Königstein (gs) – Am Montag wurde die Ausstellung „The Forgiveness Project“ an der Bischof-Neumann-Schule in Anwesenheit von Judith Kohler (Institut für Restorative Praktiken, Berlin) und Lisa Geidt (Chaja Stiftung) eröffnet.
Das Projekt erzählt im Rahmen einer Ausstellung 21 persönliche Geschichten von Einzelpersonen und Gemeinschaften, die ihr Leben nach Gewalt, Tragödie und Ungerechtigkeit wieder aufgebaut haben. „Vergebung polarisiert“ war bereits in der Projektbeschreibung zu lesen – für den einen ist sie inspirierend, andere stößt sie vor den Kopf. Was auf der einen Seite ein Gegenentwurf zum Begriff „Rache“ sein kann, ist vielleicht für andere Betroffene lediglich eine Antwort der Schwäche, die Fehlverhalten entschuldigt und duldet.
Die Ausstellung beruht auf einer Idee der britischen Journalistin Marina Cantacuzino in Zusammenarbeit mit dem Fotografen Brian Moody, die zahlreiche Berichte aus aller Welt gesammelt haben. Die Geschichten, die das „Forgiveness Project“ gesammelt hat, wirken als Gegenentwurf von Erzählungen von Hass und Entmenschlichung. Im Mittelpunkt des Projektes steht das Verständnis, dass Erzählungen die Kraft haben, Leben zu verändern und dabei ein Klima der Toleranz, Resilienz, Hoffnung und Empathie aufzubauen. Die Geschichten zeigen, dass Vergebung in erster Linie eine sehr persönliche Reise ist, die keine festen Regeln und Fristen kennt.
Dass die Ausstellung eher „zufällig“ ihren weg in die Kollegskirche gefunden hat, davon berichtete Schulleiter Jens Henninger in seiner kurzen Eingangsrede. Das wichtige Thema gehöre auch an die Schule, so Henninger, wo sich die Menschen begegnen und eine sinnvolle und nachhaltige Konfliktbewältigung wünschenswert sei. Lisa Geidt (Chaja Stiftung) sieht in der Ausstellung ebenfalls eine gute Möglichkeit, sich mit dem Thema Konfliktbewältigung auseinanderzusetzen. Vergebung, so merkte sie in ihrer Ansprache an, sei kein generelles Konzept, sondern bedeute für jeden etwas anderes. Sie könne jedoch den Weg weisen – weg von der Vergangenheit und hin zu einer neuen Gestaltung der Zukunft. Auch Judith Kohler (Institut für Restorative Praktiken) war bei der Ausstellungseröffnung persönlich zugegen und erläuterte kurz die Entstehungsgeschichte der Ausstellung und des begleitenden Buches (in englischer Sprache). Die Ausstellung, so führte sie aus, sei bereits in mehreren Ländern erfolgreich gezeigt worden und habe den Anspruch, Wege aufzuzeigen, Hass und Entmenschlichung entgegenzutreten, aus der Gewaltspirale auszutreten und neue Wege zur Konfliktbewältigung zu zeigen.
Die 21 Geschichten der deutschen Ausstellung werden alle in der Kollegskirche gezeigt und eröffnen sehr persönliche Einblicke in die Seelen derjenigen Menschen, deren Geschichten erzählt werden.
Die Themen sind vielfältig: Ob medizinischer Kunstfehler, Schwerverbrechen oder die Auseinandersetzung mit der Todesstrafe – die Schicksale ziehen den Gast und Leser in ihren Bann und lösen des Öfteren einen „Whow“-Effekt aus angesichts der Tatsache, welche Erkenntnis den Erzähler zu seiner – sehr persönlichen – Form der Vergebung geführt hat.
Eine sehenswerte Ausstellung, tiefgreifend und persönlich, die wohl niemanden unbeeindruckt lassen wird.
Die Ausstellung kann noch bis zum 21. Juli in der Kollegskirche (Bischof-Neumann-Schule) besucht werden.
Besucher sind herzlich willkommen.
Öffnungszeiten: Montag bis Freitag von 8 bis 19 Uhr und am Sonntag, den 16. Juli, von 11 bis 17 Uhr.
Am Donnerstag, den 13. Juli, ist die Ausstellung geschlossen.