Königstein (aks) – Wieder einmal wurde die katholische Privatschule in Königstein ihrem guten Ruf gerecht, neben der schulischen auch die soziale Kompetenz zu fördern. Der Anspruch der Bischof-Neumann-Schule (BNS) mit über 750 Schülerinnen und Schülern geht über (Abi-)Noten hinaus. Schüler sollen lernen, ihre Verantwortung in der Gesellschaft bewusst und gerne zu übernehmen: Soziale Kompetenz ist der Schlüssel dazu. Dr. Marc Philipp, Lehrer für Geschichte und Politikwissenschaft, besuchte mit seinen Schülern des Abi-Leistungskurses Geschichte die Ausstellung in der Kollegkirche der BNS. Die Schwarz-Weiß-Fotos des Fotografen Siegfried Wittenburg, der früh gefördert und später für seine Arbeiten sanktioniert wurde, machten die Widersprüche im sozialistischen Alltag lebendig, so brachte eine Schülerin die Ausstellung auf den Punkt. Die 40 Fotos zeigen, wie vor Honeckers Konterfei geheiratet und Babys im Kollektiv gefüttert wurden, dazu Parolen wie „Das schaffen wir“. Der Staat hatte immer und überall über jeden die Kontrolle. Das berühmte Zitat Ulbrichts von 1945 lautet: „Es muss demokratisch aussehen, aber wir müssen alles in der Hand haben.“ So ist auch Wittenburgs Leben geprägt vom unfreien Leben in der Diktatur: „Ich habe drei Leben: Eins in Freiheit, eins in Unfreiheit, und eins dazwischen. Nie wieder möchte ich Unfreiheit erleben und engagiere mich für den Erhalt der Freiheit, der Demokratie und der Menschenwürde.“ Er hat Widerstand geleistet mit seinen unzensierten Fotografien und deshalb heftige Auseinandersetzungen mit der SED ausgefochten. Seine Ausstellung legt Zeugnis ab vom „Alltag in einem verschwundenen Staat“, besonders für junge Menschen ein wichtiges Kapitel der deutschen Geschichte. Auf den Fotos zu betrachten, was wirklich (jeden Tag) geschah, hilft, auch die Lüge von der Wahrheit zu unterscheiden, nicht nur im Geschichtsunterricht.
Schulleiter Jens Henninger betonte, wie wichtig ihm persönlich diese Ausstellung an der Bischof-Neumann-Schule sei, nicht nur für Schüler, sondern auch für externe Gäste. Die realen „Schnappschüsse“, die beim näheren Betrachten die komplexe Geschichte der „verschütteten“ Utopie erzählen, handelten nicht nur von der Vergangenheit, sondern „es geht primär um die Gegenwart und die Zukunft und die Frage, wie wir diese Zukunft angesichts der Herausforderungen der heutigen Zeit (Zustimmung für rechte Parolen und extremistische Parteien, Antisemitismus, Krieg und Gewalt als Lösung von Konflikten) gestalten. Wir müssen das Privileg, in einer Demokratie leben zu dürfen, immer wieder neu schätzen und uns für den Erhalt einsetzen. Die beeindruckenden Fotos von Siegfried Wittenburg sind hierfür eine wunderbare Grundlage“.
Die Ausstellung in der Kollegkirche ist bis Sonntag, 19. November, Donnerstag und Freitag von 8 bis 18, Sonntag von 11 bis 17 Uhr zu sehen.
Die Arbeiten machen die Widersprüche im sozialistischen Alltag deutlich.
Foto: Sura