Die nasse Witterung hat dem Dach der Christ-König-Kirche schwer zugesetzt

Bis auf Weiteres finden die Gottesdienste im Pfarrsaal statt. Foto: privat

Falkenstein (hmz) – Das Schild vor dem Eingang der Christ-König-Kirche mit der Aufschrift: „Vorsicht Lebensgefahr“ wurde inzwischen entfernt, auch „weil es dafür zu keiner Zeit einen Grund gegeben hat“, betont Pfarrgemeinderatsvorsitzender Walter Schäfer. Auch der Anfangsverdacht einer möglichen Einsturzgefahr des Daches habe sich nicht bestätigt. Allerdings bleibt das Gotteshaus voraussichtlich bis Ende des Jahres geschlossen, die Gottesdienste werden in den Pfarrsaal verlegt. Die Christ-König-Kirche, die im Jahr 1958 eingeweiht worden ist und somit 65 Jahre zählt, hat ein säulenloses Schieferdach, das aktuell an einigen Stellen schadhaft ist. „Aufgrund der starken Regenfälle im Herbst ist Wasser eingedrungen, das Dämmmaterial zwischen dem Dach und der Holzdecke hat sich vollgesogen und dies hat zu Rissen geführt, aus denen das Wasser in den Kirchraum tropft.“ Aufgefangen wurde es in eilig aufgestellten Eimern. „Das konnte nicht die Lösung sein“, so Schäfer. „Wir hatten große Sorge, dass etwas passieren könnte und haben Vorsichtsmaßnahmen ergriffen und die Kirche vorsorglich gesperrt.“

Derzeit seien ein Dachdecker und ein Zimmermann mit der Schadensbegutachtung und der Kostenermittlung betraut, die Ergebnisse stünden noch aus. Allerdings rechnet der Kirchenvorstand mit einer größeren Summe, die auf das Bistum Limburg, den Eigentümer der Christ-König-Kirche, zukommt. „Wir müssten auch prüfen, ob und welche Kosten gegebenenfalls dann auch auf unseren Förderverein zukämen, der uns ohnehin schon bei der Instandhaltung unterstützt.“ Walter Schäfer richtet den Blick jetzt auf die Weihnachtszeit und für die scheint alles so geregelt zu sein, dass die Gottesdienste wie gewohnt abgehalten werden können.

Gemeinde und Kirchenvorstand hoffen natürlich, sehr bald wieder in ihr vergleichsweise junges Gotteshaus „einziehen“ zu können. Der ungewöhnliche Name geht auf Papst Pius XI. zurück, der das Hochfest Christkönig erst im Jahr 1925 eingesetzt hat. Seitdem werden Kirchen, die das Patrozinium Jesu Christi, des Königs, tragen, so benannt. Das Christkönigsfest ist der letzte Sonntag im Kirchenjahr der katholischen Kirche. Obwohl die Kirche eher der „Moderne“ zugerechnet werden kann, hat sie bereits eine interessante Geschichte.

In den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts wurde die Christ-König-Kirche so umgestaltet, wie sie heute besteht. Von der ehemaligen Kirche blieb nur noch der Turm aus dem Jahr 1740 erhalten. Der Altar sollte im Mittelpunkt stehen und für alle gut sichtbar sein. Über dem Hochaltar erhebt sich ein großes Eichenkreuz mit einem Corpus aus Lindenholz. Christus, als Patron der Kirche, konzentriert somit alle Blicke auf sich. Die Fensterwände des Gotteshauses wurden größtenteils von Falkensteiner Familien gestiftet im Gedenken an verstorbene und im Krieg gefallene Angehörige. Im Chorraum wird der Altar von Buntfenstern erhellt, die aus dem Chorraum der alten Kirche übernommen und restauriert wurden; diese beiden Fenster zeigen die heiligen Apostel Philippus und Jakobus. Der marmorne Taufstein wurde ebenfalls aus der Vorgängerkirche übernommen.

Der Lokalhistoriker Hermann Groß, seiner Heimatgemeinde Falkenstein eng verbunden, hat sich ausgiebig mit der Kirchengeschichte befasst und ein kleiner Teil seiner umfassenden Forschungsergebnisse seien hier wiedergegeben. Danach sind exakte Daten über die Anfänge der Pfarrgemeinde Nürings/Falkenstein nicht überliefert. Die Anfänge dürften im 11. Jahrhundert gelegen haben, sind aber nicht belegt. Eine erste urkundliche Erwähnung findet sich in einer Schenkungsurkunde aus dem Jahr 1289, in der ein Ortsgeistlicher namens „Ludwig, Pfarrer von Nürings“ als Zeuge fungierte. Im 15. Jahrhundert herrschten im damaligen Deutschen Reich chaotische Zustände. Im Vorfeld der Reformation nahm die Kritik an der Kirche deutlich zu, was sich auch in der Falkensteiner Pfarrgemeinde bemerkbar gemacht haben dürfte. Der Pfarrer war einer der wenigen Bürger, der schreiben und lesen konnte, so dass die Menschen ihm vertrauen mussten. In dieser Zeit gehörte Falkenstein zum Herzogtum Nassau und wurde als Lehen vergeben. Elf Familien teilten sich die Herrschaft auf der Burg, wobei der „Burgfrieden“ als eine Art Hausordnung für das Zusammenleben der Menschen von großer Bedeutung war. Für das Jahr 1472 ist überliefert, dass die Falkensteiner gegen den Pfarrer aufbegehrten, so dass die Burgherren (von Kronberg) vermitteln mussten und 1473 eine schriftliche Vereinbarung trafen, die erstmalig die Rechte und Pflichten des Pfarrers regelte. Im Jahr 1555 kam es zum Augsburger Religionsfrieden, der regelte, dass Gemeinden die Religion anzunehmen hatten, welcher der jeweilige Landesherr angehörte. Dieser „Zwangsreligion“ widersetzten sich die Falkensteiner, als 1581 Königstein zum Kurfürstentum Mainz überging: Die Falkensteiner verteidigten „ihre“ Religion und blieben evangelisch.

Für Kirchenverhältnisse war das Jahr 1778 ein besonderes in Falkenstein. Unter der Herrschaft der Herren von Nassau erhielt die evangelische Kirche erstmalig ein Haus auf dem Hainberg, das als Schul- und Bethaus genutzt wurde. Einige Jahre später entstand in Falkenstein außerdem eine Synagoge im Unteren Bergweg. Die älteste Fotografie der Gegend um Falkenstein zeigt das Dorf mit der Burg und der Kirche und stammt etwa aus dem Jahre 1785. Aus dem gleichen Jahr stammt auch die überlieferte Einigung über Kirchenangelegenheiten, die unter der Regie von Karl-Friedrich von Erthal und Carl Wilhelm von Nassau entstand und maßgeblich für den dann geltenden Religionsfrieden in Falkenstein war.



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