ALK: Landesgartenschau 2027 in Königstein – eine Träumerei des Bürgermeisters

Königstein – Mit Verblüffung reagierte die Aktionsgemeinschaft Lebenswertes Königstein (ALK) auf den von Bürgermeister Leonhard Helm (CDU) geäußerten Vorstoß, die Landesgartenschau 2027 nach Königstein holen zu wollen: Vor dem Hintergrund, dass seit Jahren millionenschwere Projekte in der Kurstadt vertagt wurden, weil Königstein knapp bei Kasse war, frage man sich, wie der Bürgermeister solch eine Idee rechtfertige.

Die bereits dreimal beschlossene Kurbadsanierung (erstmals 2011) beispielsweise sei noch nicht in Angriff genommen. Fachleute aus der Verwaltung gehen hier von mindestens 20 Millionen Euro Kosten aus, ein Baubeginn sei noch nicht einmal ansatzweise in Aussicht gestellt, ganz zu schweigen von der Finanzierung. Bürgermeister Helm allerdings habe wohl hellseherische Fähigkeiten, indem er die Sanierung für 2027 als abgeschlossen erwarte.

Der 2014 beschlossene Kindergartenneubau am Hardtberg sei ebenfalls noch nicht umgesetzt und erst im Januar 2019 sei Helm mit Ideen zur Umgestaltung der Innenstadt inklusive Parkdeck-Bebauung der Konrad-Adenauer-Anlage „um die Ecke gekommen“. Anstatt Begrünung wünsche er sich Bebauung, was nicht wirklich mit der Idee einer Landesgartenschau konform gehe, so ALK-Fraktionsvorsitzende Nadja Majchrzak.

Auch Helms Vision von „sonnigen Biotopen“ rund um die Burg zweifele sie an, da der Wald um das Bauwerk als sogenannter Bannwald komplett geschützt sei. Besser wäre es, wenn Helm regelmäßig die jährlich im Haushalt vorgesehenen Sanierungsmittel für die Burg vollständig ausschöpfen würde.

Weiterhin erinnerte Majchrzak an das Debakel rund um die WM 2006. Damals habe die Stadt Königstein enorme Verluste gemacht, als sie sich ein großes Ereignis mit entsprechenden Einnahmen aus dem Besuch der brasilianischen Mannschaft erhofft habe. Eine Entscheidung, die nicht unter Helm, sondern seinem Vorgänger Siegfried Fricke (CDU) gefallen sei. Damals habe Helm sich über diese Erbschaft laut beschwert und beklagt, er müsse die Finanzen nun richten. Dass die Landesgartenschau ein Minus-Geschäft werde, stehe im Grunde jetzt schon fest, zumal Helm keinen Eintritt verlangen wolle. Man brauche sich nur ein wenig zu erkundigen: Bad Schwalbach, Ausrichter der Schau im Jahr 2018, habe mit 3,6 Millionen Defizit aus dem Ereignis zu kämpfen und die Steuern kräftig erhöhen müssen. In Gießen, das im Jahr 2014 Gastgeber war, gab es massiven Widerstand aus der Bevölkerung, weil ökologisch wertvolle Flächen für die Schau umgewidmet wurden.

Noch bei der Vorstellung des letzten Quartalsberichts, der einen guten Überschuss für den Königsteiner Haushalt belegt, hatte Helm erneut gewarnt, dass „die fetten Jahre“ nun bald wieder vorbei seien und man weiter sehr sparsam sein müsse. „Vielleicht hat er ja den Lotto-Jackpot geknackt und will das Geld für diese Veranstaltung einsetzen?“ Aber selbst da fielen ihr auf Anhieb weitere dringendere Projekte in der Stadt ein, so Majchrzak, für die das Geld sinnvoller ausgegeben werden könne. Von dem Autoverkehr, den eine solche Großveranstaltung in das ohnehin schon so stark belastete Königstein ziehen würde, ganz zu schweigen.

Natürlich dürfe auch Bürgermeister Helm zu Weihnachten Wünsche äußern, jedoch sollten diese nicht auf Kosten der Königsteiner*innen gehen. Die ALK habe jedenfalls den Wunsch, dass die seit Helms Amtszeit angegangen Projekte und Beschlüsse der Stadtverordnetenversammlung 2020 endlich umgesetzt würden. Zudem sitze die Stadt immer noch auf einem über 30 Millionen Euro hohen Berg aus Altschulden, der gerade in Zeiten niedriger Kreditzinsen dringend verringert werden müsste. (hhf)



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