Toilettenhäuschen vorgestellt: Nur Sitzen kostet

Das neueste „Örtchen“ in Königstein steht auf dem Kapuzinerplatz. Foto: Friedel

Königstein (hhf) – Der Bedarf ist nachweislich groß: Schon während des Pressetermins zur Vorstellung des neuen selbstreinigenden Toilettenhäuschens am Kapuzinerplatz hielt gleich ein ganzer Bus, und der Fahrer fragte nach Mengenrabatt für sich und seine Kollegen, da sich sonst die angedachten 50 Cent pro Sitzung im Berufsalltag kräftig aufsummierten. Nun konnte die versammelte Rathausmannschaft da zwar keine Sonderrechte einräumen, eine andere Botschaft ist aber durchaus pressegeeignet. „Nur Sitzen kostet“, lautet sie kurz gefasst, das Urinal ist kostenfrei zu benutzen und bietet damit auch die Gelegenheit zum Händewaschen. Die Damenwelt wird sich vermutlich auch nicht über Gleichstellungsbeauftragte gegen diesen Nachteil wehren können, die behindertengerechte Toilette ist hingegen mit dem europaweit genormten „Rollifahrerschlüssel“ auch ohne Geld erreichbar. Natürlich dürfen hier auch andere Menschen hinein, zumal auch ein Wickeltisch von der Wand geklappt werden kann.

Das Geld ist immerhin gut angelegt, denn nicht nur die Edelstahltoiletten werden nach jeder Benutzung sorgfältig durchgespült und per Föhn wieder getrocknet, auch der Fußboden wird per Reinigungsdüsen wieder frisch gemacht. Für den Winter gibt es sogar Fußbodenheizung. Richtig gemütlich machen kann man es sich hier aber doch nicht, denn nach etwa zwölf Minuten ertönt ein Warnton und nach einer Viertelstunde entriegelt sich die Tür automatisch wieder, damit ein eventuell bewusstlos gewordener Mensch wenigstens die Chance hat, gefunden zu werden. Wer vorher merkt, dass ihm übel wird, kann auch einen Alarmknopf drücken, der sinniger Weise in Bodennähe angebracht ist. Im Normalbetrieb erkennt ein Bewegungsmelder, ob eine Abteilung gerade belegt ist, dann zeigt die Ampel an der Tür „rot“, wenn frei und sauber ist, zeigt sie grün, wie im Straßenverkehr. Nur bei Gelb noch schnell rüberhuschen funktioniert nicht, denn diese Farbe zeigt die Reinigungsphase an – Tür zu, aber gleich geht es weiter. An eines muss man sich unbedingt gewöhnen: Die Türen schließen magnetisch, das heißt Entriegelungsknopf statt Klinke benutzen, um hinein oder wieder heraus zu kommen.

Hergestellt wurde das technische Meisterwerk übrigens in Biarritz im Südwesten Frankreichs, die Franzosen haben im Toilettenbau schon lange die Nase vorn. Einmal von dort in Bewegung gesetzt, erreichte der Transport Königstein an einem Regentag, und da passierte es: Beim Aufstellen geriet Wasser in die Steuerungseinheit, da das Dach nicht sofort mit Silikonmasse abgedichtet werden konnte. Daher ist die Anlage derzeit noch nicht zur Benutzung freigegeben, bis die nötigen Ersatzteile montiert sind, stehen die Ampeln noch auf Rot. Nur per Handsteuerung aus einem kaum zugänglichen Schacht in der Hinterwand konnte ein Mitarbeiter der Stadt den Pressetermin retten, diesen Dienst kann man keinem länger zumuten. Schon gar nicht, nachdem sich die Straßenbau-Truppe des Bauhofs so viel Mühe gegeben hat, das Umfeld der Toilette ansprechend zu gestalten und dabei auch die Rollstuhlrampe abschaffen konnte, lobt Bauamtsleiter Gerd Böhmig. Er und Bürgermeister Leonhard Helm haben die baldmöglichste Inbetriebnahme der neuen Bedürfnisanstalt nun gewissermaßen zur doppelten Chefsache erklärt.



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