Königstein (kw) – „Auf Grund der Beschlüsse der Londoner Konferenz von 1948 ist das Grundgesetz den Militärgouverneuren der drei westlichen Besatzungszonen vorgelegt und von diesen am 12. Mai des Jahres Eintausendneunhundertneunundvierzig zur Ratifizierung durch die Landtage genehmigt worden“ – so steht es im Grundgesetz vom 23. Mai 1949. Damit sind zwei der drei Termine im Mai genannt, die entscheidenden Daten in der Geschichte des Grundgesetzes bilden:
8. Mai 1949 (Verabschiedung im Parlamentarischen Rat),
12. Mai 1949 (Genehmigung durch die alliierten Militärregierungen) und
23. Mai 1949 (Inkrafttreten).
An den 12. Mai 1949 erinnert Terra Incognita mit der Veranstaltung „Von der Sechsmächtekonferenz zum Grundgesetz nach Europa“ als Veranstaltung im Rahmen der hessischen Europawoche.
Poelzig-Bau und Haus der Länder
Auch wenn diese Festveranstaltung nicht am historischen Ort – dem Poelzig-Bau in Frankfurt – stattfindet, sondern im „Haus der Begegnung“, so ist Königstein aufgrund der engen Verbindung zwischen dem historischen „Haus der Länder“ 1949 in der Villa Rothschild und dem Sitz der amerikanischen Militärregierung im heutigen Poelzig-Bau in Frankfurt eine gute Wahl für diese Veranstaltung: Im „Haus der Länder“ bereiteten sich die westdeutschen Ministerpräsidenten mehr als einmal auf ihre Besprechungen mit den alliierten Militärregierungen im Poelzig-Bau in Frankfurt vor.
Das Datum „12. Mai 1949“ steht auch nicht im Fokus der Feierlichkeiten zum „70jährigen Jubiläum“ des Grundgesetzes, die zwischen dem 23. und 25. Mai dieses Jahres in Karlsruhe stattfinden. Dennoch erscheint den hiesigen Organisatoren – nicht nur unter regionalhistorischen Gesichtspunkten – dieser Termin so wichtig, dass sie an ihn mit einer besonderen Festveranstaltung erinnern wollen. Für die Zeitgenossen des Jahres 1949 spielten nämlich der 8. und der 12. Mai offensichtlich sogar die größere Rolle, was sich recht einfach belegen lässt: Die meisten Abdrucke des neuen Grundgesetzes erschienen in den deutschen Tageszeitungen um den 12. Mai 1949 herum.
Der Historiker des Deutschen Bundestages, Dr. Michael Feldkamp, wird den Festvortrag im Haus der Begegnung gestalten. Er steht auch in der anschließenden Podiumsdiskussion und der weiteren Diskussion mit dem Publikum zur Verfügung.
Europabezug im Grundgesetz
Ein Aspekt des Vortrages und der Diskussion wird der ausgeprägte Europabezug des Grundgesetzes sein. Das Grundgesetz kann mit Fug und Recht für sich beanspruchen, die europäischste aller europäischen Verfassungen zu sein. Auch dieser Aspekt wird meistens bei Feierlichkeiten zum Grundgesetz wenig beachtet, ebenso wie die Miturheber des Grundgesetzes, die „sechs Mächte“ des Jahres 1948, also die Vereinigten Staaten von Amerika, das Vereinigte Königreich, Frankreich, Belgien, Luxemburg und die Niederlande.
„Wir möchten mit dieser Veranstaltung nicht nur an die immense Bedeutung des Grundgesetzes für Europa erinnern, sondern auch Königstein als ‚Stadt des Grundgesetzes‘ und einen der fünf wichtigsten Gründungsorte der Bundesrepublik Deutschland herausstellen“, so das Anliegen der Organisatoren, daher ist die Veranstaltung eintrittsfrei und für jedermann zugänglich, sofern der Platz ausreicht. Ab 16.30 Uhr laden sie ins Haus der Begegnung zu einem Empfang, die Festveranstaltung selbst beginnt um 17 Uhr.
Männliche Kriegsbraut
An diese im Prinzip in sich geschlossene Einheit schließt sich um 19.45 Uhr die Vorführung des Hollywood-Spielfilms „Ich war eine männliche Kriegsbraut“ aus dem Jahr 1948 an, in der Cary Grant und Ann Sheridan die Hauptrolle spielen. Der Film wurde 1948 im Rhein-Main-Gebiet, u.a. vor der Kulisse des zerstörten Frankfurt gedreht und schildert in vergnüglicher Form den Bürokratismus der amerikanischen Besatzungsmacht in Deutschland. „Es ist eine wahrlich europäische Geschichte zwischen Deutschland, Belgien, Frankreich und den USA“, schmunzelt Christoph Schlott – der Vorsitzende des veranstaltenden Vereins Terra Incognita e.V. wird dazu eine historische Einführung geben. Eine Tagesausstellung im „Haus der Begegnung“ an diesem Abend illustriert schließlich die Entstehung des Grundgesetzes ebenso wie die Hintergründe zum Film.
Am folgenden Vormittag – Montag, 13. Mai – um 11 Uhr stellt zudem Michael F. Feldkamp in der Königsteiner Buchhandlung „MillenniuM“ sein neues Buch „Der Parlamentarische Rat“ vor.