Hermann Groß beim Heimatverein Mammolshain: Frühling herbei!

Hermann Groß (links) und Bernd Hartmann – Zwei altgediente Heimatkundler und ein Gedicht: „Er ist‘s“. Foto: Metz

Frühling lässt sein blaues Band

Wieder flattern durch die Lüfte;

Süße, wohlbekannte Düfte

Streifen ahnungsvoll das Land.

Veilchen träumen schon,

Wollen balde kommen.

Horch, von fern ein leiser Harfenton!

Frühling, ja du bist‘s!

Dich hab‘ ich vernommen!

(Eduard Mörike, Erstdruck 1828)

Mammolshain (km) – Das Rahmenprogramm stimmte: Die Wintergeister haben sich von dem Vortragsthema nicht abschrecken lassen, sondern sich eindrucksvoll mit Kälte und Schnee in Erinnerung gebracht.

„Früher war es von Oktober bis Ostern tagsüber zur gleichen Zeit kalt und dunkel!“ Mit diesen Worten skizzierte Hermann Groß die dunkle Jahreszeit vor den Errungenschaften der Technisierung. Denn was heute für uns ganz selbstverständlich ist, gab es früher schlicht nicht: Licht, Heizung, Wasser. Somit mussten unsere Vorfahren drei wichtige „Tagesprobleme“ lösen: Lichterzeugung – Heizung – Wasserversorgung.

Alle in einem Bett

Mit seinem fundierten Wissen konnte der bewanderte Lokalhistoriker Groß selbstverständlich eine schlüssige Erklärung liefern: Früher lebten alle nur in einem Raum und schliefen in einem Bett. Im Winter wurden die Türen und Fenster mit Decken oder ähnlichem verhängt um die Wärme zu halten. Der Ofen oder eine Feuerstelle lieferte Wärme und ein spärliches Licht.

Holz und Torf waren die damals gängigen Heizmittel, Kerzen bestanden aus Talg oder Tierfett. Kerzen aus Wachs gab es auch, allerdings brauchte es dazu Bienenvölker die darüber hinaus noch Honig lieferten. Honig war seinerzeit übrigens das einzige Süßungsmittel für alle Speisen.

Mit der Kälte hat Hermann Groß auch seine eigenen Kindheitserinnerungen, so berichtete er von eingefrorenen Wasserleitungen, die unter größter Sorgfalt langsam mit einer Lötlampe aufgetaut werden mussten. Zustimmendes Kopfnicken kam von seinen interessierten Zuhörern, die ähnliches erlebt haben.

Zur Kälte kamen weitere Herausforderungen, denn die Dorfbewohner aus höheren Lagen wie Reifenberg, Seelenberg oder Falkenstein wurden im Winter nur vom Wind und Schnee erreicht und somit war die Winterzeit auch eine Ruhezeit. Kartoffeln, eingepökeltes Fleisch und andere lang haltbare Speisen standen auf dem Speiseplan, der nicht viel Abwechslung bot. Oftmals wurden die Kuh oder das Schwein vor dem Winter geschlachtet, einfach um das Futter zu sparen.

Lange Abende ohne Fernseher

Der Winter war die Ruhezeit, dementsprechend wurde viel geschlafen und alte Geschichten und Sagen erzählt – denn Fernsehen und Radio gab es damals noch nicht. Verständlicherweise war daher die Sehnsucht nach dem Erwachen der Natur groß und Frühlingslieder und Gedichte, die den Lenz, den Wonnemonat Mai und den Frühling überhaupt beschreiben, sehr beliebt. Groß berichtet von rund 150 Frühlings- und Maienliedern, der er bisher kennengelernt hat.

Zum Ausklang wurden Frühlingsgedichte und Lieder von Eduard Mörike, Goethe, Schiller und auch dem Frankfurter Mundartdichter Friedrich Stoltze von Hermann Groß vorgetragen. Sie erfüllten ein bisschen den sehnsüchtigen Wunsch auf Frühlingerwachen mit viel Sonnenschein und Blumenduft der Zuhörer, bevor diese den Heimweg durch Schnee und Kälte antraten.



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