Das Podium (von links): Kai Wachs, Beatrice Schenk-Motzko, die Moderatoren Heike Stein und Alexander Schramm, Nadja Majchrzak und Ascan Iredi. Fotos: Bommersheim
Königstein-Falkenstein (as/gs) – Die Königsteiner Woche hatte geladen zur defintiv allerletzten Podiumsdiskussion vor der Bürgermeisterwahl am kommenden Sonntag. Und alle waren gekommen! Natürlich die vier Bewerberinnen und Bewerber für das höchste Amt in der Stadtverwaltung: Ascan Iredi (FDP), Nadja Majchrzak (ALK), Beatrice Schenk-Motzko (CDU) und Kai Wachs – die an dieser Stelle ausnahmsweise nicht „Ladies first“ in alphabetischer Reihenfolge genannt sein sollen.
Und es waren gefühlt (fast) alle Falkensteiner und auch einige Bürger aus den anderen Stadtteilen und aus der Kernstadt gekommen, um sich diesen „Showdown“ sechs Tage vor dem Urnengang nicht entgehen zu lassen. Jedenfalls war die dicht bestuhlte Turnhalle im Bürgerhaus Falkenstein komplett gefüllt, und auch die Nebenräume waren noch gut besetzt, sodass gut 400 politikinteressierte Zuhörer den Plänen der vier Anwärter auf den Chefsessel im Rathaus zuhören – und ihnen hinterher mit eigenen Fragen ein wenig auf den Zahn fühlen konnten.
Die Königsteiner Woche hatte keine Mühen gescheut und für die Gäste auf den Plätzen mit Sichtbehinderung zwei zusätzliche Leinwände aufgestellt, auf die die Bilder aus dem großen Saal übertragen wurden. Auf einer weiteren Leinwand im großen Saal schaltete das Technikteam der KöWo jeweils die passenden Bildmotive aus Königstein zu den folgenden Diskussionsblöcken Innenstadtgestaltung, Verkehr, Wirtschaft & Finanzen, Bürgernähe, Stadtteile sowie Tourismus & Stadtleitbild. Das gesamt Team dieser Zeitung und weitere treue Unterstützerinnen und Unterstützer waren am Montag auf den Beinen, um das Event zu stemmen.
Alexander Bommersheim, Geschäftsführer Taunus Medien GmbH und Macher der Königsteiner Woche, begrüßte dann auch die Gäste freudig und mit einem Dank für das große Interesse an der Veranstaltung.
Moderiert wurde die Diskussion vonAlexander Schramm, Redakteur der Königsteiner Woche. Charmant und fachkundig begleitet wurde er von Heike Stein, ehemalige Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte im Rathaus Kronberg. „Die Resonanz zeigt, wie groß das Interesse an den politischen Themen in unserer Stadt ist. Und es zeigt auch eine hohe Wertschätzung der vier Kandidatinnen und Kandidaten für ihren engagierten Wahlkampf“, sagte Schramm, bevor er in die Vorstellungsrunde einstieg.
Es wurde eine interessante Diskussion mit bekannten und neuen Aussagen der Kandidaten, die – ob der vielen Themen, die Königstein beschäftigen – fast zweieinhalb Stunden dauerte. Und es wurde, das sei vorweggenommen, eine durchweg sachliche Debatte ohne persönliche Animositäten bei nur kleinen Spitzfindigkeiten. Auch das ist sechs Tage vor einer richtungweisenden Wahl keine Selbstverständlichkeit, und dafür gebührt den Kandidaten großer Respekt.
Da die Kandidatinnen und Kandidaten sich in den vergangenen Wochen und Monaten ausreichend bei den Bürgern und auch in der Presse vorstellen konnten, verzichtete die KöWo auf eine ausführliche Vorstellungsrunde mit Lebenslauf. Stattdessen zielte die erste Frage direkt auf die persönliche Motivation der Bewerber, Rathauschef bzw. -chefin werden zu wollen.
Ich möchte Bürgermeister/Bürgermeisterin werden, weil ....
Nadja Majchrzak, die vor sechs Jahren in der Stichwahl nur knapp mit 278 Stimmen Leonhard Helm unterlegen gewesen war, nahm den Ball auf, dass „jetzt“ (die Überschrift über ihren Wahlkampf) der Zeitpunkt sei für einen neuen Anlauf: „Ja, aller guten Dinge sind zwei. Ich lebe gerne in Königstein, fühle mich in der Stadt sehr wohl, schätze die Menschen und den Kleinstadtcharakter.“ Sie möchte Gutes erhalten und aus „gesamtstädtischer Sicht Neues“ zulassen. Ein „Stadtleitbild“ erachtet Majchrzak als wichtig, Ziele müssen in den Gremien abgestimmt und den Bürgern vermittelt werden.
Beatrice Schenk-Motzko, die mit reichlich kommunalpolitischer Erfahrung antritt, seit Jahren aber schon als Beamtin in der Staatskanzlei Wiesbaden arbeitet, sagte, dass sie gerne das hessische Epizentrum der Macht in Wiesbaden verlassen wolle, um Bürgermeisterin von Königstein zu werden. „Verwaltung und Politik sind mein Leben.“ Sie möchte gerne die Zukunft der Stadt aktiv gestalten. Sie stehe für „Engagement mit Herz und Kompetenz“.
Ascan Iredi entgegnete auf die Frage von Moderator Alexander Schramm, dass er seinen Job als Portfoliomanager gerne aufgebe, um das Management der Königsteiner Stadtverwaltung übernehmen zu können: „Ich brenne für Königstein, das ist meine Herzensstadt.“ Er bezeichnete sich als guten, bürgernahen Zuhörer. „Glaubwürdigkeit ist mir wichtig.“ Er warf seine 20 Jahre Führungserfahrung in die Waagschale. „Wichtige Themen müssen angepackt werden, es ist Zeit für Ergebnisse“, so Iredi. Er habe eine hohe Motivation, in der Stadt etwas zu bewegen, möchte Pläne und Beschlüsse zügig umsetzen.
Der unabhängig Kandidat Kai Wachs, der politisch noch ein unbeschriebenes Blatt ist, wagte eine größere Flughöhe, um seine Motivation zu beschreiben. Er sei vor 25 Jahren bewusst nach Königstein gezogen. Heute bedauere er das vorherrschende Verkehrschaos. „Ich möchte der Stadt ihre Schönheit zurückgeben, möchte Burg und Altstadt pflegen. Die Stadt macht zu wenig aus ihren Besonderheiten.“ Das Potenzial ist vorhanden, es müsse nur „gehoben“ werden.
Was ist Ihnen im Rahmen derbeschlossenen Neugestaltung der Innenstadt besonders wichtig?Wo legen Sie Ihre Schwerpunkte?
Der erste große Themenblock zielte auf das Thema Innenstadtgestaltung in und rund um die Konrad-Adenauer-Anlage bis zum Jahr 2027, nachdem die Stadtverordnetenversammlung kurz vor Weihnachten einen Zuschuss des Landes in Höhe von 5 Millionen Euro aus dem Bundesprogramm „Anpassung urbaner Räume an den Klimawandel“ gesichert hatte. Derzeit rechnet die Stadt mit Kosten von circa zwölf Millionen Euro für die gesamte Umgestaltung.
Ascan Iredi sagte, dass das lang diskutierte Thema ein Ende finden müsse. „Es wird keine perfekte Lösung geben, die allen gefällt. Aber die Bürger haben endlich eine Lösung verdient.“ Der Ansatz sei, dass die Parkplätze P1 und P2 verschwinden, städtischer Raum werde dadurch aufgewertet. Er möchte an der Konrad-Adenauer-Anlage ein „Herz der Stadt“ schaffen. Die Georg-Pingler-Straße müsse verkehrsberuhigt und neue Parkplätze sollten unter dem Rosengärtchen geschaffen werden. Er mahnt eine sinnvolle Nutzung des 5-Millionen-Euro-Zuschusses an. „Die Stadt muss Rückgrat beweisen. Die Politik darf nicht versagen!“
Beatrice Schenk-Motzko sieht ebenfalls eine Entsiegelung und Renaturierung von P1 und P2. Das Rosengärtchen solle bei der Schaffung eines Parkdecks oder einer Tiefgarage aber erhalten bleiben. Die CDU-Kandidatin befürwortet ebenfalls einen zentralen Busbahnhof am Bahnhof (Mobilitätszentrum), die Busse sollen in der Stadtmitte nur zum Ein- und Aussteigen vorfahren. Schenk-Motzko gab aber auch zu Bedenken, dass in der Gesamtplanung die Hauptstraße und Limburger Straße mitgedacht werden müssten. Sie befürwortet „ein gesamtstädtisches Konzept“.
Majchrzak, die als Co-Fraktionsvorsitzende der ALK mit ihrer Fraktion gegen das im Dezember vorliegende Ausbaukonzept gestimmt hatte, sagte: „Ich bin keine Freundin einer neuen Parkgarage unter dem Rosengärtchen, während nebenan das Parkhaus in der Stadtgalerie leer steht.“ Es müssten in einem Parkleitsystem vorhandene und neu entstehende Parkplätze (etwa unter der Grundschule) besser genutzt werden. Sie kritisiert, dass sich die Diskussion immer nur um Autos, Parkplätze und Busse drehe, zumal der Bundeszuschuss nur für Investitionen in Grünflächen, Brunnen und Ähnliches bezahlt werde. Aus ihrer Sicht dürfe bei der „Betrachtung der Gesamtsituation in der Innenstadt“ der Kurpark nicht ausgeklammert werden. Zudem gab sie zu bedenken, dass unter P1 die Mauerreste des Kapuzinerklosters liegen, weswegen eine (gewünschte) Entsiegelung zunächst geprüft werden müsse.
Kai Wachs, der eine „Wohlfühloase“ als Fokusthema platziert hatte, plädiert für eine verkehrsberuhigte bzw. autofreie Innenstadt, natürlich ohne die Busse und die Anwohner auszuschließen. Er befürwortet ein begrüntes Parkdeck unter dem Rosengärtchen. „Wie schön wäre das, wenn die Autos in die Adelheidstraße einfahren und dann einfach unter dem Rosengärtchen verschwinden?“ Er sieht mehr Grünflächen und Aufenthaltsqualität im Rahmen einer Gesamtplanung, für die man durchaus externe Experten – andere Städte hätten das vorgemacht – heranziehen sollte, um sich die Möglichkeiten aufzeigen zu lassen.
Welche Ansätze möchten Sie ver-folgen, um die Verkehrs- und Park- situation in Königstein nachhaltigzu verbessern? Wo sehen Sie die größten Probleme?
Als Fortsetzung bot sich für Co-Moderatorin Heike Stein der Übergang zum Thema Gesamtverkehrssituation in Königstein an. Der Stau in der Le-Cannet-Rocheville-Straße (B8) zum Kreisel wird allgemein als Hauptgrund des innerstädtischen Verkehrschaos gesehen, da viele Ortskundige über die Adelheidstraße den schnelleren Weg in die Frankfurter und die Wiesbadener Straße suchen. Die Öffnung der zweiten B8-Spur in Richtung Kreisel wird von allen Kandidaten befürwortet.
Wachs erklärte seinen Lösungsvorschlag, die Ampeln im Kreisel zu reaktivieren, auch wenn das vor zehn Jahren nicht funktioniert hatte. „Für mich liegt die Lösung in digitaler, intelligenter Ampeltechnik.“ Der Verkehr könnte in Strömen durch den Kreisel fließen und an anderer Stelle für 20, 30 Sekunden angehalten werden.
Schenk-Motzko gab zu bedenken, dass die Stadt alleine die Verkehrsprobleme nicht stemmen könne angesichts einer fehlenden Umgehung, während im Hintertaunus solche gebaut werden: „Wir müssen Hessen Mobil mit ins Boot holen“, sagte sie, brachte aber noch zwei weitere kurzfristige Ideen ein: zum einen, den Kreisverkehr mit Tempo 30 zu entschleunigen, um ein sichereres Einfädeln zu ermöglichen und den Durchgangsverkehr in der Adelheidstraße durch eine Änderung der Vorfahrtsregelung in die Frankfurter Straße zu vermindern.
Majchrzak sagte, dass man zwei Bundesstraßen nicht wegdiskutieren könne, umso wichtiger sei ein nachhaltiger Mobilitätsplan. „Stückwerk wird hier nichts nutzen, nur eine Gesamtlösung wird Erleichterung bringen.“ Neben der zweiten Kreiselspur setzt sie auf das beschlossene digitale Parkleitsystem und regt analog zu Kronberg einen Stadtbusverkehr an.
Iredi stellte zunächst die Frage, was Verkehr und Mobilität für jeden Einzelnen bedeuten. Er sprach von „multiplen Problemen“ für Autofahrer, Radler und Fußgänger. „Die Schulwegsicherheit ist katastrophal und muss verbessert werden.“ Auf innerstädtischen Verkehr könne aber nicht gänzlich verzichtet werden im Hinblick auf die Mobilitätswünsche von Senioren und Familien. Und aus der größeren Sicht: Andere Gemeinden (Hintertaunus/Riederwaldtunnel) bauen Umgehungsstraßen – das bedeute, dass sich der Verkehr in Königstein künftig noch erhöhe. Er werde sich dafür einsetzen, dass Königstein in den Bundesverkehrswegeplan aufgenommen werde und sei mit dem Bundesverkehrsministerium bereits in Kontakt. „Aber eine Lösung wird viele Jahre dauern.“
Wie wollen Sie in den kommenden Haushaltsjahren die finanzielle Handlungsfähigkeit der Stadt gewährleisten? Welche Maßnahmen wollen Sie in diesem Zusammenhang ergreifen, um neues Gewerbe in Königstein anzusiedeln?
Die Finanzlage im reichen Königstein gilt als angespannt. Zuletzt konnte Bürgermeister und Stadtkämmerer Helm auf ausreichend Rücklagen zurückgreifen, um ausgeglichene Haushaltspläne vorlegen zu können. Doch bei der Vielzahl an laufenden und anstehenden Investitionsvorhaben ist eine Priorisierung nicht zu vermeiden. Zudem möchten alle Kandidaten durch Neuansiedlungen, bevorzugt und zu Königstein passend im Gesundheitssektor, die Gewerbesteuern von 15,4 Millionen Euro im Jahr 2023 weiter steigern.
Beatrice Schenk-Motzko sagte, dass bei den vielen Vorhaben der Haushalt genau im Auge behalten werden müsse. Es bedürfe einer „kommunalen Finanzstrategie“. Zahlreiche bei den Königsteinern „emotionale“ Projekte wie Kurbad- und Burgsanierung seien auch sehr teuer. Sie stellte erneut ihre gute Vernetzung und hohe Kompetenz in Sachen Fördermittel heraus. Gewerbebetriebe müssen gestärkt und extern (z. B. auf Messen) besser präsentiert werden, dabei sollte die Stadt unterstützen. Noch ausgewiesene (unbebaute) Gewerbeflächen müssten optimal genutzt, die Gewerbeansiedlungen priorisiert werden.
Ascan Iredi sagte: „Nur was auch erwirtschaftet wird, kann investiert werden.“ Die Einnahme- wie Ausgabeseite müssen differenziert betrachtet und ins Gleichgewicht gebracht werden. Bei den Ausgaben sprach er sich dafür aus, den städtischen Stellenplan nicht auszuweiten. Auch laufende Projekte müssten neu betrachtet werden. Als seine Zielgröße für die Gewerbesteuer nannte er 25 Millionen Euro. Dazu wünscht er sich ein wirtschaftsfreundlicheres Klima. Der Investitionsstau in Königstein, den er auf 160 Millionen Euro bezifferte, sei eine Herausforderung, die „schwarze Null“ aber nicht „verhandelbar“.
Nadja Majchrzak erklärte ihre Forderung nach einem „Kassensturz“. Es gehe ihr nicht nur um den Haushalt, sondern die Offenlegung der finanziellen Lage der städtischen Gesellschaften und GmbHs. Ebenso um die Offenlegung der Kosten aller ausstehenden Projekte. Luxusprojekte könne sich die Stadt nicht leisten ohne finanzielle Konsequenzen. Als Bürgermeisterin will sie eine langfristige Finanzplanung über mehrere Jahre vornehmen. „Die Stadt kann sich nicht alles leisten. Wenn man es sich jedoch leisten will, dann müssen die daraus resultierenden finanziellen Konsequenzen (Steuererhöhung) transparent kommuniziert werden.“
Kai Wachs brachte das Thema Finanzen in Bezug zur Attraktivität Königsteins: „Wenn der Standort belebt wird, siedeln sich auch Gewerbebetriebe an, die Steuern zahlen.“ Gewerbe fühle sich aktuell vernachlässigt, wenig gewürdigt und nicht gut „betreut“. Es sei ein neuer „Geist“ gefragt. Bestehende Gewerbebetriebe müssten „gepflegt“ werden.
Was sehen Sie als vorrangige Maßnahmen, um die Bürgernähe und das „Wohlfühlgefühl“ der Königsteiner im Alltag zu verbessern?
Vom großen Geld zu den Alltagsthemen der Bürger. Wie wollen die Kandidaten kurzfristig die lokale Infrastruktur verbessern, um das „Wohlfühlgefühl“ im Alltag zu steigern?
Nadja Majchrzak, die sich seit 20 Jahren für die Stadt engagiert, möchte eine feste Bürgersprechstunde und offene Rathaustüren etablieren. Ihr geht es um die Verbesserung des Informationsflusses von der Stadt zum Bürger und damit verbundene Transparenz. Oft seien es kleine Veränderungen wie geleerte Mülleimer oder intakte Toilettenhäuschen, die eine „Wohlfühlwirkung“ haben. Missstände müssten zeitnah behoben werden. „Ich möchte das Bewusstsein stärken, dass der Bürger kein ,Störfaktor‘, sondern Innovationsgeber ist.“
Kai Wachs sagte, dass der trotz großer Widerstände noch nicht verworfene Standort Kranichplatz für die neue Feuerwache Mammolshain ein Beispiel für „katastrophale“ Bürgernähe sei. „Entscheidungen über den Kopf der Bürger sind schädlich.“ Er empfinde, dass das Rathaus „taube Ohren“ für die Anliegen der Bürger habe. „Misskommunikation“ müsse beendet und die Bürger gehört werden.
Ascan Iredi ging an dieser Stelle diplomatischer ans Werk. Er will Königstein „schöner, sauberer, sicher“ machen – eine schnelle Umsetzung erster Maßnahmen sei möglich. Er brach aber auch eine Lanze für die Stadt: „Verwaltung wirkt oft im Verborgenen – aber: Wir haben kompetente Mitarbeiter im Rathaus.“ Iredi regte einen „runden Tisch“ an, es müsse mehr miteinander gesprochen werden. Es sei möglich, ein „Wohlfühlgefühl“ zu erreichen.
Schenk-Motzko setzte noch eine andere Priorität an dieser Stelle: Sie sieht die noch nicht ausreichende Kinderbetreuung und Familienthemen als wichtig an, sie müssten eine größere Priorität haben. Bezahlbarer Wohnraum müsse mitgedacht werden, auch auf die Barrierefreiheit in der Stadt ging sie ein. Sie setzt sich ebenfalls für eine Bürgersprechstunde ein – auch digital.
Welche Themen möchten Sie in den Stadtteilen zuerst angehen? Welche Schwerpunkte setzen Sie dabei?
Aktuell werden Großprojekte wie das Bürgerhaus in Falkenstein, die neue Feuerwache in Mammolshain und das Quartier „Am Weidenblick“ in Schneidhain auf dem Donath-Gelände ermöglicht oder auf den Weg gebracht. Dennoch ist nicht selten aus den Stadtteilen zu hören, dass sie von der „großen“ Königsteiner Politik ein wenig abgehängt werden. Was wollen die Kandidaten in Falkenstein, Schneidhain und Mammolshain unternehmen?
Iredi sagte, dass durchaus viele kleine Themen vorhanden sind, die er auch angehen möchte. In Falkenstein möchte er die Beschilderung an den Wanderparkplätzen nutzen und die Beleuchtung verbessern. Kleine Teo-Supermärkte von Tegut hält er in Falkenstein und Mammolshain für wünschenswert. Hier müsse die Stadt aktiv werden. In Schneidhain sieht er den Lärm der K-Bahn, den diese mit ihren Hupsignalen an den Bahnübergängen verursacht, als ein Thema, das angegangen werden müsse.
Majchrzak meldete bei der Chance auf einen kurzfristigen Bau von solchen Selbstbedienungs-Mini-Supermärkten in zwei Stadtteilen Zweifel an. Sie sieht an dieser Stelle eher Regiomaten mit Produkten regionaler Erzeuger und möchte kurzfristig nach geeigneten Standorten suchen.
Schenk-Motzko gab zu bedenken, dass die Vereine, die in den Stadtteilen einen Großteil des gesellschaftlichen und kulturellen Angebots schultern, mitgedacht werden müssten; so gelte es auch, etwa Ausweichquartiere für Falkensteiner Vereine zu finden, wenn das Bürgerhaus demnächst abgerissen wird. Sie unterstützt die Idee von Teo-Märkten in Mammolshain und Falkenstein und regt Car-Sharing in den Stadtteilen an: je zwei Elektrofahrzeuge – einfach zu buchen über eine App.
Wachs sieht Teo nicht so einfach, Regiomaten wären auch für ihn ein Anfang. Viele kleine Maßnahmen (zum Beispiel Beleuchtung des Fußwegs von Mammolshain in die Kernstadt zur Steigerung des Sicherheitsgefühls) würden helfen. Veranstaltungen werden in den Stadtteilen fast nur von den Vereinen organisiert – hier wünscht er sich ein kulturelles Engagement der Stadt.
Was ist Ihr künftiges Leitbild für die Stadt? Wie wollen Sie in diesem Zusammenhang die Attraktivität Königsteins für Tagesbesucher und Übernachtungsgäste steigern?
Der abschließende Fragenblock wagte einen Blick in die Zukunft. In welche Richtung soll Königstein ein zukünftiges Leitbild entwickeln, auch um der allgemein angestrebten Steigerung des Tourismus in der Stadt Anschubhilfe zu geben?
Kai Wachs sagte, dass eine Stadt wie Königstein auf jeden Fall Visionen brauche. Er fordert Mut für ein gutes Gesamtkonzept. Er möchte den Gesundheitsstandort zur Förderung des Tourismus priorisieren.
Beatrice Schenk-Motzko freut sich wie alle Mitbewerber über die bereits steigenden Besucher- und Übernachtungszahlen (diese hatten bereits 2022 mit 75.300 Übernachtungen fast schon wieder den Wert der Vor-Corona-Zeit erreicht, Anm. d. Red.). Die CDU-Kandidatin sagte, dass Kur, Kultur und Tourismus verknüpft und die Gastronomie eingebunden werden müsste. Dafür brauche es kein Halloween-Spektakel, sondern ein Kulturfest auf der Burg als Tourismusmagnet analog zu den Bad Vilbeler Burgfestspielen in ihrem Heimatort.
Auch ALK-Kandidatin Tanja Majchrzak priorisiert, Königstein als Gesundheitsstandort auzubauen. Dazu gehörten Hotels im mittleren Preissegment, eine saubere und gepflegte Innenstadt, die Ausschilderung von Wander- und Spazierwegen, aber auch, dass die Kultur- und Stadtinformation (KuSi) samstags und sonntags geöffnet ist. „Die vielen Vorzüge der Stadt müssen sichtbar werden.“ Den Vertrag für das Halloweenfestival Burg Frankenstein auf Burg Königstein möchte sie rückabwickeln, genauso wie Ascan Iredi.
Dessen Leitsatz lautet: „Weniger Halloween, mehr Kultur“. Auch er sieht die KuSi als zentrale Stelle für Kulturangebote, dazu gehörten natürlich ausgedehnte Öffnungszeiten. Neben dem Gesundheitsstandort bringt er Königstein auch als Geschichtsstandort ins Spiel: „Es gibt viel Potenzial – wir müssen es nur entwickeln und voranbringen!“, so Iredi.
Zumindest in diesem Punkt sind sich die vier Kandidatinnen und Kandiaten absolut einig: Die Gäste sollen in Königstein gesunden und sich nicht erschrecken oder gar abschrecken lassen.
Fragen as dem Publikum
Ein Mammolshainer Bürger ärgert sich, dass in der Kronthaler Staße bei Parksündern weggeschaut werde. Angeblich gebe es dazu sogar eine Anweisung aus dem Rathaus. Und warum kann Kronberg Straßen sperren und den Verkehr durch Mammolshain lenken?
Hier waren sich die Kandidaten einig, dass Falschparker belangt werden müssten und das Ordnungsamt nicht wegsehen dürfe. Majchrzak plädierte dafür, Parkplätze zu kennzeichnen und versetzt anzuordnen, um den Verkehr zu beruhigen und den Fußweg gangbarer zu machen. Iredi sprach von einer Begehung durch zuständige Personen. „Die Stadt muss insgesamt sicherer werden.“ Schenk-Motzko will in Sachen Umleitungen die Abstimmung mit Nachbarkommunen suchen und damit die interkommunale Zusammenarbeit stärken. Umleitungen zu sperren und Durchfahrtsverbote auszusprechen sei nicht möglich.
Nachdem zuvor Kur und Tourismus als zentrale Wirtschaftsfaktoren benannt worden sind, fragt der ehemalige Königsteiner Kurdirektor Rainer Kowalt (Foto), wie es sein könne, dass die Stelle des Kurdirektors seit Jahren nicht besetzt ist.
Iredi gab zu, dass das Thema Kur („Waisenkind“) in den Ausschüssen zuletzt nicht präsent war und wieder mehr in den Fokus rücken sollte. Majchrzak, ebenfalls seit mehreren Legislaturperioden im Stadtparlament, ergänzte, dass die Stelle quasi abgeschafft und durch den Wirtschaftsförderer ersetzt wurde. In Kürze werde die Stelle wieder vakant. Sie müsse zukünftig neu bewertet und angesiedelt werden.
Schenk-Motzko und Wachs, die kommunalpolitisch noch keine Verantwortung getragen haben, möchten das Thema Kur und Tourismus ebenfalls in den Mittelpunkt stellen und in das städtische Leitbild integrieren.
Ein Falkensteiner Familienvater merkte Defizite bei der Kinderbetreuung an. Teilweise bieten die Kindergärten nur Notbetreuung an, auch wegen Krankheitsfällen und zu wenig Personal. In Königstein sind zudem die Zuschüsse für den Betrieb niedriger als in den Nachbargemeinden. Wie kann eine Verbesserung herbeigeführt werden?
Schenk-Motzko bestätigte, dass die Kita-Gebühren auch aus ihrer Sicht sehr hoch sind und eine Erhöhung der Zuschüsse erfolgen müsse. Sie möchte einen Bewerbertag einführen zur Personalgewinnung, auch Ausbildungsstipendien hat sie angedacht. Sie setzt auf eine bessere Vernetzung, gegenseitige Unterstützung bei Personalengpässen und die Einführung einer Kita-App.
Majchrzak sagte, dass die Bezuschussung von U3-Plätzen kommen wird. Das Konzept dazu müsse finalisiert werden. Klar sei, dass die Stadt aktiver um Mitarbeiter werben müsse. Als Co-Leiterin einer Kindertagesstätte in Fischbach sieht sie Lösungsmöglichkeiten auch in einer Kooperation mit anderen Kommunen.
Einem Bewohner der Königsteiner Altstadt macht das Thema „Energiewende“ zu schaffen. Teilweise seien in den Gebäuden keine Wärmepumpen möglich. Überhaupt sei die Energiewende in der Stadt wenig präsent und es werden dem Bürger keine Lösungen angeboten.
Ob Wärmepumpen möglich sind, müsse natürlich im Einzelfall gesehen werden, so die Kandidaten. Sie alle kennen durchaus Häuser, wo diese Heizung der Zukunft schon eingebaut wurde.
Iredi sagte, dass eine kommunale Wärmeplanung beschlossen wurde und das Thema eine übergeordnete Aufgabe der Stadt werde. Die Stadt müsse als Vorreiter eigene Gebäude etwa mit Photovoltaik-Anlagen nachrüsten.
Schenk-Motzko sagte, dass im Zuge der kommunalen Wärmeplanung bis 2028 Fernwärme ein Thema sein könnte. Majchrzak verwies darauf, dass die Stadt verschiedene Zuschüsse für energetische Umbauten anbietet und Gelder im Haushalt dafür zur Verfügung stehen.
Eine Frage kam zum Thema „KOMPASS-Gemeinde“ (ein Sicherheitssiegel, bei dem Königstein Mitglied ist). Das Thema ist zum Bedauern aller Kandidaten in der Schublade verschwunden, soll aber wieder hervorgeholt werden.
Eine weitere Frage wurde zum Wassernotstand in trockenen Sommern gestellt. Hier sind sich die Kandidaten einig, dass über die Einführung einer Wasserampel (Schenk-Mozko), über Staffelung der Wassergebühren (Wachs) und Förderprogramme zum Zisternenbau (Iredi) bis hin zum Konzept „Schwammstadt“ und der Wasserspeicherung durch Grünanlagen (Maj-chrzak) viele Möglichkeiten auf dem Tisch liegen, um der Klimaerwärmung etwas entgegenzusetzen.
Auch die unterirdische Stromtrasse Rhein-Main-Link, die die über Königsteiner Gemearkung verlaufen soll und erst seit wenigen Tagen in der Öffentlichkeit präsent ist, wurde aus dem Publikum angesprochen. Hierzu gibt es noch keinen Fakten aus dem Rathaus – auch die Kandidaten sind noch nicht abgeholt bzw. umfassend informiert worden.
Ascan Iredi immerhin hatte sich schlau gemacht und konnte in Sachen Zeitplan etwas Entwarnung geben. Auch wenn das Planfeststellungsverfahren im Juli dieses Jahes beginnen soll, werde über die verschiedenen möglichen Trassen nicht vor 2026 abschließend entschieden. Baubeginn soll im Jahr 2028 sein.
Nach zweieinhalb intensiven Stunden endete der offizielle Teil mit dem Dank der Moderatoren Heike Stein und Alexander Schramm an die Kandidatinnen und Kandidaten für eine engagierte und faire Diskussion und an die Bürgerinnen und Bürger für die aktive Beteiligung. Die Diskussionen werden hinter den Kulissen der Wahlkampfteams und auch privat sicher bis Sonntag, 18 Uhr, weitergehen – bis das letzte Kreuzchen auf dem Wahlzettel gemacht ist und die Stimmenauszählung beginnt.
Volles Haus im Bürgerhaus Falkenstein. Gut 400 Interessierte wollten die vier Bürgermeisterkandidaten sechs Tage vor der Direktwahl am28. Januar noch einmal live erleben.Foto: Bommersheim