Königstein – Seit zwei Monaten wurde geheimnisvoll geflüstert in der Tanzschule Kratz: Wer macht mit, welche Dekorationen passen in den Tanzsaal, wer bringt was mit für das Büfett? Einige Tanzschüler und das Team der Tanzschule hatten den geheimen Plan ausgeheckt, den Inhaber der Tanzschule Kratz in Königstein, Norbert Schmid, am Vorabend seines 60. Geburtstags mit einer Party zu überraschen. Die Familie wurde eingeweiht, musste sie doch das Geburtstagskind mit einem fingierten Termin nach Ende des Unterrichts schnell aus der Tanzschule locken.
Alles war organisiert: Während Schmid nichtsahnend den letzten Tanzkurs des Tages wie gewöhnlich verabschiedete, lag seine Mitarbeiterin Miriam Höhl bereits am Autohaus gegenüber auf der Lauer, um die im Umfeld wartenden Gäste zu rufen als er außer Sichtweite war.
Plötzlich wurde es unruhig vor der Tanzschule: Autos kamen, aus denen Menschen Stehtische schleppten, allerlei Speisen und Teller in die Tanzschule trugen, während andere eilig den Saal für die bevorstehende Geburtstagsfeier dekorierten. Die rund siebzig Gäste trafen innerhalb von dreißig Minuten ein – genau in der Zeitspanne, die mit Norbert Schmidts Sohn Oliver abgesprochen war.
Der wartete bereits zu Hause auf seinen Vater, um ihn abzuholen, zu einer Fahrt mit unbekanntem Ziel. Mit den Worten „Es wird eine Überraschung“ verband er seinem Vater die Augen und fuhr auf Umwegen wieder zur Tanzschule zurück und sendete laufend Standortmeldungen an die Gästeschar.
Mucksmäuschenstill war es, als Norbert Schmidt gegen 21 Uhr in die Tanzschule geführt wurde. Niemand wagte zu atmen, bis ihm die Augenbinde abgenommen wurde und er mit einem „Überraschung“ aus siebzig Kehlen überwältigt wurde.
Norbert Schmidt, geboren in Frankfurt, und verbrachte einige Jahre seiner Schulzeit in Königstein an der Taunusschule. Nach einer Lehre als Werkzeugmacher und dem Wehrdienst entdeckte er im Alter von neunzehn während seines Studiums den Tanzsport als sein großes Hobby. Während einer Faschingsparty, bei der er sich auf der Tanzfläche unwohl fühlte, entschloss er sich spontan für einen Tanzkurs in der Frankfurt Tanzschule Kiel-Blelle. Neben dem Spaß am Tanzen fand er eine Tanzpartnerin und wechselte nach Abschluss der Tanzkurse zum Tanzsportverein Schwarz-Silber in Frankfurt, wo er dann bis zur A-Klasse tanzte, Mitglied in Standard- und Lateinformationen war und mehrere Trainerscheine machte.
Im Alter von 30 Jahren wurde aus dem Hobby dann sein Beruf. Nach der Lehre bei der Tanzschule Gierok (heute WehrheimGierok) in Bad Nauheim arbeitete er da als angestellter Tanzlehrer, bevor er sich Anfang der neunziger Jahre selbstständig machte mit einer Tanzschule, die er in Aschaffenburg gründete.
Als dann im Jahr 1996 Irmi Kratz einen Nachfolger für ihre Tanzschule suchte, kam Norbert Schmidt zurück in seine Heimat und übernahm die Tanzschule Kratz, die er seitdem mit seinem Team immer weiter ausbaut. Am Anfang stand der Gesellschaftstanz, bei dem Norbert Schmidt auch heute noch besonders auf eine persönliche Atmosphäre in seinen Tanzkursen Wert legt: „Wir sind keine Massenabfertigung, weniger Paare in den Kursen ermöglichen die persönliche Atmosphäre, die mir sehr wichtig ist.“ Daneben umfasst das Repertoire der Tanzschule inzwischen auch Kindertanzen und einen weiten tanzsportlichen Bereich mit Zumba, Fit-for-Fun, HipHop, Breakdance und vor allem Steppen. In den letzten Jahren hat die Stepp-Formation der Kinder regelmäßig an Turnieren teilgenommen und sogar den Titel des Vizeweltmeisters heimgebracht. Zusammen mit sieben weiteren Tanzschulen der „Tanzallianz“ stehen jedes Jahr festliche Bälle, eine Schifffahrt und eine mehrtägige Tanzreise auf dem Programm. Nach einem ausgelassenen Abend beglückwünschten ihn seine Gäste um Mitternacht und feierten bei einer großen Geburtstagserdbeertorte noch lange mit ihm in der Nacht seines sechzigsten Geburtstags.