Goldener Oktober in Hochheim

Mammolshain (kw) – Die Mammolshainer Seniorinnen und Senioren unternahmen schon am 9. Oktober einen Ausflug nach Hochheim. Mit dem Bus ging es mittags los und am Ziel wartete bereits das Hochheimer Stadtführerteam Helga Kuhn und Achim Munk, um den Senioren in zwei Gruppen bei einer Führung die Altstadt und die spätbarocke Pfarrkirche St. Peter und Paul zu zeigen.

Hermann-Josef

Die Teilnehmer staunten nicht schlecht, als sie außerdem vom ehemaligen Amtsleiter Hermann-Josef Lenerz empfangen wurden, der dazu auf einem Dudelsack spielte. Er begleitete zur Freude der Teilnehmer den Rundgang. Eineinhalb Stunden schienen gar nicht auszureichen, um das Wichtigste über Hochheim zu erzählen. Verwunschene Gässchen, prachtvolle Villen und namhafte Weingüter erwarteten die Teilnehmer in der Stadt, die von Weinbergen umgeben ist.

Nachweislich seit 1.200 Jahren wird hier edler Rebensaft angebaut. Es sind die Sonnenhänge, die die kleine Stadt berühmt gemacht haben. Wegen seiner einzigartigen Qualität trinkt man Hochheimer Wein auf der ganzen Welt!

Im 17. Jahrhundert kam dafür die Bezeichnung „Hock“ auf. Vor allem die Engländer waren vom gesundheitlichen Nutzen des Hochheimer Weins überzeugt: „A good Hock keeps off the doc.“ Der leidenschaftliche Weintrinker Goethe zählte den Hochheimer Wein zu den „Magnaten“, den ganz großen Weinen.

Victoria und Thomas

Der amerikanische Präsident Thomas Jefferson und die englische Königin Victoria adelten den besonderen Tropfen ebenfalls. Bevor Thomas Jefferson Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika wurde, war er Gesandter in Paris. Bei einem Aufenthalt in Frankfurt trank er am 6. April 1788 im „Roten Haus“ einen Hochheimer Jahrgang 1726. Dieser entzückte ihn so, dass er am 10. April auf der Rückreise in Hochheim Station machte und einhundert Weinstöcke für seinen Pariser Garten erwarb. Als es wieder zurück nach Amerika ging, nahm er die Reben erneut mit, „um ein Glas Hochheimer aus eigener Herstellung anbieten zu können.“ Die Pflanzen bildeten den Grundstock eines eigenen Weinbergs.

Peter und Paul

Die Pfarrkirche St. Peter und Paul ist ein Wahrzeichen Hochheims. Die Kirche ist Teil der charakteristischen, denkmalgeschützten Stadtansicht von Süden. Der Besuch des weiß-roten Gotteshauses lohnte allemal: Es ist die einzige hessische spätbarocke Fresko-Kirche, ausgeschmückt mit Bildern des berühmten schwäbischen Malers Johann Baptist Enderle (1725–1798). „Seine Fresken muten so blumig-zart, tänzerisch-leicht an, dass einem geradezu himmlisch zumute wird“, berichteten die Hochheimer. Das Jahrhundertkunstwerk war 153 Jahre so gut wie unkenntlich und kann erst seit 2005 wieder bestaunt werden. Staub, Kerzenruß, unsachgemäße Ausbesserungen und Übermalungen zerstörten die kostbaren Bilder im Lauf der Jahrhunderte.

Kaffee und Kuchen

Im Anschluss konnten sich alle bei Kaffee und Kuchen im Café Tuchmann, das für die Mammolshainer eine prächtige Torte vorbereitet hatte, stärken und sich über Neuigkeiten und Wissenswertes aus Mammolshain austauschen.

Die Fahrt nach Hochheim war übrigens auf Anregung einer Teilnehmerin zustande gekommen. Um den Wünschen der Senioren noch mehr gerecht zu werden, fand bereits während der Hinfahrt eine vorbereitete Befragung statt. Die Mehrzahl der Teilnehmer kann sich auch gut einen längeren Ausflug vorstellen und ist auch bereit, hierfür einen höheren Eigenbeitrag zu leisten. In die engere Wahl kamen eine Schifffahrt sowie eine Fahrt nach Miltenberg.

Bevor es in die Weinberge ging, in denen der „Hock“ angebaut wird, empfing Hermann-Josef Lenerz (links) die Mammolshainer mit einem Ständchen auf dem Dudelsack.
Foto: privat



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