„Caritas Christi urget me – Die Liebe Christi drängt mich“ Gedenken am Grab von Flüchtlingsbischof Maximilian Kaller

Maximilian Kaller Fotos: Colloseus

Königstein (mc) – In der Nachkriegsgeschichte Königsteins war es ein Ereignis von Bedeutung, als der ehemalige Bischof des Ermlands, Maximilian Kaller, von großen seelischen und physischen Strapazen gezeichnet und verbraucht, am 7. Juli 1947 in Frankfurt am Main starb und drei Tage später in Königstein auf dem Kirchhof von St. Marien beigesetzt wurde. Der Päpstliche Delegat und spätere Nuntius in Bonn, Bischof Alois Muench, viele deutsche Bischöfe, angeführt von Joseph Kardinal Frings aus Köln, und ein langer Trauerzug gaben ihm das letzte Geleit.

Maximilian Kaller, am 10. Oktober 1880 im oberschlesischen Beuthen geboren, begann nach seinem Abitur im Jahre 1899 ein theologisches Studium in Breslau, wo er 1903 zum Priester geweiht wurde. Nach seiner Berufung zum Bischof des katholischen Ermlands im sonst protestantischen Ostpreußen trat Maximilian Kaller am 28. Oktober 1930 sein Pontifikat in Frauenburg, der alten Diözesanstadt am Frischen Haff, an.

Als Folge des Kriegs musste Bischof Kaller am 16. August 1945 auf sein Bischofsamt verzichten und das Ermland verlassen. Kaller ließ sich als Vertriebener – ein Schicksal, das er mit vielen Millionen entwurzelter und heimatloser Menschen teilen musste – in Frankfurt am Main nieder und hatte dort seinen Wohnsitz in der Pfarrei St. Bonifatius in Sachsenhausen.

Mit Millionen Menschen kamen nach Kriegsende auch über 3.000 Priester und Theologiestudenten aus den Vertreibungsgebieten. Die Nöte und Sorgen dieser Menschen vor Augen, ernannte Papst Pius XII. Bischof Maximilian Kaller am 24. Juni 1946 zum päpstlichen Sonderbeauftragten für die heimatvertriebenen Deutschen. Dieses Amt als „Flüchtlingsbischof“ war es, das Maximilian Kaller nach Königstein führte.

Gemeinsam mit Prälat Albert Büttner als Leiter der kirchlichen Hilfsstelle in Frankfurt und Professor Dr. Adolf Kindermann aus Prag hat Kaller bis zu seinem frühen Tod aktiv an der Gründung des Albertus-Magnus-Kollegs auf dem Kasernengelände in Königstein mitgewirkt. Das Werk entwickelte sich mit der St. Albert-Schule, einem Konvikt, der Philosophisch-Theologischen-Hochschule mit Priesterseminar und später mit dem Hilfswerk „Kirche in Not“ Pater Werenfried van Straatens, dem Haus der Begegnung und weiteren Einrichtungen zum „Vaterhaus der Vertriebenen“. Das Büro Maximilian Kallers in Königstein, der von Anfang an die Bewältigung des Vertriebenenschicksals im Geiste der Versöhnung mit unseren östlichen Nachbarn suchte, befand sich im ehemaligen Offiziershaus der Kaserne, in dem nach erfolgtem Umbau heute die Bilinguale Schule untergebracht ist.

Trotz der vielen Einschränkungen durch die Corona-Krise hielt jetzt eine kleine Gruppe Ermländer die Tradition aufrecht, sich zum Todestag von Bischof Kaller in Königstein zu treffen. Organisator war Dietrich Kretschmann, der lange Jahre an der Bischof-Neumann-Schule unterrichtete. Die Messe in St. Marien zelebrierte Pfarrer Clemens Bombeck aus Neumarkt in der Oberpfalz, an der Orgel begleitet von Karl Klinke, ehemals Dirigent des Königsteiner Kirchenchors.

Pfarrer Bombeck betonte, wie gut es tut, dass die Kirchen wieder geöffnet sind und Menschen hier im Alltag Atempausen einlegen können, um Gott nahe zu sein. Gerade eine so schöne barocke Kirche wie St. Marien lade hierzu ein. Eine vom ehemaligen Königsteiner Mitbürger und Kirchenhistoriker Prof. Dr. Rudolf Grulich kunstvoll gestaltete Kerze zu Ehren von Bischof Kaller wurde von Küster Peter Langer über Jahre hinweg sorgfältig aufbewahrt. Nun fand sie auf dem Altartisch Platz und erstrahlte mit ruhig brennender Flamme.

Die ermländische Vesper und die Station am Grab von Maximilian Kaller waren geprägt von der Würdigung seines Wirkens. Sein bischöflicher Wahlspruch lautete „Caritas Christi urget me – Die Liebe Christi drängt mich“. Kaller sah in dem Vers aus dem 2. Brief des Paulus an die Korinther seine Berufung, in Demut Menschen für Gott zu gewinnen. Sein Ziel als Vertriebenenbischof war es, den Flüchtlingen und heimatlosen Menschen nach dem Krieg zu dienen und zur Versöhnung der Völker und zum Frieden unter den Menschen beizutragen.

Die Übertragung der Gedenkfeierlichkeiten kann übrigens unter „YouTube Ermlandfamilie e.V.“ im Internet abgerufen werden.

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