Königstein/Wertheim (hhf) – Am kommenden Wochenende jährt sich der Todestag des „Ludwig von Stolberg, Graf zu Königstein, Rochefort, Wertheim, Herr zu Eppstein, Münzenberg, Wernigerode, Agimont und Breuberg“ zum 440. Mal, darauf weisen Ellengard Jung und Edmund Brütting hin. Seinen Lebenslauf haben die Lokalhistoriker im Burgfestbuch dieses Jahres ausführlich beschrieben, der Artikel ist in Absprache mit den Autoren auch die einzige Grundlage zu diesem Beitrag, der daher auf die Kennzeichnung einzelner Zitate verzichtet.
Wie es sich zu den damaligen unsicheren Zeiten gehörte, hatte Graf Ludwig bereits 1566 sein Testament aufgesetzt, starb aber erst in seinem siebzigsten Lebensjahr: „ANO 1574 DEN 24.AVGUSTI STARB DER WOLGEBORN HERR HERR LVDWIG GRAVE ZV STOLBERGK KONIGSTEIN RUSCHFORTT WERTHEIM VND WERNIGERODE HERR ZU EPSTEIN MINTZENBERG AYGEMVNDT VND BREVBERG DESSEN SEELE GOTT GENEHDIG SEY AMEN.“ So steht es auf dem Epitaph in der Stiftskirche, nahe des Burgberges unter des Grafen geliebtem Schloss Wertheim geschrieben, der dem letzten großen Herrscher in Königstein und seiner vier Jahre später verblichenen Ehefrau Walburga gewidmet ist.
Walburga war eine geborene Gräfin zu Wied, die Verbindung nach Wertheim, das rund 100 Kilometer von Königstein (und 30 von Würzburg) entfernt am Main im heutigen Baden-Württemberg liegt, kam erst durch Tochter Katharina zustande, die den dortigen Grafen heiratete, der aber schon mit 23 Jahren starb. Zehn Jahre später heiratete sie ein zweites Mal, gemeinsam mit ihrer Schwester Anna, auf der berühmten Doppelhochzeit in Königstein. Etwa 300 geladene Gäste des Adels hatten sich hier mit ihrem Gefolge zu einem rauschenden Fest eingefunden, und das aus gutem Grund.
Als großer Diplomat stand Graf Ludwig nämlich in einem engen Verhältnis zu den regierenden Kaisern seiner Zeit (Karl V., Ferdinand I. sowie Maximilian II.). Besonders dem Letzteren war er die große Vertrauensperson während der niederländischen Auseinandersetzungen, denn sein Neffe war Wilhelm von Oranien, Sohn seiner Schwester Juliana. Seine dillenburgischen und oranischen Vettern unterstützte er mit Klugheit und Erfahrungen.
Von König Ferdinand I. wurde er 1552 in den Reichshofrat berufen und nahm an den Reichstagsbeschlüssen teil: 1521 in Regensburg, 1542 in Speyer und Nürnberg, 1544 in Speyer, 1545 in Worms, 1547/8 in Augsburg.
Im Namen des Pfalzgrafen Friedrich war er an dem Passauer Vertrag maßgeblich beteiligt, der am 2. August 1552 auf Schloss Rödelheim unterzeichnet wurde.
Gesandtschaftsreisen führten ihn 1559 und 1560 nach Frankreich, von Kaiser Maximilian II. erhält er in Prag am 28. März 1567 den Auftrag, nach London zu Königin Elisabeth I. zu reisen, um unter anderem über die Türkenhilfe zu verhandeln.
Aber auch im Interesse der eigenen Geschäfte als Landesherr war Ludwig viel unterwegs, bis er sich damit wegen eines schweren Gichtleidens immer schwerer tat: Noch im Winter 1573, bereits schwer erkrankt, reist er zum letzten Mal nach Rochefort, am 24. August 1574 starb Graf Ludwig im Kreise seiner Familie auf Schloss Wertheim und wurde in der dortigen Stiftskirche beigesetzt.
Mit dem Tode Graf Ludwigs von Stolberg erlosch aber auch eine bedeutende, herausragende und glänzende Epoche auf Schloss Königstein, die sich nie mehr wiederholen sollte, denn der Graf starb ohne männlichen Nachkommen. Zwar gelang es ihm, seinen jüngeren Bruder Christoph als Erben anerkennen zu lassen, doch meldete schon damals Kurmainz Ansprüche auf die Herrschaft an, die es 1581, als Graf Christoph starb, auch -halblegal- durchzusetzen verstand.
In diesem Zusammenhang ist im Internet unter www.deutsche-digitale-bibliothek.de, Stichwort „Königstein contra Kurmainz et viceversa, das Amt Hofheim, Höchst, Münster und Diefeniff wegen betreffend, welche die von Falckenstein und nachher Eppstein und Königstein von Mainz zu Pfand empfangen haben sollen, vor den Unterhändlern verhandelt“ allerlei Interessantes zu entdecken (Anm. d. Red.).
Während die Stolberger schon 1540 in Königstein die Reformation einführten und mit einer weiteren Ausbaustufe ab 1537 ihre Spuren auch deutlich am Wahrzeichen der Taunusstadt hinterlassen haben, sind die Gräber in Wertheim so aus dem Fokus der Heimatforschung geraten, dass Ellengard Jung davon ausgeht, dass die Grabplatte Ludwigs vor dem Burgfest 2014 noch nicht in Königsteiner Veröffentlichungen erwähnt worden ist. Daher zum Todestag des großen Grafen hier noch einmal ihre Beschreibung:
Umlaufend lesen wir: „Anno 1574, den 24.August Starb der Wolgeborn Herr, Herr Ludwig Grave zu Stolbergk Konigstein Rutzchfort Wertheim vnd Minzenberg Aygemondt und Breuberg dessen Seele Gott in Ewiger Freude erhalten wolle Amen“. An den vier Ecken befinden sich die Wappen: Links oben Stolberg-Wernigerode, rechts oben Münzenberg-Eppstein, links unten Mansfeld, rechts unten von der Mark.
Auf der oberen Hälfte der Grabplatte befindet sich das Stolbergische Wappen von 1548, dem Graf Ludwig nach dem Zugewinn der Grafschaft Wertheim 1566 das Wappen von Rochefort herausnahm und den Wertheimer geteilten Schild, oben schwarzer Adler auf goldenem Feld, unten drei silberne Rosen im blauen Feld, hinzufügte. Damit zeigt das Wappen links: Königstein, Eppstein, Münzenberg, mittig: Rochefort, Herzschild Stolberg, Wernigerode, rechts: Wertheim, von der Mark und Agimont.
Ebenso wurden auch die Helme ausgetauscht.
Unter dem Wappen steht in Latein das Motto des Grafen: „Über den Tod hinaus dauert die Tugend“. Auf der darunter befindlichen Tafel lesen wir: „Hie ligt Itzo toth der Gute Man, Der Elendt fieng Sein Leben An; Volget Im nach Itzo nichtes mer, Dan gut gerucht und Christlich Ehr.“