Königstein (kw) – Als am 24. August 1574 auf Schloss Wertheim im Kreise seiner Familie Graf Ludwig zu Stolberg verstarb, verließ eine große Persönlichkeit die politische Bühne.
Am 12. Januar 1505 in Stolberg/Harz als Sohn der Anna von Eppstein-Königstein und Graf Botho zu Stolberg-Wernigerode geboren, kam er mit neun Jahren mit seinem Bruder Wolfgang zur Ausbildung auf Schloss Königstein zu seinem Onkel, Graf Eberhard IV. von Eppstein-Königstein, dem Bruder seiner Mutter.
Durch seine außergewöhnliche Intelligenz, hervorragende Ausbildung und hohe diplomatische Geschicklichkeit spielte er in der großen Politik, auch um Kaiser und König, eine führende Rolle.
Zusammen mit seinem Onkel nahm er an dem Reichstag 1521 in Worms bei der Befragung Luthers teil, wurde dort zum Ritter geschlagen, übernahm das Amt des Hauptmanns des Wetterauer Grafenvereins, führte 1540 die Reformation in seinen Landen ein, ging auf Gesandtschaftreisen nach Frankreich und London, führte Gespräche mit Königin Elisabeth I. Er wurde in den Reichshofrat von König Ferdinand I. berufen und war federführend bei den Verhandlungen des Passauer Vertrags 1552 auf Schloss Rödelheim.
Er erweiterte das Schloss Königstein im Stil der Renaissance und war geschätzter Freund und Gastgeber mit beliebten Jagdausflügen in den Taunus, in Begleitung seiner geliebten Windhunde.
Durch die Heirat seiner Tochter Katharina mit Michael von Wertheim fiel nach dessen frühem Tod durch Testament die Grafschaft Wertheim an ihn. Sie wurde eine seiner Lieblingsresidenzen und so reiste er im August 1574 an den Main in der Hoffnung, sich von den vielen Strapazen zu Pferd und Kutsche ausruhen und genesen zu können. Doch es sollte nicht mehr gelingen: In der am Aufgang zur Burg gelegenen Stiftskirche wurde er im „Ruhekämmerlein“ vor dem Hauptaltar am 1. September beigesetzt. Das Motto des Grafen lautete: „Über den Tod hinaus dauert die Tugend“.
Gräfin Walburga zu Stolberg hatte in ihrem Testament festgelegt, an der Seite ihres Gatten bestattet zu werden. Sie starb am 3. Oktober 1578 und wurde am 30. Oktober neben ihm bestattet.
Von ihren Töchtern und Schwiegersöhnen wurde beiden ein großes Epitaph, das sogenannte Königsteiner Epitaph, errichtet mit der Inschrift:
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Ellengard Jung