Königstein – Es ist immer ein kleines Highlight, wenn sich der Förderkreis der Städtepartnerschaft zum Ende des Jahres noch einmal zusammenfindet, um sich gemeinsam auf eine kulinarische Reise zu begeben. Dabei erwartet die „Gourmet-Freunde“ neben diversen französischen Leckerbissen auch genussvolle Unterhaltung, bei der sie alles rund um die Historie zu Speis und Trank erfahren dürfen. Auch dieses Mal hatte sich der Förderkreis der Städtepartnerschaft wieder mächtig ins Zeug gelegt, um einen tollen deutsch-französischen Abend vorzubereiten. Ein wichtiges Detail ist hier auch immer die Tischdeko, denn das Auge isst ja bekanntlich mit. Ein echter, einladender Blickfang waren die getrockneten roten Hortensien, die rot-gelb-leuchtenden Miniäpfel, die kombiniert mit vielen Teelichtern eine ganz besonders harmonische Atmosphäre zauberten.
Allerdings wurde das längst zu einer kleinen Tradition gewordene, gemütliche Gourmet-Treffen auch ein Stück weit von den tragischen Ereignissen in Frankreich überschattet. Erst Anfang Oktober war die Cote d‘ Azur von einem schlimmen Unwetter heimgesucht worden, das große Schäden hinterlassen hatte. Was wahre Freundschaft bedeutet, durften die französischen Freunde da einmal mehr erfahren, denn der Förderkreis hatte kurzerhand eine Spendenaktion ins Leben gerufen, die mit großer Rührung und Dankbarkeit entgegen genommen wurde.
„Mit Ihrer Spende haben Sie dazu beigetragen, das tiefe Band unserer Freundschaft zu verstärken“, hieß es in dem Dankesbrief der Bürgermeisterin von Le Cannet, den der Vorsitzende Wolfgang Riedel den Vereinsmitgliedern, aber auch allen anderen gern gesehenen Gästen natürlich nicht vorenthalten wollte.
Ein für die Vereinsmitglieder weiterhin sehr bewegendes Thema war der auf Paris erst kürzlich verübte, verheerende, grauenvolle Terroranschlag, der die deutschen Freunde zu einer Schweigeminute veranlasste. Die Anschläge gelten nicht nur Frankreich, sondern der ganzen, freiheitlich-orientierten Welt“, so Wolfgang Riedel nachdenklich, der, zum Zeichen der Anteilnahme und des Mitgefühls, auch sofort einen Brief an die französischen Freunde verfasst hatte.
Nach so viel nachdenklichem Innehalten kam aber auch freilich der angenehme Teil des Abends nicht zu kurz. Auch in diesem Jahr hatten wieder die drei Gourmetexperten, Hannelore Brill, Marie-Charlotte und Reinhard Siepenkort das Wort zu Oliven, Käse und Wein. Zum Auftakt präsentierte Reinhard Siepenkort zunächst den recht lieblichen, aber dennoch zu den trockenen Weißweinen zählenden Riesling Schlossberg Grand Cru 2014, der in Verbindung mit dem von Käseexpertin Marie-Charlotte vorgestellten Ziegenfrischkäse mit Ascheschicht „Tomme de Chevre“ eine wahre Gaumenfreude war. Käse sei immer schon eine Delikatesse gewesen. Bereits die römischen Legionäre hätten in ihrem Proviant neben Rosinen und Wein auch immer etwas Käse gehabt, erläuterte die versierte Expertin, die bei dieser Gelegenheit auch gleich einen kurzen Überblick über die geschichtliche Entwicklung und Bedeutung des Käses gab.
Kaum hatte man die erste Gaumenfreude genossen, da folgte auch schon die nächste mit der erlesenen Olivensorte „Bio Amphissa grün“, die auf große Begeisterung stieß. Das Besondere dieser aus Delphi stammenden Olivensorte war vor allem ihre außergewöhnliche frische wie fruchtige Note.
Man habe sie ganz bewusst zum Ziegenkäse ausgewählt, weil gerade unter dieser speziellen Sorte häufig Ziegen weideten, erläutert Hannelore Brill. Dies begünstige auch die aromatische Note der Olive, die sich auch zu einem wunderbar-fruchtigen Olivenöl verarbeiten lasse.
Von der herrlichen Olive ging es dann schließlich wieder zu einem wirklich erlesenen Wein, den Reinhard Siepenkort mit großer Wonne und Begeisterung präsentierte. Dabei war ihm seine Liebe und sein großes Gespür für den edlen Tropfen, wenn er mit so viel Passion und Freude, in aller Ausführlichkeit über Herkunft und Beschaffenheit berichtet, förmlich anzumerken.
Dabei zeichnete sich seine Weinpräsentation vor allem dadurch aus, dass er den Wein nicht nur als solches vorstellt, sondern eigentlich auch immer eine kleine, ganz persönliche Erinnerung, die er mit jenem edlen Tropfen verbindet, zu erzählen weiß. Ob von seiner legendären Reise nach Beaujoulais im Jahre 1991 oder der Reise ins Rhonetal – wenn man ihm zuhört, so befördert das nicht nur das Interesse am Wein, sondern auch die Lust am Reisen in das ausgesprochen facettenreiche und malerisch-schöne Frankreich. „In Frankreich gehört Essen und Trinken zu den schönen Künsten“, meinte Reinhard Siepenkort, der so gleich auch wieder die Brücke zum nächsten Wein schlug.
Hierbei handelte es sich um einen ganz besonders köstlichen Weißen, der einen guten Ruf genießt. Zu der besonderen, geschmacklichen Note trägt vor allem der Lehm- und Muschelkalksteinboden bei, der außerordentlich gute Voraussetzungen liefert. Dabei versuchte der Weinkenner, der im Übrigen neben drei vorzüglichen Weißweinen auch drei besonders köstliche Rotweine im Gepäck hatte, auch mit dem alten Klischee aufzuräumen, dass nur Rotweine zu Käse passten. Dies sei eine längstens überholte Weisheit, gab er zu verstehen, indem er das Glas erhob und den eifrig genießenden und zuhörenden Gästen zuprostete, bevor seine Frau wieder das Wort erhielt.
Als nächste Gaumenfreude stand nämlich mit dem aus Burgund stammenden „Delice de Bourgogne“, einem so genannten Kuhmilch-Weichkäse aus pasteurisierter Milch ein ganz besonders schmackhaftes Exemplar auf dem Programm, wenngleich dieser mit 72 Prozent über einen recht hohen Fettanteil verfügt. „Greifen Sie ruhig zu, der eigentliche Fettgehalt ist bedeutend geringer“, so die aufmunternde Aufforderung von der passionierten Käseexpertin Marie-Charlotte Siepenkort. Auch sie führte wieder mit viel weiblichem Charme, Witz sowie umfassender Sachkenntnis durch den Abend. Buchstäblich in ihrem Element war sie bei der Präsentation der drei äußerst schmackhaften Käsesorten, die bei Käsegourmets geradezu das Wasser im Mund zusammenlaufen ließen.
Neben der Käseprobe hatten die drei durch den Abend Führenden noch eine ganz besondere Köstlichkeit im Gepäck, die ausnahmsweise einmal nicht mit Käse, Wein und Oliven zu tun hatte. Hierbei handelte es sich um die so genannte „Terrine de Ceps“ – eine in Straßburg ansässige Steinpilzterrine, die als ganz besonderes Schmankerl noch „on top“ serviert wurde. Gleichzeitig versäumte es Marie-Charlotte auch nicht über die Bedeutung des Wortes „Terrine“ sowie die geschichtliche Etablierung dieser besonderen Köstlichkeit aufzuklären. Terrine bedeute nichts Anderes als Erde beziehungsweise irdenes Gefäß, konstatierte die Kennerin. Dabei komme diese Spezialität ursprünglich aus Griechenland, den besonderen Einfluss und Charakter habe sie aber erst durch den positiven italienischen Einfluss erhalten. Noch bevor sie in Italien aufgekommen sei, habe diese heutige Spezialität nur in Verruf der Resteverarbeitung gestanden.
Für einen tollen Ausklang und festlichen Höhepunkt sorgte zudem die von Francois Galfre, Vater der zweiten Vorsitzenden Patricia Danielzik des Förderkreises Städtepartnerschaft e.V., spontan angestimmte Marseillaise, die auch gleichzeitig zeigte, wie innig und stark die deutsch-französische Freundschaft ist, die sich erst recht nicht von Tiefschlägen unterkriegen lässt.