt ist und als ethische Bildung gilt. In Zeiten, in denen gerne gerufen wird „Bildung für alle!“, steht eine öffentliche Musikschule, wie Königstein eine hat, quasi mit leeren Händen da, weil die Mittel der öffentlichen Hand, an deren Stelle man ja schließlich agiert, fehlen. Und so finanziert sich das Ganze zu 89,3 Prozent aus den Beiträgen der Eltern, den restlichen Anteil tragen die Kommune und der Bund. Daher ist die Schule dringend auch auf Spenden, Rabatte und Stipendien angewiesen. Allerdings machen sowohl Garnet Gien als auch die Verwaltungskraft, die für die Musikschule tätig ist, wöchentlich schon an die 35 Überstunden und daher kann man sich vorstellen, dass die Zeit kaum dafür reicht, Sponsoren für die Schule zu akquirieren, was aber dringend notwendig wäre. Daher der Appell von Garnet Gien: Vielleicht findet sich ja ein Ehrenamtlicher, der diese Aufgabe übernehmen würde? Interessierte können gerne zur ersten Kontaktaufnahme eine E-Mail an mskoenigstein[at]gmail[dot]com richten.

Im Moment gibt es allerdings noch einen anderen Grund, warum der Schuh drückt. Die Musikschule steht ohne eigene Räume da und mit einem Drittel mehr Schüler als die Königsteiner Grundschule, die dazu noch Einzelunterricht erhalten, kann man sich ausmalen, wie eng getaktet der Zeitplan für die Räume aussieht, die man an zehn verschiedenen Standorten nutzen darf. Unter anderem ist man auf das Falkensteiner Bürgerhaus ausgewichen, wo bereits zwei zur Verfügung stehende Räume stark ausgelastet sind.

Die Musikschule Königstein wurde vor 45 Jahren gegründet und wird seit vier Jahren von Garnet Gien geleitet, die eine hervorragende Statistik vorweisen kann: Waren es 2011 noch 311 Schüler, so wurden 2014 665 gezählt.

Die Musikschule Königstein deckt zudem das gesamte Spektrum des Musikunterrichts – vom Kontrabass bis hin zur E-Gitarre – ab, von der Klassik bis hin zur Popband. Außerdem bestehen viele Zusatzangebote, wie etwa das „Instrumentenkarussell“ – ein vierwöchiges Angebot für Kinder im Grundschulalter, das dazu dient, sie mit dem für sie richtigen Instrument zusammenzuführen. In kleinen Gruppen werden im rotierenden System verschiedene Instrumente zum Ausprobieren angeboten. Hier arbeitet man auch gut zusammen mit dem Mandolinen Club Falkenstein.

Als Kooperationspartner der Allgemeinbildenden Schulen beliefert man zum Beispiel die Bläserklasse der St. Angela-Schule mit Unterricht. Die Schule stellt den Rahmen und die Musikschule bestellt den Unterricht. Auch am Taunusgymnasium wird weitergehende Arbeit geleistet. Auch hat man bewirkt, dass Schüler wieder Gefallen finden an selten gespielten Instrumenten wie Fagott, Horn oder Kontrabass. Als Kooperationspartner des Landes- und Bundesministeriums ist man außerdem an Projekten wie „JEKI“ (jedem Kind sein Instrument) oder „Bündnis für Bildung“ beteiligt.

Allerdings stimmt die finanzielle Förderung der öffentlichen Musikschulen nicht mit ihrem allgemeinbildenden Auftrag überein, moniert Garnet Gien und sieht die Politik hier in der Pflicht, das besser bzw. gerechter zu regeln. Einige Länder haben bereits reagiert und unterstützen ihre Musikschulen bereits besser, zum Teil mit einer Pro-Kopf-Förderung von 350 Euro, während in Hessen 200 Euro pro Kopf realistisch sind. Was die Förderung der Musikschule Königstein angeht, so bildet sie gewissermaßen ein Schlusslicht auf dieser Skala bzw. steht am unteren Ende der Förderungskette der 70 dem VDM angeschlossenen Einrichtungen mit einer Förderung von gerade mal 20 Euro pro Kopf. „Wir können natürlich froh sein, dass wir überhaupt noch gefördert werden“, sagt Garnet Gien angesichts dieser niederschmetternden Zahlen, die so nicht zu erklären sind, schließlich handelt man an kommunaler Stelle.

Erschwerend kommt das mangelnde Raumangebot hinzu. „Wir brauchen gut verfügbare Räume in Schulen“, sagt Garnet Gien, denn viele Räumlichkeiten würden erst nachmittags zur Verfügung stehen, was wiederum das Angebot einschränkt.

Ein weiteres Versprechen, das angesichts der mangelden finanziellen Zuwendung auch mit dem Prinzip „Da beißt sich die Katze in den Schwanz“ umschrieben werden könnte, ist dass die Musikschule zudem den Anspruch hat, zugangsoffen zu allen Einkommensschichten zu sein. Und angesichts des finanziellen Klimmzugs, den die Schule selbst machen muss, wird das immer schwieriger sein, diesem Versprechen auch gerecht zu werden.

Die Musikschule Königstein spricht jeden an. Die Jugend von heute hat sich verändert. Und auch das sollte man vor diesem Hintergrund vielleicht in Betracht ziehen: Wer ein Instrument spielt, der hängt nicht besoffen auf der Parkbank rum. Jugendliche können zwischen einigen Ensembles im Rock- und Popbereich wählen und sie haben darüber hinaus die Möglichkeit, günstig an Leihinstrumente zu kommen. Für Jugendliche und Erwachsene, die auch einem Publikum an verschiedenen Terminen eine Kostprobe ihres Könnens abgeben möchten, bietet sich das klassisch geprägte „Chaos Orchester“ an.

Musikalische Früherziehung ist ein weiteres Feld. Auch diesbezüglich gilt es für die Fachkräfte, sich ständig weiter zu bilden, zum Beispiel aktuell zum Thema „frühkindliche Methodik“. Generell gelten Gitarre und Blockflöte als die Einstiegsklassiker unter den Musikinstrumenten schlechthin. Wobei laut Garnet Gien die Blockflöte als Einstiegs-Instrument leider immer unverdienterweise den Kürzeren ziehe. Wer später im Leben mit dem Spielen eines Instrumentes beginnt, der entscheidet sich höchstwahrscheinlich eher für ein Blasinstrument oder aber fürs Klavier. Auf jeden Fall ist es erwiesen, dass das Spielen eines Musikinstrumentes auch als perfektes „Gehirnjogging“ im Alter dienen kann, denn mitunter werden durch diesen neurologischen Ablauf 15 verschiedene Stellen im Gehirn gleichzeitig vernetzt. Wer ein Blasinstrument spielt, für den könnten die „Kingstruments“ er Musikschule unter der Leitung von Andrew Laubstein interessant sein.

„Bis zu meiner Pensionierung will ich die Musikschule auf soliden Beinen sehen“, sagt Garnet Gien und hat auch schon das nächste Projekt fest im Visier, das unter anderem zeigt, wie gut vernetzt die Musikschule ist. Zusammen mit dem Freundeskreis Asyl und dem Ausländerbeirat in Königstein will man das so genannte „Rainbow-Projekt“ in die Tat umsetzen, das zum Ziel hat, Menschen aller Kulturen zum gemeinsamen Musizieren zu motivieren und so die Hemmschwellen im kulturellen Miteinander abzubauen.



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