Königstein – Auf Einladung der Königsteiner Bischof-Neumann-Schule weilten dieser Tage Schülerinnen und Schüler der 10. Klasse der gleichnamigen Bischof-Neumann-Schule im tschechischen Budějovice (Budweis) mit ihrer Schulschwester und Geschichtslehrerin Fidelis zum Austausch in Königstein. Sie nahmen neben dem Unterricht auch am Gedenktag für den am 5. Januar 1860 in Philadelphia verstorbenen gemeinsamen Schulpatron, Bischof Johannes Nepomuk Neumann, teil. Johannes Nepomuk Neumann wurde 1811 im böhmischen Prachatic bei Budweis geboren und 1852 zum Bischof von Philadelphia geweiht. Da er in einer guten Schulausbildung den Schlüssel für eine Verbesserung der Situation der sozial schwächeren Schichten sah, richtete er in seinem Bistum über 100 Schulen ein. Am 19. Juni 1977 sprach Papst Paul VI. den „amerikanischen Schulbischof“ heilig.
Auf Königsteiner Seite wurde das Austauschprogramm federführend durch die Projektleiterin, die ambitionierte Religionslehrerin Barbara Lecht, unterstützt durch Schulseelsorger, Kaplan Marc Stenger, vorbereitet. Fahrten in die Bistumsstadt Limburg und nach Frankfurt bildeten das Rahmenprogramm, das auch einen Stadtspaziergang mit Manfred Colloseus vorsah.
Auf dem Werenfriedplatz informierte Colloseus die Jugendlichen über die Geschichte der Königsteiner Kasernen bis hin zu ihrer Nutzung in der Nachkriegszeit durch Flüchtlinge und Vertriebene. Er ging auch auf die 1946 gegründete St. Albert-Schule ein, die mit der Einweihung des Neubaus im November 1966 in Bischof-Neumann-Schule umbenannt wurde. Vor dem „Haus der Begegnung“ erfuhren die Schüler, dass das geschichtsträchtige Haus nicht nur der Vertriebenenseelsoge diente, sondern sich unter Werenfried van Straaten mit seinem kirchlichen Hilfswerk und den Kongressen „Kirche in Not“ bald als Fenster der Versöhnung zum Osten weit öffnete. Beim Passieren der Bilingualen Schule bestand für Colloseus die Möglichkeit, den Blick auf die weiteren Schulen Königsteins zu lenken.
Geschichtsträchtigen Boden betrat die Gruppe dann in der Villa Rothschild, wo sie zunächst etwas über den Erbauer, Wilhelm Carl von Rothschild, und seine Frau Hannah Ma-thilde erfuhr, aber auch über deren Liebe zur Stadt und ihr soziales Engagement. Natürlich konnten die schwärzesten Stunden nach der Flucht des Enkels Rudolf von Goldschmidt-Rothschild vor den Nationalsozialisten in die Schweiz und die Beschlagnahmung der Villa 1938 nicht verschwiegen werden. Positiver gestaltete sich die Schilderung der Nachkriegszeit, in denen in der vom Land Hessen erworbenen und in „Haus der Länder“ umbenannten Villa in den Jahren 1948/49 der Parlamentarische Rat mit vielen hochrangigen Politikern jener Jahre tagte. Das Haus gilt als Wiege des deutschen Grundgesetzes und der Bundesrepublik. Nach einem kurzen Verweilen am alten Wegkreuz in der Graf-Stolberg-Straße begab sich die Gruppe auf die Terrasse des Kurbads. Leider schränkte das Wetter den sonst so herrlichen Panoramablick stark ein. Gut, dass Almut Boller für diesen Fall ausreichend Informationsmaterial für die Gäste bereitgestellt hatte. Der Stadtspaziergang nahm am Kapuzinerplatz sein Ende, nicht ohne dass Manfred Colloseus hier noch einiges aus der Geschichte von Burg, Stadt und dem Wirken der Kapuziner in Königstein und natürlich der Verleihung der Stadtrechte vor 700 Jahren durch König Johann von Böhmen erklärt hätte. Der Gegenbesuch der Königsteiner in der Bischof-Neumann-Schule von Budweis ist für März geplant.