Zweite Vermessungskampagne bringt Licht in den Dunklen Bogen

Baugeschichte kompakt: Christoph Schlott von Terra Incognita e.V. führte die Studenten der Hochschule durch die Geschichte der Festungsruine.
Fotos: privat

Königstein (kw) – Vier Tage bei bestem spätsommerlichen Wetter widmeten 60 Studenten der Hochschule RheinMain unter Leitung ihrer Dozenten Prof. Corinna Rohn und Jens Jost wieder der detailgenauen Vermessung der Burg.

Aufgeteilt in 13 Arbeitsgruppen zogen sich schon am ersten von vier Vermessungstagen rote Schnüre durch etliche Bereiche der Ruine, darunter dieses Mal auch der „Helle Bogen“ und der „Dunkle Bogen“. Der Ausbildung der Studenten geschuldet, wurde hier ganz traditionell mit Wasserwaage und Schnüren gemessen. Daneben kommt natürlich auch die moderne Vermessung mit Tachymetern und Drohnen-Erfassung zum Einsatz. Erneut beteiligten sich an der außerordentlich gut organisierten Verpflegung der Studenten Burgverein Königstein und der Verein für Heimatkunde Königstein und Terra Incognita, zu dessen Projekt „Festung Königstein, Ort europäischer Demokratiegeschichte“ diese Komplettvermessung der Festungsruine zählt. Die Stadt berappte die verbliebene offene dreistellige Summe, sodass eine organisierte Vermessung im Sinne der Stadt möglich wurde.

„Als wir die Hochschule angesprochen haben, ob sie die Festungsruine Königstein im Detail einmessen und damit automatisch die Vorlage für eine 3D-Rekonstruktion liefern würde“, erläutert Christoph Schlott von Terra Incognita e.V., „haben wir das mit Bedacht getan.“ Für das Projekt wäre eine 3D-Rekonstruktion auf einem ganz einfachen technischen Niveau, basierend auf dem Modell der Festungsanlage im Burg- und Stadtmuseum, ausreichend gewesen. Die Entscheidung, stattdessen mit Hilfe der Hochschule ins Detail gehen zu können, koste zwar mehr Zeit, aber keineswegs mehr Geld. „Sie bringt aber außer dem geplanten Nutzen für unser Demokratie-Projekt eben auch einen generellen Nutzen für alle an der Burg Beteiligten und Interessierten“, unterstrich Schlott. Voraussichtlich Ende 2019 werde es einen Detailplan im Maßstab 1:50 und entsprechende 3D-Foto- und Planansichten der gesamten Anlage geben. Profitieren davon könnten und sollten natürlich Stadt, Vereine und Historiker. Dass dieser Gedanke aufgehe, beweise die Zusammenarbeit von Dr. Strickhausen (Burgpflegewerk) mit den Dozenten der Hochschule. Auch die Baudenkmalpflege im Hessischen Landesamt für Denkmalpflege werde davon profitieren können.

„Wir sind dankbar, dass sich die Hochschule von unserer Festungsruine als Ziel hat überzeugen lassen“, meint Schlott. Am Ende werde ein Werk stehen, dessen kommerzielle Erstellung einer Stadt wie Königstein angesichts der Kosten nicht möglich wäre. Allmählich zeichnet sich nach Meinung Schlotts erwartungsgemäß auch die gemeinsame Art des Vorgehens aller Beteiligter insgesamt ab: Baugeschichte durch Dr. Stickhausen, Teileinmessung durch die Stadt in den neunziger Jahren, Burgpflegewerk, laufende Vermessung, das Projekt zur geplanten Erinnerungsstätte der Demokratiegeschichte und vieles mehr. „Alle praktisch daran Beteiligten gehen das Gesamtphänomen Festungsruine Königstein in pragmatischer Absprache schon sehr systematisch an.“

Dass inzwischen über ein Symposium zur Festungsruine nachgedacht werde, sei zwischen den Zeilen zu hören: „Ich glaube, dass jenseits der Verantwortlichkeit der Stadt ein vertiefter Datenaustausch und eine systematische Datenerfassung vom musealen Objekt bis zum historischen Plan von 1791 hilfreich wäre. Das Spezialwissen ist quasi in unserer Mitte durch die verschiedenen Vereine vorhanden. Bündeln wir es ein wenig, und wir werden staunen, was bereits gemacht wurde, aber auch wie viel noch in den Archiven liegt und auf Auswertung wartet“, so Schlott. Die Festungsruine sei schon aufgrund ihrer Größe und aufgrund ihrer besonderen Geschichte eine Herausforderung, „der sich in dieser Dimension nur wenige Kommunen in Hessen stellen müssen“. Im Anschluss an die zweitägige Vermessungsaktion schlossen sich zwei weitere Auswertungstage an Zeichenbrett und Computer an.

Unter dem Pulverturm: Die „steingenaue Vermessung“ nimmt Formen an.

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