Stadtverordnetenvorsteher Alexander Freiherr von Bethmann schreibt uns in seiner Eigenschaft als FDP-Ortsverbandsvorsitzender und Vorsitzender des Kuratoriums für den Eugen-Kogon-Preis, der von der Stadt Königstein vergeben wird, zum Tod von Dr. Hildegard Hamm-Brücher (FDP):
Mit dem Tod von Frau Dr. Hildegard Hamm-Brücher am 7. Dezember ist ein langes, im wahrsten Sinne reiches Leben, leider zu Ende gegangen. Ich habe Frau Hamm-Brücher immer dafür geschätzt und bewundert, dass sie unerschrocken und streitbar ihre Meinung vertreten hat. Sie war eine engagierte und kämpferische Demokratin, die stets für die Freiheit und Menschenwürde des Einzelnen eintrat. In einer Zeit, in der die Gleichheit von Mann und Frau in unserem Grundgesetz eher eine Zielvorstellung denn Wirklichkeit war, trat sie vehement für Frauenrechte ein. Außerdem kämpfte sie zeitlebens gegen rechtsextremes, nationalistisches und antisemitisches Gedankengut. Es ist besonders bedauerlich, dass ihre Stimme jetzt zu einer Zeit verstummt ist, wo allenthalben Parteien und Organisationen Zulauf finden, die nationalistischen und illiberalen Ideen anhängen.
Eine vermeintliche Annäherung ihrer Partei an palästinensische Positionen im Nahost-Konflikt führte 2002 zum Bruch mit der FDP, der sie 54 Jahre angehört hatte. Sie hat aber ihre liberale Grundauffassung nie aufgegeben und stand damit auch in der Folgezeit vielen liberalen Politikern nahe.
Im Jahr 2002 wurde Frau Dr. Hildegard Hamm-Brücher Preisträgerin des Eugen-Kogon-Preises, den die Stadt Königstein zum siebten Mal verliehen hat. Dieser Preis soll Persönlichkeiten ehren, die sich im Sinne Eugen Kogons für Demokratie und Völkerverständigung eingesetzt haben.
Dem hat Hildegard Hamm-Brücher mit ihrem politischen Wirken und ihrer Lebensleistung voll entsprochen. Bereits mit 27 Jahren wurde sie in München FDP-Stadträtin und hatte dann in der Folgezeit viele wichtige politischen Aufgaben wahrgenommen. So war sie unter anderem bayerische Landtagsabgeordnete, Bundestagsabgeordnete und später Staatsministerin im Auswärtigen Amt. 1994 wurde sie von der FDP als Kandidatin für das Amt als Bundespräsidentin vorgeschlagen. In späteren Jahren setzte sie sich für Joachim Gauck als Kandidat für dieses Amt ein.
In der Zeit ihrer politischen Anfänge als Münchner Stadträtin war sie auch Eugen Kogon begegnet. Während dieser aus einem links-katholischen Umfeld stammte und auf christliche Grundwerte setzte, war sie protestantisch liberal geprägt. Beide verband die Überzeugung, dass ein freiheitlich demokratisches Fundament die Grundlage für die Zukunft Deutschlands in einem freien und vereinten Europa sein müsse. Hierüber berichtete Hildegard Hamm-Brücher auch in ihrer bewegenden Dankesrede nach der Verleihung des Eugen-Kogon-Preises am 17. September 2010. Zuvor hatte die Laudatorin, Professor Dr. Rita Süssmuth, eine ähnlich kämpferische Natur wie die Preisträgerin, betont, wie wichtig der Kampf gegen das Vergessen sei. Vergessen und Verdrängen der nationalsozialistischen Verbrechen sind eine Gefahr, der alle aufrechten Demokraten stets entgegentreten müssen. Dies hat Hildegard Hamm-Brücher zeitlebens getan und dies fortzusetzen wird die Aufgabe derer bleiben, die sie gekannt und geschätzt haben.